Wasserliesch. Die Situation ist vielerorts die gleiche: Rund um ein Dorf breiten sich die Neubaugebiete aus, während der Ortskern mit seiner historischen Bebauung verödet. Alte Häuser stehen dort leer, der Verfall beginnt.
Mit Sorge beobachtete auch die Gemeinde Wasserliesch diese Entwicklung in ihren alten Straßen rund um die Pfarrkirche. Das Kanzemer Planungsbüro Vollmuth wurde daher beauftragt, für den Obermoselort ein Dorfentwicklungskonzept zu erstellen.
Zum Einstieg in das Thema hatte Planerin Rosa Vollmuth zu einem Informationsabend in die Grundschule geladen. Besonders angesprochen waren Besitzer von Altbauten. Planerin Rosa Vollmuth vor der Veranstaltung zum TV: "Zunächst möchte ich den Leuten bewusstmachen, dass zur Sanierung vieler alter Gebäude erhebliche Fördermittel angeboten werden."
28 Wasserliescher folgten der Einladung. Sie waren nicht als passive Zuhörer gekommen, sondern zur Mitwirkung bereit. "Wir freuen uns darauf, das Dorferneuerungsprogramm endlich auflegen zu können", erklärte Ortsbürgermeister Herbert Rausch. Zum Einstieg erläuterte die Planerin die historische Entwicklung von Wasserliesch, dem folgte eine Analyse des heutigen Ortskerns mit 60 ungenutzten Baulücken. Ihr Fazit: "Wenn wir diesen Ortskern neu entwickeln, braucht Wasserliesch für die nächsten 50 Jahre keine Neubaufläche mehr."
Es folgten Beispiele aus Kanzem, wo im Rahmen der Dorferneuerung viele Hauseigentümer aus "alten Gemäuern" wohnlich gestaltete Anwesen geschaffen hatten. Daneben zeigte Vollmuth Negativbeispiele aus anderen Orten, wo man alte Häuser ungenutzt hat verfallen lassen. Anschließend erfuhren die Zuhörer, unter welchen Voraussetzungen Sanierungsprojekte im Rahmen einer Dorferneuerung gefördert werden können (siehe Extra).
Lebhaft wurde es, als sich die Zuhörer selbst mit Wünschen und Vorstellungen für eine Dorferneuerung beteiligen konnten. Diskutiert wurde beispielsweise über das Für und Wider einer Lärmschutzwand entlang der Bahn.Extra

Zum Thema Verkehr wurden gewünscht: Mehr Stellplätze - eine Verkehrsberuhigung für Haupt-, Römer- und Neudorfstraße - Lärmschutz für die Eisenbahntrasse. Wünsche für Freizeit und öffentliche Einrichtungen: Moselufer neu gestalten - Waldspielplatz - Waldlehrpfad - Freizeitflächen auf Liescher Wiese - Pavillonplatz als Freizeitfläche - ein Bürgerhaus - Umgestaltung des Marktplatzes mit mehr Grün - Begrünung der Hauptstraße - Vorgärten vor den Häusern statt Beton. Vereine und Soziales: Bessere Vereinszusammenarbeit - kulturelles Zentrum für Jugendliche schaffen - die Vereine in die Entwicklungsprojekte einbinden. f.k. Förderung: Sobald Wasserliesch 2014 ein anerkanntes Dorferneuerungskonzept besitzt, kann jede Sanierung eines vor 1945 gebauten Hauses mit bis zu 25 Prozent der Gesamtkosten oder maximal 20 500 Euro gefördert werden. Wasserliesch hat rund 250 Haupt- und etwa 50 Nebengebäude, die in diese Kategorie fallen. Wichtig: Der Antrag muss vor Baubeginn gestellt werden. Es sollten mindestens drei Gewerke (etwa Verputzer, Dachdecker, Fensterbau) zusammenkommen. Der Antrag kann für verschiedene Bauten (etwa Wohnhaus und Scheune) getrennt gestellt werden, so dass sich unter bestimmten Voraussetzungen doppelt so hohe Zuschüsse erzielen lassen. Unternehmer und Freiberufler, die ein Haus in örtlich traditioneller Bauweise sanieren, können rund 41 000 Euro beantragen. Anfragen werden von Ortsbürgermeister Herbert Rausch gesammelt und an das Büro Vollmuth weitergeleitet. f.k.