Wirtschaft Warnstreik vor den Bilstein-Toren

Mandern · Für eine Stunde legen am Freitag 220 Mitarbeiter des Autoteile-Herstellers ThyssenKrupp Bilstein in Mandern die Arbeit nieder. Weitere Streiks sind möglich.

 Mitarbeiter des Autoteile-Herstellers Bilstein in Mandern haben am Freitagmorgen für eine Stunde gestreikt. Bevollmächtigter Christian Z. Schmitz (links) erklärt, wofür die IG Metall in der aktuellen Tarifrunde kämpft.

Mitarbeiter des Autoteile-Herstellers Bilstein in Mandern haben am Freitagmorgen für eine Stunde gestreikt. Bevollmächtigter Christian Z. Schmitz (links) erklärt, wofür die IG Metall in der aktuellen Tarifrunde kämpft.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Transparente stehen vor dem Eingang zum Bilstein-Werk in Mandern. „Miteinander für mehr Zeit für uns“ und „Miteinander für sechs Prozent mehr Geld“ ist darauf zu lesen. Gewerkschaftsvertreter schneiden Brötchen, kochen Bockwürste und bieten Kaffee an. Um sie herum haben sich etwa 220 Mitarbeiter der Früh- und Tagschicht des Autoteile-Herstellers aus dem international agierenden ThyssenKrupp-Konzern versammelt. Sie haben ihre Arbeit für eine Stunde niedergelegt, um sich an einem Warnstreik zu beteiligen. Dazu hatte die Gewerkschaft IG Metall die tarifgebundenen Betriebe der Region aufgerufen.

„Miteinander für morgen“ lautet das Motto der IG Metall für die aktuelle Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Sie fordert für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche sechs Prozent mehr Geld und eine Wahloption, ihre Arbeitszeit für die Dauer von bis zu zwei Jahren auf bis zu 28 Wochenstunden zu verkürzen. Seit Ende November 2017 wird bundesweit mit den Arbeitgebern verhandelt.

 Die Mitarbeiter bei Bilstein sorgen sich derzeit nicht nur um den Ausgang der Tarifgespräche. Die Stimmung sei „mies“, sagt Josef Schmidt, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. Seit September seien um die 100 befristete Verträge ausgelaufen. Wer keinen festen Vertrag habe, müsse in den nächsten ein bis zwei Jahren um seine Zukunft bangen. Ende 2016 hatte die Konzernleitung verkündet, einen Teil der Produktion vom Hochwald nach Osteuropa auszulagern. Dort hat ThyssenKrupp Bilstein einen weiteren Standort, ebenso wie in China und den USA. Für Mandern wurde ein drastischer Stellenabbau befürchtet. Mit derzeit 1350 Beschäftigten ist das Werk einer der größten Arbeitgeber der Branche in der Region. Die Mitarbeiter kommen aus dem gesamten Hochwald-Raum – vom oberen Ruwertal bis nach Thalfang und ins nördliche Saarland.

Dass die Belegschaft schrumpfen wird, steht fest. „Wir haben aber in einem Haus-Tarifvertrag festgeschrieben, dass bis 2022 mindestens 850 Beschäftigte hier bleiben plus 50 Auszubildende“, sagt Betriebsratschef Weber. Betriebsbedingte Kündigungen seien bis dahin ausgeschlossen. Um den Standort langfristig zu sichern, müsse man sich jetzt dafür einsetzen, neue Aufträge zu bekommen. „Die Aufträge werden jetzt für die nächsten Jahre vergeben.“

Innerhalb der nächsten Monate wird laut Weber die Abteilung zur Kolbenstangen-Produktion in Mandern geschlossen. Die etwa 100 betroffenen Mitarbeiter würden in anderen Bereichen untergebracht. „Im Moment ist alles in der Schwebe. Keiner weiß, wo er nachher landet“, sagt ein Mitarbeiter der Abteilung, der seit 29 Jahren im Werk arbeitet. Zum Warnstreik sagt er: „Ich hoffe, es bringt was, und weitere sind nicht nötig.“

ThyssenKrupp Bilstein äußert sich auf TV-Anfrage zu der Aktion vor den Manderner Werkstoren: „Die Warnstreiks der IG Metall finden derzeit flächendeckend in der gesamten Bundesrepublik statt. Zu laufenden Tarifverhandlungen äußern wir uns nicht.“ Die Situation im Hochwaldwerk sei „aktuell befriedigend. Wir befinden uns derzeit in einigen Auftragsvergaben“.

Mehr Fotos von dem Warnstreik bei Bilstein in Mandern gibt es auf www.volksfreund.de/hochwald

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