"Weißbier Waldi" und sein Buch

Wadern · Ex-Sportmoderator Waldemar Hartmann stellt am Donnerstag in Wadern seine Biografie vor. Und eröffnet damit die zweite Ausgabe des Literaturfestivals im Saarschleifenland, das auch dieses Jahr mit viel Prominenz und leichter Unterhaltung aufwartet. Die Veranstalter wissen genau, warum sie auf "Hochliteratur" (noch) verzichten wollen.

 Auch er ist mittlerweiler Buchautor: Waldemar Hartmann. Foto: Veranstalter

Auch er ist mittlerweiler Buchautor: Waldemar Hartmann. Foto: Veranstalter

Wadern. Wir kennen Waldemar Hartmann als Sport-Dampfplauderer der ARD, als "Weißbier- Waldi", der den Ex-Bundestrainer Rudi Völler in ein paar legendären Fernseh-Minuten zum Ausrasten brachte, kurz: als ein kauziges bayerisches Urgestein der Fernsehunterhaltung. Nun eröffnet "Waldi" ein Literaturfestival. Bitte was? Ja, Waldemar Hartmann ist, wie es bei TV-Promis (und vor allem solchen, die es mal waren) mittlerweile zum guten Ton gehört, unter die Autoren gegangen. Seine Biografie "Dritte Halbzeit - eine Bilanz" erschien im März, am kommenden Donnerstag stellt er sie im Kino Wadern vor (Beginn 19 Uhr). Hartmann ist bei weitem nicht der einzige prominente Gast des Literaturfestivals im Saarschleifenland, der den meisten Deutschen eher aus dem Fernsehen denn als Buchautor bekannt sein dürfte: Am 14. Oktober stellt Talkshow-Dauergast Heiner Geißler seine bereits im Frühjahr 2012 erschienene Gesellschaftskritik "sapere aude! Warum wir eine neue Aufklärung brauchen" vor, am 6. November liest der ebenfalls aus etlichen Fernsehrunden bekannte Stern-Journalist Hans Ulrich Jörges aus "Regierung verzweifelt gesucht", und am 27. November ist sein Spiegel-Kollege Matthias Matussek mit "Die Apokalypse nach Richard" in Merzig zu Gast. Man möchte den Eingeladenen keinesfalls unterstellen, dass sie nichts zu sagen hätten, was den Weg zwischen zwei Buchdeckel wert gewesen wäre. Aber ist all das bereits Literatur? Johannes Dostert, Geschäftsführer der Merziger Villa Fuchs, reagiert ehrlich auf skeptische Fragen: "Es geht in den ersten fünf Jahren erstmal darum, das Festival hier im ländlichen Raum zu positionieren, und das geht eben am besten mit prominenten Namen", sagt er. Die Villa Fuchs bietet als Kreiskulturzentrum ein Kulturprogramm für alle Gemeinden des Landkreises Merzig-Wadern an, und da geht es eben auch darum, sich bis zur Etablierung des Festivals zunächst auf eine möglichst hohe Besucher-Resonanz zu konzentrieren. So erklären sich denn auch die weiteren Gäste des Festivals: Es sind Bestseller- Autoren der Genres "leichte Unterhaltung" Sandra Henke, Hera Lind, Michael Frey Dodillet. Im Bereich Krimi Rita Falk, Andreas Föhr. Im Bereich Sachbuch: Bergsteiger Hans Kammerlander, Ökobauer Felix Prinz zu Löwenstein - dazu ein wenig Regionalkolorit Michael Friemel, Manfred Spoo. Beim ersten Festival im vergangenen Jahr, das noch eher Experimentiercharakter hatte, habe man eine hohe Diskrepanz der Besucherzahlen feststellen müssen, berichtet Dostert. Während etwa Hellmuth Karasek mit 500 Zuschauern die Merziger Stadthalle füllte, und Ulrich Kienzle 350 Menschen nach Wadern lockte, seien einige andere unbekanntere Autoren ziemlich schlecht besucht gewesen.
Es scheint also folgerichtig, die Strategie zunächst mal auf den Faktor Masse auszurichten. Wichtig war es Dostert, auch in diesem Jahre wieder Schulen ins Festival mit einzubeziehen, um auch "jüngere Menschen für das Buch zu begeistern". So liest Jörges im Schengen Lyzeum Perl, Matussek im Merziger Gymnasium am Stefansberg. Sein Ziel sei es, dass sich irgendwann alle Gymnasien des Kreises beteiligten, so Dostert.
Das dezentrale Konzept, also die Verteilung der Lesungen auf verschiedene Gemeinden, hat sich Dostert beim alle zwei Jahre stattfindenden Eifel Literatur Festival abgeschaut. Auch inhaltlich scheint Dostert in eine ähnliche Richtung gehen zu wollen: Gestartet mit einem eingegrenzten Fokus auf regionale Literatur, mischen die Festivalmacher in der Eifel mittlerweile Unterhaltungs-Autoren mit Literatur-Giganten wie Martin Walser und Herta Müller sowie ambitionierten Jung-Schriftstellern. Enttäuscht ist Dostert vom saarländischen Kulturministerium, das auf einen Förderungsantrag nie reagiert habe. Das sei für ihn unverständlich, zumal es sich um das einzige Literaturfestival im Lande handele, sagt er. Mit Ausgaben von 10 000 Euro kalkuliert Dostert daher in diesem Jahr, deutlich weniger als bei der Premiere 2012. Zupass kam ihm da, dass Heiner Geißler damals auf sein Honorar verzichtete. Das habe Dostert sehr beeindruckt.
Das vollständige Programm und Karten im Internet unter: www.villa-fuchs.de

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