Warmherzige Schwester mit Biss

HERMESKEIL. (kat) Warmherzigkeit bescheinigen ihr die Patienten, Kompetenz der Arbeitgeber: Seit 23 Jahren arbeitet Gertrud Wittig als Krankenschwester im St. Josef Krankenhaus in Hermeskeil. Sie ist Bereichsleiterin der Inneren und Chirurgie - und unentbehrlich.

Der Vater von Gertrud Wittig hätte seine Tochter gerne hinter einem Bankschalter gesehen. "Aber meine sozial sehr engagierte Mutter hat mich stark geprägt", sagt die 44-Jährige. Respekt gegenüber Älteren oder sozial Schwächeren hat die Malbornerin von Kindesbeinen an gelernt. Die Erzählungen einer älteren Freundin über ihrem Beruf als Krankenschwester haben den Entschluss reifen lassen, auch Krankenschwester zu werden. Gedacht, gelernt. Im Marienkrankenhaus Trier-Ehrang machte sie ihre Ausbildung und kurz nach dem Examen ihre erste Leitungserfahrung. "Die Stationsschwester war ausgefallen, und ich sprang ein." Als 21-Jährige kam sie ins St. Josef Krankenhaus nach Hermeskeil. Gertrud Wittig ist dort Bereichsleiterin der Inneren und der Chirurgie. Die Arbeit im Team und für die Patienten da zu sein, ist es, was sie an ihrem Beruf liebt. Trotz der vielfältigen Veränderungen, die die Gesundheitsreformen mit sich gebracht haben "und mich manchmal auf die Palme bringen". Umstellen musste sich Schwester Gertrud auch, dass nicht mehr die "manchmal schon überbetüternde Wohlfühlpflege" gefragt ist, sondern die "Ressourcen orientierte aktivierende Pflege" im Vordergrund steht. Durch die Spezialisierung sei alles "wahnsinnig schnell geworden" und die Zahl der examinierten Kräfte auf Station ist gesunken. Heißt: Schwester Gertrud muss mehr Verantwortung übernehmen. Um diesen Beruf ausüben zu können, seien Kommunikationsfähigkeit, Toleranz, Organisationstalent und Konfliktfähigkeit das A und O. Und Warmherzigkeit, die Gertrud Wittig auf den ersten Blick ausstrahlt. Aber sie hat auch Biss. Den hat sie vor 20 Jahren bewiesen, als sie ein halbes Jahr nach der Geburt ihrer Tochter Stephanie wieder ins Berufsleben zurückkehrte. "Es war damals nicht einfach, mich gegen die Vollzeitmütter durchzusetzen." Als Rabenmutter und Egoistin hätten viele sie abgestempelt. Aber ihr Mann und die Oma standen ihr zur Seite. So, wie sie die Schwiegermutter heute nicht alleine lässt. Vor acht Monaten hat Gertrud Wittig ihre Arbeitszeit um ein Viertel reduziert, um mehr für die pflegebedürftige Großmutter da sein zu können. Auf Reisen, "ich bin fasziniert von den griechischen Inseln", beim Lesen eines guten Buches und in ihrem Garten tankt sie auf.

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