Weg mit den Barrieren im Tourismus

Konz/Saarburg · Die Verbandsgemeinden Konz und Saarburg wollen sich auf den Weg zum barrierefreien Tourismus machen. Fachleute sollen ein Konzept dafür erstellen. Mit ihm bewerben sich die Kommunen bei einem Wettbewerb des Landes und hoffen auf jede Menge Fördermittel.

 Freier Zugang zu wichtigen Plätzen auch für Rollstuhlfahrer: Dies könnte ein Punkt im geplanten Konzept für barrierefreien Tourismus werden. Das Konzept ist ganz im Sinn von Peter Musti, dem Beauftragten für behinderte Menschen in der VG Konz. TV-Foto: Friedemann Vetter

Freier Zugang zu wichtigen Plätzen auch für Rollstuhlfahrer: Dies könnte ein Punkt im geplanten Konzept für barrierefreien Tourismus werden. Das Konzept ist ganz im Sinn von Peter Musti, dem Beauftragten für behinderte Menschen in der VG Konz. TV-Foto: Friedemann Vetter

Konz/Saarburg. Für Stefan Wemhoener ist klar: "Barrierefreier Tourismus, das bedeutet Zukunftssicherung für eine Stadt. In den kommenden Jahren wird die Zahl der Menschen mit Einschränkung deutlich steigen." Der Geschäftsführer der Tourist Service GmbH Deidesheim weiß, wovon er redet. Denn Deidesheim gilt als einer der Wegbereiter des barrierefreien Tourismus in Rheinland-Pfalz (siehe Extra).
Einen ersten Schritt in Richtung barrierefreien Tourismus haben die Verbandsgemeinden Konz und Saarburg bereits geschafft. Sie haben die beiden Touristinformationen in Konz und Saarburg umgebaut - mit barrierefreiem Zugang und abgesenkter Theke. Dem ersten Schritt sollen weitere folgen.
Der Verbandsgemeinderat Konz hat nun beschlossen, ein Fachbüro mit einem Konzept für barrierefreien Tourismus in der Urlaubsregion Saar-Obermosel zu beauftragen. In der VG Saarburg wird das Thema in den kommenden Wochen unter anderem im Ausschuss für ländliche und demografische Entwicklung besprochen. 30 000 Euro sind für das Konzept eingeplant, das den Ist-Zustand und die Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen soll. Die VG Konz wird das Geld vorlegen, weil sie Träger des Projekts ist. Doch zahlt sie genauso viel wie die VG Saarburg: rund 8000 Euro. Der Rest soll über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gefördert werden.
Für die Umsetzung des Konzepts hoffen die Kommunen auf weitere Unterstützung. Das Land hat den Wettbewerb "Tourismus für alle" ausgeschrieben: Zehn Millionen Euro sollen für zehn Modellregionen zur Verfügung gestellt werden. Bürgermeister Karl-Heinz Frieden sieht darin große Chancen, denn nicht nur öffentliche, sondern auch private Vorhaben werden unterstützt - mit einem Förderanteil von bis zu 80 Prozent.
Der Konzer VG-Rat hat mit großer Mehrheit für das Konzept gestimmt. Dagegen haben sich nur die Grünen ausgesprochen. Sie halten die angesetzten Kosten von 30 000 Euro für zu hoch. Frieden entgegnete, er verlasse sich auf die Erfahrung von Stefanie Koch, Leiterin der Saar-Obermosel-Touristik, in deren Händen das Projekt liegt. In jedem Fall würden mehrere Angebote eingeholt.Extra

Die 3700-Einwohner-Stadt Deidesheim an der pfälzischen Weinstraße hat sich bereits vor ein paar Jahren auf den Weg in Richtung barrierefreien Tourismus gemacht. Stefan Wemhoener, Geschäftsführer der Tourist Service GmbH Deidesheim, skizziert wie. Zunächst wurde untersucht, was gut, was schlecht und was in Deidesheim machbar ist. Dann wurde ein Zwölf-Punkte-Plan für die Stadt mit ihren engen Bürgersteigen und Kopfsteinpflaster aufgestellt und Punkt für Punkt angegangen. Die Touristinfo wurde barrierefrei umgebaut - und siehe da: Ein Drittel Besucher mehr kommt laut Wemhoener nun dorthin - insbesondere ältere Menschen und Mütter mit Kinderwagen. Die Stadt schuf den Sinnes-Erlebnis-Garten, in dem auch Angebote für Seh- und Hörgeschädigte zu finden sind. Der Park ist ein Platz für Menschen aller Altersklassen. So etwas war bis dahin Mangelware in Deidesheim. Wemhoener: "Der Park wird erstaunlich gut genutzt und tatsächlich auch generationenübergreifend." Der Marktplatz war für ältere Menschen wegen hoher Bordsteine schwer zugänglich. Im Rahmen einer großräumigen Sanierung wurde er tiefer gelegt. Wemhoener: "Nun gehen die Menschen wieder dorthin." Auch die Übernachtungs- und Restaurationsbetriebe hat die Stadt mit ins Boot genommen. In Fortbildungskursen haben die Betreiber der Tourismusbetriebe im Altersanzug, mit Seheinschränkungsbrille und im Rollstuhl erfahren, was es bedeutet, gehandicapt zu sein. Viele Betriebe haben daraufhin kleinere Verbesserungen umgesetzt. Ein Weingut hat einen alten Lift wieder aktiviert, ein Restaurant eine Rampe angeschafft. Das Vorzeigehaus Ritter von Böhl bietet durchgehend barrierefreie Zimmer an mit breiten Türen, geräumigeren Bädern und Ähnlichem. "In dem Hotel ist die Bettenauslastung innerhalb von vier Jahren von 43 auf 55 Prozent angestiegen", sagt Wemhoener. Für den Touristiker ist das ein Zeichen, dass das Konzept sich auf die Zahlen auswirkt. Doch generell weigert er sich, der Frage nachzugehen, ob das Konzept vom barrierefreien Tourismus wirtschaftlich sinnvoll ist. Er sagt: "Dieser Service sollte eigentlich selbstverständlich sein." Viele Gäste und Einheimische würden sich jedoch für einzelne Einrichtungen bedanken. mai

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