Weihnachtsgeschenk für Müllkunden

Hermeskeil/Kell · Die moderne Abfallaufbereitung im Entsorgungszentrum (EVZ) Mertesdorf trägt Früchte: Der dort vom Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft (RegAb) produzierte Brennstoff kann so kostendeckend an Kraftwerke abgegeben werden, dass den Verbrauchern in Trier und im Kreis Trier-Saarburg eine Gebührensenkung winkt.

Hermeskeil/Kell. "Die Müllabfuhr wünscht frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr" - mit diesem schon legendären Spruch zogen einst die Müllwerker im Advent von Haus zu Haus. An fast allen Türen gab es dann ein Trinkgeld für die Arbeit im alten Jahr. Heutzutage klingeln sie nicht mehr an den Haustüren - stattdessen hat der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) zum Jahresende 2012 den Spieß umgedreht und verteilt Wohltaten an seine Kunden.
In der jüngsten ART-Verbandsversammlung am Dienstag in Saarburg wurde für 2013 eine Senkung der Abfallgebühr beschlossen. Für die Leerung der Hausmülltonnen und die damit verbundenen Zusatzleistungen (etwa blaue Tonne, gelber Sack) berechnet der ART künftig im Schnitt 5,6 Prozent weniger. Ein Vier-Personen-Haushalt zahlt im Kreis Trier-Saarburg dann unter 90 Euro pro Jahr für die 80-Liter-Mülltonne plus übrige Leistungen. Bisher sind es 94,44 Euro. Außerdem sinken die Gebühren für Abfälle aus Haushalten und Gewerbe, die im Entsorgungs- und Verwertungszentrum (EVZ) Mertesdorf angeliefert werden, von 153 Euro auf 123 Euro pro Tonne. Die Gebühr für Kleinmengen bis 100 Kilo sinkt sogar auf 9,90 statt bisher 12,50 Euro.
Nicht ganz so günstig trifft es die ART-Kunden in der Stadt Trier. Grund ist der dort obligatorische Hol- und Bringdienst, bei dem die Restmülltonnen (keine blauen Tonnen) von ART-Mitarbeitern zur Leerung bereit- und anschließend wieder zurückgestellt werden. Die Gebühren für diesen Service müssen wegen gestiegener Tariflöhne leicht angehoben werden, wodurch die Senkung der Jahresgebühren in Trier etwas niedriger ausfällt als im Kreis. Ein Vier-Personen-Haushalt zahlt hier für eine 80-Liter-Tonne 101,88 Euro statt bisher 105,96 Euro.

Gegen weitere Tonnen



"Das Mertesdorfer Konzept der Abfallaufbereitung mit integrierter Trennung von Restwertstoffen ist aufgegangen", sagt ART-Geschäftsführer Max Monzel. Weiter Sorge bereiten die Pläne des Bundes und Landes, per Gesetz weitere Trenntonnen für Wertstoffe und Bioabfälle einzuführen - Abfallkomponenten, die in der Mertesdorfer Anlage ohnehin getrennt würden. Monzel: "Unser Konzept ist kostengünstiger, denn wir sparen zusätzlichen Aufwand für Personal und Fahrzeuge. Wir werden daher weiter unsere Bedenken bekunden." Von einer zunächst geplanten Gebührenerstattung (der TV berichtete) habe man wegen möglicher rechtlicher Stolperfallen Abstand genommen.Meinung

Gefahr für das Erfolgsmodell
Die Schwarzmaler haben sich geirrt, als sie vor Jahren die regionalen Abfallzweckverbände vor einer Übernahme der Herhof-Aufbereitungsanlage von ihrem bankrotten Erbauer warnten. Heute schont die Mertesdorfer Technik die Umwelt und den Geldbeutel der Verbraucher. Doch dem Erfolgsmodell droht Gefahr: Es ist zu fortschrittlich gegen das sture Trennkonzept, mit dem Bund und Land dem Verbraucher noch weitere Tonnen - für Wertstoffe und für Bioabfall - aufdrücken wollen. Die Mertesdofer Anlage trennt auch alte Kleiderbügel von Kartoffelschalen und braucht keine weiteren Tonnen. Sie wären der Tod dieses Konzepts. Die regionalen Entsorger müssen eisern bleiben. f.knopp@volksfreund.deExtra

Der ART darf als öffentlich-rechtliches Unternehmen weder Verluste noch Gewinne machen und muss die Gebühren für die Zukunft kalkulieren. Dabei zu berücksichtigen sind die künftig anfallenden Investitionen. Einnahmen, die darüber hinausgehen, werden an die Kunden zurückgeführt. Die neuen Abnahmeverträge für die getrockneten Restabfälle gelten bis zum 31. Dezember 2016. Die aufbereiteten Restabfälle aus der Region werden über die Vertragspartner in Kraftwerken in Mannheim, Andernach, Offenbach und Hürth als Ersatz für Kohle, Gas oder Öl eingesetzt. Wie berechnet der Zweckverband Bedarf und Kosten für den einzelnen Kunden? Nach der ART-Satzung gilt: Die Gebühr richtet sich jeweils nach dem Gesamtvolumen der bereitgestellten Restmüllbehälter. Im Preis enthalten sind die zusätzlichen blauen Papiertonnen, die Entsorgung der gelben Säcke und Leistungen wie Sperrmüllabfuhr, Elektroschrottentsorgung, Abholung von Grünabfall. Maßgeblich für Menge und Größe der bereitgestellten Behälter ist die Zahl der Personen, die in einem Haushalt leben. Pro Hausbewohner sind über den Zeitraum von 14 Tagen 20 Liter Restmüll veranschlagt. Die Gebührenrechnung für fünf Erwachsene und vier Kinder im Kreis Trier-Saarburg: neun (Personen) mal 20 Liter = 180 Liter. Dieses Volumen erfordert eine 80- und eine 120-Liter-Tonne. Nach altem Tarif kostet das 226,56 Euro: (94,44 Euro (80-Liter-Tonne) plus 132,12 Euro (120-Liter-Tonne). Nach der künftigen Gebühr sinken die Kosten auf 213,87 Euro. f.k.

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