Warten aufs Christkind

THOMM. Wenn in Thomm vom "Glocken-Jupp" gesprochen wird, weiß jeder, wer damit gemeint ist. Josef Weber ist im Ort nicht nur für das Funktionieren der Glocken zuständig, sondern leistet im Jahresablauf regelmäßig viele Dienste für die Allgemeinheit.

Auch mit der Uhr im Glockenturm, sie war im Oktober 1993 als Gedenkuhr für Menschen mit Behinderung eingeweiht worden, musste sich Weber bereits beschäftigen. Denn der gelernte Elektriker war der einzige Mensch im Ort, der sich mit dieser Technik vorher befasst hatte. Der Glockenturm aus dem Jahre 1788 ist von der alten Kirche noch übrig geblieben und steht ortsbildprägend im Dorf. Ihn hat Weber mehrfach aus Holz nachgebaut. Er ist stolz auf die 70 Zentimeter großen Kunstwerke, die er jeweils mit einer richtig funktionierenden Spieluhr versehen hat. Nachbau brachte bei Versteigerung 1100 Mark

Bei der Einweihung der Originaluhr im Glockenturm vor rund 27 Jahren versteigerte er einen seiner Holz-Nachbauten. Die damals erzielten 1100 Mark wurden von ihm zur Finanzierung der Kirchturm-Uhr gespendet. Josef Weber ist ein Mensch, der immer und für alle Hilfstätigkeiten im Ort zu haben ist. Doch seit einigen Wochen ist seine Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt und er verlässt sich beim Gehen auf zwei Krücken. In seinem Betrieb hatte er kürzlich einen Dieb an seinem Spind erwischt und mit ihm einen harten Kampf gehabt. Der 57-Jährige zog dabei den Kürzeren und brach sich den linken Fuß. In wenigen Wochen will Weber aber wieder fit sein und seinem bereits 40 Jahre betriebenen Hobby nachgehen. Im Dezember wird er die riesige Thommer Weihnachtskrippe in der Pfarrkirche aufbauen. Seit einigen Jahren präsentiert sich das rund 40 Quadratmeter große Werk mit seinen großen Holzfiguren wieder in einem wunderschönen Bild. Mit ein Verdienst von Josef Weber, der der Gruppe von Krippenbauern des Ortes angehört. Weber: "An der Sehenswürdigkeit arbeiten wir mit elf Männern verschiedener Altersstufen rund zwölf Tage lang." Der "Oberhirte" und Leiter, so Weber, ist dabei Josef Feld. Eine Vorfreude auf Weihnachten lässt Weber aufkommen, wenn er von der Krippe schwärmt. Als Kernstück habe sie den Stall mit dem Kind in der Krippe. In dem kleinen dargestellten Dorf lässt sich der Ort Thomm mit seiner Kirche und dem Pfarrhaus wiedererkennen. "Natürlich gehören ein richtiger Bachlauf mit fließendem Wasser, eine Mühle und Brunnen zur Darstellung", erzählt Weber. Ausgeschlossen sei auch nicht, dass sich der eine oder andere Mitmensch in den Gesichtszügen der Puppen erkennen könne. Durch das Schieferbergwerk mit Förderturm und einen Bergmann weisen die Krippenbauer auf die alte Bergmannstradition in der Gemeinde hin. "Ich freue mich auf die schöne Arbeit", sagt Weber, der bis dahin seine Krücken vergessen haben will.

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