Wenn Bürgermeister Kartoffeln zur Schnecke machen

GREIMERATH. Kartoffelschneck und "touchiertes" Gemüse: Die Bürgermeister aus sechs Verbandsgemeinden in Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben sich beim Benefiz-Schaukochen in die Töpfe gucken lassen.

30 Quadratmeter Küche und viele, viele Menschen in weißen Schürzen, roten Schürzen, weißen Blusen, Männer mit Kochmütze, Männer mit Kamera. "Suppe?", fragt einer der vielen. "Suppe kann", sagt ein anderer. Und was danach geschieht, geht so schnell, dass sich die einzelnen Arbeitsschritte erst durch lange Beobachtung auseinander klamüsern lassen. Einer der vielen Köche arrangiert die zig Suppentassen so, dass er gleichzeitig mit der anderen Hand Scampi hineinfallen lassen kann. Sobald diese gelandet sind, gießt eine Köchin cremegrüne Suppe darüber. Kurz nachdem hauchdünne Chilifäden die Oberfläche der dampfenden Kartoffel-Bärlauchrahmsuppe erreicht haben, schnappt sich ein vierter die gefüllte Tasse, um sie Michael Hülpes, dem Bürgermeister der VG Hermeskeil, oder einer der sieben wartenden Bedienungen in die Hand zu drücken. Hülpes trägt die ersten beiden Suppen in den Speisesaal des "Restaurants zum Greimerather Forst". 120 Gäste applaudieren. Schließlich wird ihnen nicht täglich von einem Bürgermeister Suppe aufgetischt, deren Einlage er auch noch selbst in Bierteig getunkt hat. So etwas gibt es nur, wenn sich beim Benefiz-Schaukochen im Hochwald alles um die Kartoffel dreht. Der Höhepunkt der "Hochwälder Kartoffeltage" ist immer dann erreicht, wenn die Bürgermeister der Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell am See, Wadern, Losheim, Weiskirchen und Nonnweiler gemeinsam mit Köchen aus ihrer Region einen von sechs Gängen des großen Kartoffelmenüs zaubern. Der Erlös dieses Menüs fließt dem Kinderhilfsprojekt "Herzenssache" zu, einer Initiative von SWR und SR. "Das ist touchiertes Gemüse", sagt Bürgermeister Hans Uwe Schneider aus Nonnweiler und zeigt mit der Spitze seines großen Küchenmessers auf kleine Möhren-, Zucchini- und Kartoffelstücke. "Tourniert", verbessert ihn seine professionelle Assistentin leise. "Touchiert, tourniert", wiederholt er, zuckt mit den Achseln und lächelt verschmitzt. "Jedenfalls handgeschnitzt." Das tournierte Gemüse soll es zum Hauptgang geben, einer pochierten Rehkitzkeule an frischem Meerettichschaum. Hülpes' Suppe ist der zweite Gang. Den ersten - eine "Kartoffelschnecke" - hatte Bürgermeister Werner Angsten (VG Kell am See) mit Hilfe des gastgebenden Küchenmeisters Thomas Marx zubereitet. Ihre Kreation erinnert an Sushi. Seetang hatten sie mit Kartoffelbrei bestrichen, Lachs darauf gelegt, das ganze eingerollt, unter Dampf gegart und in Scheiben geschnitten mit herbstlichem Salat serviert. Vom Schaukochen für die gute Sache hätten sich die Bürgermeister schnell überzeugen lassen - auch wenn nicht alle von ihnen passionierte Köche seien, sagt Walburga Meyer, Geschäftsführerin von "Hochwald-Ferienland". Das Schaukochen führe zu einem guten Austausch zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz, sagt Herbert Schindler, ihr Kollege von der Hermeskeiler Tourist-Information. "Ein Gast darf nicht merken, dass es Grenzen gibt", sagt er. Außer der heimischen Kartoffel sollen die Hochwälder Kartoffeltage schließlich die ganze Urlaubsregion ins Rampenlicht rücken. Zwischen den Gängen erfahren die rund 120 Gäste bei einer Moderation von SWR4, etwas aus dem Privatleben der vielen Köche. Susi von Herzblatt wäre es leicht gefallen, eine amüsante Zusammenfassung zu liefern. Angsten will keine Kartoffel sein

"Ich möchte keine Kartoffel sein, nicht mal 'ne winzig kleine", sagt Werner Angsten. Er hat den Zuhörern ein Gedicht mitgebracht. Hülpes überrascht mit der Information, dass er gerne Dinosaurier bastelt. "Vor zehn Jahren war mein Sohn in der Dino-Phase", sagt er. Da habe das angefangen. Lothar Christ aus Losheim legt den Gästen ans Herz, öfter mal joggen zu gehen, und sein Kollege aus Nonnweiler glaubt, dass Motorradfahren ungefährlich sei, solange die Verbindung zwischen Kleinhirn und der rechten Hand funktioniere. Na Susi - wer is(s)t es nun? Hülpes, der Drachen in die Suppe tunkt, Angsten, der Kartoffeln zur Schnecke macht oder doch der Motorrad fahrende Saarländer, der gerne mehr Muße zum Gemüse schnitzen hätte? Egal, denn ein Wettbewerb ist das Schaukochen nicht. Nach Wunsch Walburga Meyers soll es einfach den Spaß mit der guten Sache verbinden.

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