Kultur Warum Punk und Kirche zusammenpassen

Konz · Vier Bands spielen am Freitag, 9. November, in der Evangelischen Kirche in Konz. Sie wollen mit dem Konzert ein Zeichen für Vielfalt setzen und reagieren auf rechtsextreme Provokationen der Identitären Bewegung in der Stadt.

 Pfarrer Christoph Urban und Quartiersmanager Dominik Schnith haben sich vor dem Konzert in der Evangelischen Kirche mit den Bandmitgliedern Lukas Schmitz (First Men On Mars) Annabelle Müller (Stevie‘s 7), Bob Klein (Freidenkeralarm) und Dominik Ruth (Dorfterror, von links) getroffen.

Pfarrer Christoph Urban und Quartiersmanager Dominik Schnith haben sich vor dem Konzert in der Evangelischen Kirche mit den Bandmitgliedern Lukas Schmitz (First Men On Mars) Annabelle Müller (Stevie‘s 7), Bob Klein (Freidenkeralarm) und Dominik Ruth (Dorfterror, von links) getroffen.

Foto: TV/Christian Kremer

War Jesus ein Punk? Christoph Urban, evangelischer Pfarrer in Konz, lacht. Doch dann geht er auf die Frage ein. „Nein, war er sicherlich nicht. Punks gab es noch gar nicht zu seiner Zeit. Aber er war auch ein bisschen anders, und er hat seiner Gesellschaft damit kritisch den Spiegel vorgehalten.“ Zudem sei Jesus radikal gewesen: „Er war radikal in seiner Liebe, die er gegeben und die er gefordert hat. Wenn das dazu führt, dass man gemeinsam für Demokratie und für Vielfalt einsteht, dann können Punks und Evangelische Kirche auch gemeinsame Sache machen.“ Pfarrer Urban spricht über ein Konzert, das am Freitag, 9. November, unter dem Titel „Konz wird laut – Demokratie statt Rechtsruck“ in dem evangelischen Gotteshaus in der Karthäuser Straße 153, stattfinden soll.

Auf der Bühne vor dem Altar stehen dann zwei Punkbands und zwei Rockbands. Sie heißen Dorfterror, Freidenkeralarm, First Men On Mars und Stevie’s 7. Die Bands legen um 20 Uhr los. Vor Konzertbeginn ist.ab 19 Uhr ist eine Infoveranstaltung über rechtsextreme Bewegungen und Zeichen in der Musik und der Mode geplant.

Die Idee für eine Veranstaltung gegen Rechts und für demokratische Werte in Konz hatte die Band Dorfterror. Der Oberbilliger Dominik Ruth (17) spielt Gitarre und singt bei Dorfterror. Bassist Rafael Schwier habe ihn irgendwann im September angesprochen. Da seien ihm Aufkleber mit Parolen der rechtsextremen, vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung am Konzer Schulzentrum aufgefallen. „Wir fanden das schockierend. Im gesamten Schulumfeld waren es 20 bis 30 Sticker“, sagt Dominik Ruth. Er verweist zudem auf ein Hakenkreuz, das Unbekannte im Juni in den Temmelser Sportplatz geätzt hatten sowie rassistische Parolen, die unbekannte im vergangenen Jahr auf Bänke am Konzer Moselufer geschmiert haben (der TV berichtete). Gegen solche Dinge richte sich das Konzert. „Wir möchten ein Zeichen setzen“, sagt Dominik Ruth.

Mit der Idee für ein Konzert gegen Rechts ist Dorfterror dann auf das Haus der Jugend (HdJ) in Konz zugegangen. Bei Dominik Schnith, der für das HdJ zum Beispiel das Bundesprogramm Demokratie leben in Konz koordiniert, stoßen sie auf offene Ohren. Schnith, der auch Stadtteilmanager für Karthaus ist, knüpft für die Bands den Kontakt zur evangelischen Kirche und Pfarrer Christoph Urban. Aus der Idee wird so eine recht ungewöhnliche Veranstaltung.

Schon bei Bekanntwerden des Konzerts gibt es auf Facebook Kritik. In einer Gruppe, die sich mit Konzer Themen beschäftigt, wird den Bandmitgliedern vorgeworfen, dass es sich bei dem Konzert um „linke Hetze“ handele. Das weisen Dominik Ruth von Dorfterror und Bob Klein, Sänger von Freidenkeralarm, entschieden zurück. „Wer es als linke Hetze bezeichnet, dass man Rassismus offen benennt und ankreidet, der hat die ganze Problematik, die zurzeit in unseren Land, in Europa  und auf der Welt stattfindet, gar nicht verstanden“, sagt Klein. „Wir wollen gerade hier am 9. November zeigen, dass der Kampf gegen Rassismus und für Demokratie rein gar nichts mit Extremismus und Hetze zu tun hat, sondern nur mit Menschlichkeit.“ Auch Ruth sagt: „Wenn man für Menschlichkeit, Vielfalt und Demokratie ist, muss man nicht links sein.“ Und Punk und Kirche sind für ihn auch kein Widerspruch: „Die Hälfte von unserer Band ist evangelisch getauft. Da sieht man auch, dass das klappt.“ Es gebe zwar ein paar Widersprüche, aber die gebe es ja in vielen Bereichen. Die Band habe sogar extra ein Lied zu dem Thema geschrieben.

 Pfarrer Christoph Urban und Quartiersmanager Dominik Schnith haben sich vor dem Konzert in der Evangelischen Kirche mit den Bandmitgliedern Lukas Schmitz (First Men On Mars) Annabelle Müller (Stevie's 7), Bob Klein (Freidenkeralarm) und Dominik Ruth (Dorfterror, von links) getroffen.

Pfarrer Christoph Urban und Quartiersmanager Dominik Schnith haben sich vor dem Konzert in der Evangelischen Kirche mit den Bandmitgliedern Lukas Schmitz (First Men On Mars) Annabelle Müller (Stevie's 7), Bob Klein (Freidenkeralarm) und Dominik Ruth (Dorfterror, von links) getroffen.

Foto: TV/Christian Kremer

Pfarrer Urban sagt von sich selbst, dass er früher selbst rote Haare gehabt und einen Parka getragen habe – „mehr aus modischen Gründen“. Er begründet das Statement gegen Rassismus auch theologisch: „Jesus hat gesagt: Geht in alle Völker. Das Christentum ist in der Lage, viele Völker zu verbinden. Deswegen kann ein Christ nichts rechts sein.“

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