Wallis Bird groovt akustisch auf dem Boemundhof durchs Gewitter

Saarburg · Dicke Regentropfen sind der Alptraum jedes Freiluftkonzert-Veranstalters. Was also machen, wenn der Himmel plötzlich seine Pforten öffnet? Die irische Musikerin findet darauf die passende Antwort.

Perfektes Wetter für ein Freiluftkonzert: Eine leichte Brise, nicht zu heiß und wenige Wolken am Himmel. Die australische Musikerin Toby Beard genießt ihren Auftritt vor etwa 200 Zuhörern im Boemundhof. Erst zwei Tage vorher war sie aus ihrem Heimatland zu einer kurzen Europatournee gekommen. Am Freitag ist sie im westfriesischen Medemblik aufgetreten, Samstag in Saarburg und am Sonntag ging es um 5 Uhr weiter zu einem Gig ins englische Loughborough. Bevor es Ende des Monats wieder zurück nach Australien geht, folgen noch vier Auftritte in Deutschland.

Tobys Musik spiegelt das Leben auf der Straße wider. Sie reißt mit, lässt einem manchmal auch wieder Zeit, um anzuhalten. Die Pause nutzt sie, um zu genießen - wie etwa im Duett mit ihrem Schlagzeuger Josse Sharrard - oder einfach nur, um auf eine verflossene Liebe zurückzublicken. Sie selbst beschreibt Musik so: "Sie reißt alle Grenzen ein. Sie ist die Seele von allem, was mich antreibt." Und das ist zu hören.

Von Westen werden die Wolken immer dichter. Erst fallen schwere Tropfen auf den Boden. Für die zweite Musikerin am Abend, Wallis Bird, kein Grund, die Gitarre in die Ecke zu stellen. Sie ruft die Zuhörer zu sich und bietet Unterschlupf auf der Bühne an. Die ersten Böen kündigen dann das Gewitter an. Während sie spielen, helfen die Musiker den Roadies, die Elektronik mit Planen vor dem Wasser zu schützen. Es hilft aber nichts: Strom und Licht müssen ausgeschaltet, die Musikinstrumente geschützt werden. Um einigermaßen trocken zu bleiben, flüchten die Zuhörer unter Zelte und denken daran, wie sie möglichst schnell ins Trockene kommen.

Doch dann hat Wallis Bird die rettende Idee: Sie lädt die verbliebenen 150 Zuhörer in die Künstlergarderobe - die Kellerräume des Hauses Warsberg - ein. Zum Trost verteilt sie erst mal Gummibären an alle. Schnell ist ein Kabel für einen Strahler gelegt. Und dann geht die Show weiter, auch dank der Musiker, die die in Berlin lebende Künstlerin auf ihrer Tournee begleiten. Akustisch - ohne Verstärker. Die Zuschauer stehen und sitzen hautnah neben ihr, singen mal den Bassgroove, mal die Texte mit.

Wallis Bird testet die Akustik der kleinen Räume aus - mal nur a cappella, mal als Wirbelwind an den beiden vom Schlagzeug übrig gebliebenen Trommeln, mal auch einfach an den jahrhundertealten Gewölbemauern. Um Mitternacht hat die Powerfrau dann ausgegroovet, verlässt die Bühne unter frenetischem Applaus der Zuhörer. Für die ist es jetzt Zeit, nach Hause zu gehen. Denn bei Konzertende haben sich die Gewitterwolken verzogen. Auch für Wallis Bird geht damit ein spezieller Abend zu Ende. Sie staunt und wundert sich über ihre Bandkollegen und sich selbst: "Wow, das war das erste Konzert, das wir ganz ohne Verstärker gespielt haben."

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