Warten auf die Taurusrinder

Saarburg · Ein Naturparadies direkt vor den Stadttoren? Die ökologische Vielfalt auf dem ehemaligen Truppengelände zwischen Saarburg und Serrig soll mit einem Schutzprojekt erhalten werden. Doch es geht nicht recht voran.

 Taurusrinder weiden vor einem Aussichtsturm auf der Koblenzer Schmidtenhöhe. Foto: NaBu Rhein-Lahn/Heinz Strunk

Taurusrinder weiden vor einem Aussichtsturm auf der Koblenzer Schmidtenhöhe. Foto: NaBu Rhein-Lahn/Heinz Strunk

Saarburg. Vor etwa einem halben Jahr hat der Haushaltsausschuss des Bundestages das alte Militärgelände in Saarburg-Beurig zum Nationalen Naturerbe gemacht (siehe Extra). Von dem mehr als 200 Hektar großen Gebiet stehen nun 162 Hektar dauerhaft unter Naturschutz. Seit langem schon diskutieren die Stadt Saarburg, die Verbandsgemeinde (VG), Behörden und der Naturschutzbund (Nabu), darüber, wie man das ökologisch wertvolle Gebiet erhalten und touristisch nutzbar machen kann. Alle schienen sich einig: Am besten ist ein Beweidungsprojekt nach Vorbild der Koblenzer Schmidtenhöhe. Doch es geht nicht voran.
Das sagen Stadt und VG: Stadtbürgermeister Jürgen Dixius mahnt zur Eile: "Bereits 2007 ist der Schutz der Fläche beschlossen worden. Seitdem ist nichts passiert." Der Übungsplatz lebe von der offenen Landschaft, verbusche aber immer mehr. Dixius sieht ein weiteres Problem: Je mehr das Gelände verbusche, desto mehr Wildschweine ziehe es an - ein Ärgernis für viele Landwirte. "Aber Bima und SGD treten auf der Stelle", sagt Dixius. Das Gebiet sei als Naturerbe für Touristen besonders attraktiv. Ein Teilstück könne zudem für den Bau einer Photovoltaikanlage genutzt werden.
Ähnlich sieht es Leo Lauer, Bürgermeister der VG. "Alle Beteiligten waren sich einig. Aber jetzt verweist eine Behörde auf die andere", sagt Lauer. Wenn die Fläche an das Land geht, sollten wir direkt mit dem Ministerium sprechen, um das Ganze zu beschleunigen.
Das sagen die Bundes- und Landesbehörden: Das Gelände gehört der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet Gebäude und Grundstücke des Staates. Zuständig für die Konversionsfläche in Saarburg ist der Bundesforstbetrieb (BfB) Rhein-Mosel, eine Abteilung der Bima. Erhard Schäfer vom BfB sagt: "Die Entscheidung, wer die Flächen bekommt, wird nach einem hierarchischen Prüfverfahren getroffen." Derzeit werde die Fläche der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) angeboten. Lehne diese ab, käme das Land an die Reihe. Erst danach kommen Verbände wie der Nabu zum Zuge. "Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt will im Herbst eine Entscheidung treffen", sagt Schäfer. Ein zwölf Hektar großes Areal am alten Schießstand dagegen werde in den kommenden Wochen zur Verpachtung ausgeschrieben, sagt Schäfer. Dort wäre der Bau einer Photovoltaikanlage möglich.
Auch die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord ist für ein Beweidungsprojekt. Sie ist die Landesbehörde für Umweltschutz. Ohne Eingriffe wird es wohl nicht mehr gehen. "Die Fläche ist bereits stark mit Ginster und Schlehe verbuscht", teilt die SGD auf TV-Anfrage mit. Vor dem Beginn der Beweidung sei schweres Gerät wie spezielle Panzer der Bundeswehr nötig, um den Boden von de Pflanzen zu befreien.
Das können Nabu und Hofgut Serrig tun: Der Naturschutzbund hat viel Erfahrung mit Beweidungsprojekten. In Rheinland-Pfalz ist die Schmidtenhöhe, ein ehemaliges Panzergelände, ein gutes Beispiel. In der halboffenen Weidelandschaft grasen ganzjährig robuste Rinder- und Pferdearten, etwa die Taurusrinder. Der Nabu äußert sich zurückhaltend. "Der Nabu hat im Moment keine Handlungsoptionen. Für unseren Verein muss sichergestellt sein, dass das Land die Gewährträgerhaftung übernimmt, ansonsten können wir die Flächen nicht übernehmen", teilt Corinna Albert vom Nabu Trier mit. Eine Anfrage an das Land sei noch nicht beantwortet. Ein Gespräch mit der SGD Nord sei nach den Sommerferien geplant.
Sollte es gelingen, das Projekt zu starten, steht auch das Hofgut Serrig bereit. "Wir könnten Tiere schlachten und vermarkten", sagt Leiter Michael Köbler. Fleisch könne auf dem Markt, im Hofladen oder in Restaurants angeboten werden. Kurzfristig könne das Hofgut auch für die Pflege des Geländes einspringen.Extra

Flächen des Nationales Naturerbes sollen dauerhaft für den Naturschutz erhalten bleiben. Merkmale sind große Flächen, Unzerschnittenheit und unberührte Lebensräume. Die Flächen werden von der Bundesrepublik an die Länder, an Stiftungen oder Naturschutzverbände übertragen. Flächen sind meist ehemals militärische oder für den Braunkohleabbau genutzte Gebiete sowie das sogenannte Grüne Band an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Etwa 60 000 Hektar wurden deutschlandweit bereits vergeben (Stand Januar 2012). Der Rest folgt nun. jka

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