Warten auf den Supermarkt in Nittel

Nittel/Wincheringen · Nittel steht nach wie vor ohne Seniorenheim und Supermarkt da, obwohl seit Mitte 2014 entsprechende Bauarbeiten laufen sollten. Während der mögliche Pflegeheimbetreiber abgesprungen ist, bekräftigt die Unternehmensgruppe Edeka ihr Interesse an dem Obermosel-Standort.

 Keine Spur von Seniorenheim und Supermarkt: Bisher ist auf dem Grundstück am Rand des Neubaugebiets in Nittel noch nichts passiert. TV-Foto: Friedemann Vetter

Keine Spur von Seniorenheim und Supermarkt: Bisher ist auf dem Grundstück am Rand des Neubaugebiets in Nittel noch nichts passiert. TV-Foto: Friedemann Vetter

Nittel/Wincheringen. Das Neubaugebiet Wiesengraben in Nittel wächst. Etliche Bauherren haben ihre Projekte begonnen. Das größte fehlt jedoch noch: Obwohl der Baubeginn für Juni 2014 angekündigt war, ist vom geplanten Seniorenheim samt Supermarkt am Nitteler Ortsrand nichts zu sehen. Der Komplex sollte direkt an der B 419 entstehen, doch noch deutet kein Anzeichen auf einen Projektstart hin. Die Nahversorgungssituation in dem 2359-Einwohner-Ort ist somit weiterhin prekär: Außer einem Bäckereifahrzeug gibt es dort kein Lebensmittelgeschäft mehr, seit 2013 die alte Bäckerei abgebrannt ist (der TV berichtete).

Investor hält sich bedeckt: Um das Supermarkt-Projekt ist es still geworden. Obwohl der TV 2014 etliche Male versucht hat, mit dem Investor von Beda Regiebau aus Trier Kontakt aufzunehmen, war Firmenchef Bernd Wirtz nicht erreichbar. Auch auf eine erneute Anfrage am Donnerstag antwortete er nicht. Trotzdem präsentiert die Firma das Projekt auf ihrer Internetseite - sogar mit Grafik. Beda wirbt mit der direkten Nähe zu Luxemburg, barrierefreien Wohnungen sowie Einzel- und Doppelzimmern mit insgesamt 61 Pflegebetten. Auch der Supermarkt samt Bäckerei im Erdgeschoss wird erwähnt.

Gemeinde erklärt Verzögerung: Trotz aller Verzögerungen zog sich das Versprechen, dass der Supermarkt auf jeden Fall komme, durch alle Aussagen des ehemaligen Ortschefs Hans-Josef Wietor und seines Nachfolgers Peter Leo Hein. Dass Edeka den Markt in Nittel betreiben will, ist sicher, denn die Unternehmensgruppe sieht eine Versorgungslücke zwischen Perl, Konz und Saarburg. Gebietsexpansionsleiter Uwe Schatto bestätigt das auf TV-Anfrage. Es bestehe kein Zeitdruck, weil es sich um eine Neuansiedlung handle, sagt er.
"Der Investor Beda Regiebau hat bereits einen Planentwurf zum Errichten der Immobilie bei der Baubehörde eingereicht", schreibt Hein in seinem Bürgerbrief 2015. Den Grund für den Verzug beschreibt er darin auch: "Kurz darauf ist der geplante Pflegeheimbetreiber Evergreen abgesprungen. Es sei verständlich, dass der Investor mit dem Bau erst beginne, wenn sich ein neuer Betreiber finde, schreibt Hein. "Mit Hochdruck laufen bereits Verhandlungen mit möglichen Betreibern", versichert er.
Ex-Betreiber schweigt: Auf die Frage, warum Evergreen das Projekt in Nittel aufgegeben habe, erklärt eine Sprecherin: "Die Entscheidungsträger stehen nicht mehr zur Verfügung. Mehr kann ich dazu nicht sagen." Ein Gerücht, dass Evergreen aufgegeben habe, weil es nicht genügend Fachpersonal in der Region gebe, bleibt unbestätigt. Auf Anfrage bei der Arbeitsagentur heißt es allgemein, dass der luxemburgische Arbeitsmarkt in vielen Branchen Fachkräfte abziehe.

Zusammenarbeit mit den Nachbarn:
Hein erklärt gegenüber dem TV, dass auch bei der Größe des Supermarkts noch nicht das letzte Wort gesprochen sei. Bisher sah der Plan vor, dass der Nitteler Markt 800 Quadratmeter Verkaufsfläche bekommt. Obwohl der Investor und der Marktbetreiber Edeka gerne 1200 Quadratmeter gehabt hätten, durfte die kleinere Fläche wegen Vorgaben im Landesentwicklungsprogramm (LEP) nicht überschritten werden. Diese Regelung können die Nitteler nur mit Unterstützung der Gemeinde Wincheringen (VG Saarburg) umgehen, in der es ein kleines Lebensmittelgeschäft gibt. Denn die beiden Obermoselorte gelten im LEP als kooperatives Grundzentrum. Sie sollen verbandsgemeindeübergreifend in Bereichen wie Einzelhandel und Kultur zusammenarbeiten. Das heißt konkret: Bekommt Nittel einen großen Frischemarkt, muss Wincheringen auf einen solchen verzichten.
Dieser Sachverhalt sei am 26. November Thema eines Treffens mit den Bürgermeistern der Verbandsgemeinden Saarburg und Konz, Jürgen Dixius und Karl-Heinz Frieden, sowie Vertretern aus Wincheringen gewesen, sagt Hein: "Es war immer Einvernehmen, dass man sich nicht gegenseitig in die Suppe spuckt. Nittel würde die Zustimmung für einen größeren Markt begrüßen." Für den Nitteler Ortschef ist ein Frischemarkt ein Gewinn für die gesamte Obermosel.

Wincheringer wollen ein Konzept: Der mögliche Supermarkt war Thema einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung in Wincheringen. Das Ergebnis beschreibt Jürgen Dixius: "Dem Ortsgemeinderat fehlt derzeit noch die Grundlage, den Anträgen zuzustimmen." Ein gemeinsames Konzept werde angestrebt, in dem klar definiert werde, wie die Aufgaben bei der Kooperation zwischen Nittel und Wincheringen verteilt seien.Meinung

Kein gutes Klima an der Obermosel
Die Aussage der Verbandsgemeinde Saarburg, dass man für die Zustimung zum Bau eines 1200 Quadratmeter großen Supermarkts erst ein Konzept für die Kooperation mit Nittel brauche, lässt nichts Gutes erahnen. Denn das Verhalten der Gemeinde Wincheringen und das Abspringen des Pflegeheimbetreibers können für Nittel zu einem großen Problem werden. Verzögert sich das Projekt weiter, wird das Klima investorenfeindlich. Unnötige Spannungen zwischen den Gemeinden wären programmiert. Dabei sollen die Orte eng kooperieren. Das ist bekannt - spätestens seit es im Raumordnungsplan für die Region Trier 2009 festgelegt wurde. Gerade angesichts dessen, dass in Nittel gar keine Grundversorgung vor Ort gewährleistet ist, ist es traurig für die Bürger, dass die Verantwortlichen die Kooperation nicht schneller vorantreiben. Die Nitteler und vermutlich auch viele Wincheringer würden es ihnen danken. c.kremer@volksfreund.deExtra

Baugebiet und zum Supermarkt: Die Planungen für das Neubaugebiet Wiesengraben in Nittel laufen seit mehr als zehn Jahren. Der TV berichtete erstmals 2004 über die Pläne. Damals war noch Karl-Heinz Frieden (CDU), der jetzige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Konz, Ortschef in Nittel. Auf ihn folgte 2007 Hans-Josef Wietor (CDU), in dessen Amtszeit mehrere Planentwürfe für das Baugebiet vorgestellt worden sind. Wietor und der 2009 von der Gemeinde beauftragte Projektentwickler Claudius Frühauf haben den Supermarkt oft herangezogen, um die Erschließung den Mitgliedern des Nitteler Ortsgemeinderats schmackhaft zu machen. Kam Kritik an der Erschließung der 110 Grundstücke auf, argumentierten die Befürworter: ohne Baugebiet kein Supermarkt! Als Investitionssumme für das Pflegeheim-Supermarkt-Projekt wurden damals 15 bis 17 Millionen Euro genannt. cmk

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