Wenn die Corinna vom Musikverein ein Lied von AC/DC singt

Gusenburg · Ein völlig anderer Musikverein Lyra war zu hören. 45 Menschen, die sonst sich der Polka oder dem Marsch widmen, entdecken, dass zwischen 1970 und 1980 musikalisch höchst Interessantes los war, und setzen das in einem revolutionären Konzert um. Nichts für älteres Semester? Alle Altersklassen feierten dieses Ausnahmekonzert.

 Sängerin Corinna Litz interpretiert beim Konzert die Rocktitel mit ganzem Körpereinsatz. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Sängerin Corinna Litz interpretiert beim Konzert die Rocktitel mit ganzem Körpereinsatz. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Gusenburg. Fast die Hälfte der Grenderichhalle in Gusenburg wird gebraucht, um alle Akteure der Rock- und Popnacht unterbringen zu können. Die Lyra hat mächtig in die Rock- und Pop-Historie gegriffen. Stehtische statt Sitzreihen sorgen für genügend Bewegungsfreiheit von 350 Menschen, die an diesem Abend eben nicht ruhig an einer Stelle stehen oder gar sitzen sollen.
"Das wird richtig gut." Da ist Dirigent Dietmar Knippel sicher. Dem stimmt auch Vorsitzender Thorsten Bronder zu: "Wir betreten hier Neuland." Michael Schöner sorgt für den richtigen Ton und das Licht, das mithilft, Fans von Queen, Toto, Deep Purple, Metallica, ACDC, Peter Maffay und Udo Lindenberg so richtig auf Touren zu bringen.
Harte Proben waren diesem so locker wirkenden Abend vorausgegangen. "Die Besetzung mussten wir den Stücken anpassen", sagt Dirigent Knippel.
Alle 45 Musiker tragen schwarze T-Shirts, manche mit Aufdrucken berühmter Konzerte oder Konzertorte wie etwa Heavy-Metal-Festival Wacken in Schleswig-Holstein. Scheinwerfer drehen sich, treffen auf die Discokugel, die bunte Strahlen in den Saal wirft. Oliver Bölsterling spielt Bass im Orchester und ist auch Gitarrenlehrer. Er hat schon längst erkannt: "Die jungen Leute entdecken die alten Rocktitel und wollen das spielen."
Ein tiefer Ton ist zu hören. Es ist der erste, den der englische Komponist Gustav Holst (1874-1934) in seiner Komposition "Die Planeten" in die Partitur schrieb. Mit diesen ersten Tönen, den einzigen klassischen des Abends, wird ein noch bekannterer Klassiker eingeleitet: "Smoke on the Water", die Geschichte von Deep Purple auf der Suche nach einem Spielort, nachdem das Spielkasino in Montreux am 4. Dezember 1971 abgebrannt war.
Jetzt legt sie los, die Rockröhre Corinna Litz, und bringt die Fans sogleich zum Jubeln. Ein Gong ertönt und tiefer Glockenklang. Es ist der Start in den AC/DC-Titel Highway to Hell, diesmal mit Sänger Jochen Barthen, in Gusenburg nur als "Pauly" bekannt.
Aber warum die Autobahn zur Hölle Englisch singen? Dafür gibt es doch den Text auf Gusenburger Platt: "Es Schwenker om Grill". Bei Peter Maffays Über sieben Brücken musst du gehen, erweist sich das Publikum als absolut textsicher, ebenso bei Lindenbergs Hinterm Horizont geht's weiter.
Alles nur Musik für die Jüngeren? Weit gefehlt. Hermann Schmitz (75) sagt am Schluss: "Das war doch mal was anderes und auf jeden Fall das Eintrittsgeld wert." Lothar Hoffmann (52) ist begeistert: "Das war die Musik meiner Jugend." Und auch Ronja Hoffmann (12) findet: "Das ist gute Musik. Auch weil Opa Hans mitspielt."
Den zweiten Teil übernimmt die Band Souloud aus Kordel. Es wurde gerockt bis spät in die Nacht. doth

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