Weinbau - aber nur ohne Rebe
Wappen sagen viel über die Geschichte und das Selbstverständnis eines Ortes aus, auch in Nittel ist das so. Dabei führt der Weinort an der Mosel ein relativ junges Wappen, das erst nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltet wurde - der historische Bezug durfte natürlich trotzdem nicht fehlen.
Nittel. (kbb) Majestätisch hängt es neben dem Eingang des Bürgerhauses. Das geschmiedete Metall gibt dem sonst eher plakativ-flächigen Wappen eine erstaunliche Plastizität, dafür fehlt die Farbigkeit. Relativ junges Original
Denn das relativ junge Originalwappen aus dem Jahr 1953 zeigt sich bunt: Unter dem weißen Feld, in dem in schwarzer Schrift der Ortsname festgehalten wird, ist ein Schwert auf rotem Grund abgebildet, darunter ein grünes Dreieck, das stilisiert die Weinlage "Nitteler Gipfel" zeigt. Zu deren Fuß wiederum schlängelt sich die Mosel. "Das Schwert verweist auf den Heiligen Martinus, den Schutzpatron der gleichnamigen Nitteler Pfarrkirche", erklärt Ortsbürgermeister Hans-Josef Wietor. Martinus, eigentlich Martin von Tours, ist überdies auch der Schutzpatron der Winzer und somit prädestiniert für den Weinort Nittel. Grünes Dreieck ist der "Nitteler Gipfel"
"Das grüne Dreieck zeigt den Nitteler Gipfel, die bekannteste Weinlage im Ort", sagt Wietor. Er ist seit Anfang des Jahres im Amt und als gebürtiger Nitteler gleichwohl Experte für regionale Kultur. Im Jahr 2000 erschien die von ihm verfasste Monografie "Die Geschichte des Ortes Nittel", in der er sich auch dezidiert mit dem Wappen des Ortes auseinander setzt.Das Wappen ist klassisch in drei Teile unterteilt und entspricht mit der Verbindung von parallelen und diagonalen Linien der klassischen Komposition von Ortswappen. Bemerkenswert ist dabei, dass das Wappen erst nach dem Zweiten Weltkrieg entworfen wurde - denn klassische Ortswappen sind zumeist mittelalterlichen Ursprungs und tauchen erstmals zur Zeit der Kreuzzüge auf. In späteren Zeiten wurden die Wappen oftmals beibehalten und bildeten die ersten Familienwappen, ihres Zeichens Privileg des Adels.Rundes Siegel mit preußischem Adler
"Ob es schon im Mittelalter ein anderes Ortswappen gab, ist heute nicht bekannt", sagt Wietor. Im 19. Jahrhundert stand Nittel indes unter preußischer Verwaltung und führte das "Dienstsiegel des Schiedsmannes", ein rundes Siegel, das den preußischen Adler zeigt. Im heutigen Wappen erinnert nichts mehr an konkrete historische Ereignisse. Doch eines durfte im Wappen nicht fehlen: "Der Weinbau gehört einfach zu Nittel und musste im Wappen vertreten sein", sagt Hans-Josef Wietor stolz. "Damals wurde auch absichtlich auf die symbolhafte Darstellung einer Rebe verzichtet - das machen ja schon alle anderen", erläutert der Ortsbürgermeister die Entscheidung gegen die Massendarstellung.