Wenn aus Geräuschen Musik wird

Sie hauen in die Tasten - und auch auf alles andere: Pianistin Claudia Monzel sowie Florian Body und Björn Müller am Percussion erzeugten neben weichen Harmonien auch ungewöhnliche Geräusche und unbekannte Rhythmen. Das klingt nicht immer gut - aber interessant.

 Einen Perspektivenwechsel bieten Claudia Monzel und Björn Müller. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Einen Perspektivenwechsel bieten Claudia Monzel und Björn Müller. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Wawern. (kbb) "Clash-Music" heißt das Stück. Geschrieben wurde es von Nikolaus A. Huber, einem Vertreter der Neuen Musik - für zwei Perkussionisten und vier kleine Becken. Florian Body und Björn Müller zaubern daraus völlig synchron unterschiedliche Klänge und Rhythmen. Mit ein wenig Fantasie ist so etwas wie eine Melodie zu erahnen. Doch es geht auch ohne Musikinstrumente: Der US-amerikanische Komponist Steve Reich schrieb einst ein reines Klatsch-Stück, das den Musikern - oder besser: Ausführenden - viel Gefühl für Rhythmus abverlangt und außerdem ausdauernde Handflächen. Unter dem Titel "Schlagzeug einmal anders" präsentieren die drei Musiker - zuweilen preisgekrönt beim Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" - jeweils Kompositionen für Perkussion, Vibrafon, Xylofon und Klavier. Die Kombination dieser Instrumente verheißt große Erwartungen - doch meist blieb es bei Solo-Stücken.

Dabei bewiesen die einzelnen Musiker freilich ihr großes Talent auch im Umgang mit außergewöhnlichen Klängen - das Ensemble blieb dadurch aber nicht nur weit hinter seinen Möglichkeiten und dem Publikum dabei auch eine Antwort schuldig auf die Frage, wie ein Klavier mit Vibrafon und Perkussion wohl klingen könnte. Und selbst trotz der unbestrittenen handwerklichen Qualität der Matinee in der Wawerner Synagoge bleibt die Suche nach einem roten Faden erfolglos. Die "Grande Sonate" in C-Dur von Ludwig van Beethoven spielt Claudia Monzel zwar absolut brillant - neben Klatsch-Stücken und Minimalkompositionen wirkt ein schwerer Beethoven aber fehl am Platz. Der Fokus muss also auf dem Detail liegen: Da gibt es zum Beispiel die wundervolle Xylofon-Komposition "Restless" von Rich O'Mear und ein ebenso harmonisches Zusammenspiel mit dem Klavier in der "Ballade" aus der Feder des zeitgenössischen französischen Komponisten Emmanuel Séjourné. Dort zeigt sich die unbestrittene Qualität der drei Musiker, die von den rund 30 Zuhörern auch mit lange anhaltendem Applaus gewürdigt wurden. Ein eindrucksvolles Konzert gelingt ihnen - für ein perfektes aber fehlt noch das passende Konzept, die Klammer, die das alles zusammenhält. Irgendwie.

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