"Wenn du drauf bist, liebst du jeden"

HERMESKEIL. 15 Jugendliche und einige Erwachsene sahen den Film "Gekauftes Glück" von Achim Wendel im Madhouse in Hermeskeil. Der gelungene Amateurfilm ist mit sehr viel Einfühlungsvermögen gedreht, regt zum Nachdenken an und deckt Verlauf und Gründe einer Drogenkarriere auf.

"Komm, stell' dich nicht so an. Die Hauptsache ist, die knallen gut", bietet Marion ihrer Freundin auf der Toilette einer Discothek "Ecstasy" an. Die schüchterne Tina, im überbehüteten Elternhaus lebend, lehnt vehement ab. Die resolute Marion lässt nicht locker, bezeichnet ihre scheue Freundin als total verklemmte Spießerin, stempelt sie als Weichei ab. "Dann sitz doch weiterhin als Mauerblümchen in der Ecke", fruchtet schließlich und die unsichere Tina schluckt die erste Pille. Unter Drogen traut sie sich, hemmungslos zu tanzen und lernt Axel kennen. Ein Abend, der ihr Leben entscheidend verändert: Die Drogenkarriere beginnt. Vermeintliche Geborgenheit und Liebe findet Tina bei ihren neuen "Freunden", für die nur eines im Leben zählt: Drogen. Tina beginnt zu dealen, zu stehlen und letztendlich spritzt sie Heroin. Die Beziehung zu Axel entpuppt sich als Seifenblase: "Wenn du drauf bist, liebst du jeden", offenbart er ihr. Ohnmächtig findet der kleine Bruder seine unter Drogen zusammengebrochene Schwester im demolierten Teenie-Zimmer. Sie wird ins Krankenhaus eingeliefert. Nach dem Entzug wird ihr Selbstwertgefühl nach und nach aufgebaut. Der Bernkasteler Regisseur Achim Wendel hat eineinhalb Jahre recherchiert, bevor der Dreh mit Laienschauspielern startete. Gespräche in der Suchtklinik gehörten ebenso zur Vorbereitung wie Interviews mit Eltern, die just erfahren haben, dass ihre Kinder Drogen nehmen. "Gerade, weil Amateure in dem Streifen mitspielen, wirkt der Film so realistisch und erreicht die Zuschauer", sagt Christian Winter, Vorsitzender der Jugendinitiative Hermeskeil.Amateur-Darsteller aus der Region Trier

Das ist die Meinung aller im Madhouse. Das Publikum kann sich mit Tina identifizieren. Sie ist nicht die super-hübsche, Model-ähnliche Schauspielerin, sondern das Mädchen von nebenan aus "normalem" Elternhaus. Ihre Probleme können die eigenen sein. Der 75-minütige, in der Region Trier gedrehte Streifen ist kein klassischer Anti-Drogen-Film, er erhebt auch keinen moralischen Zeigefinger. Einige Passagen entlocken manchen Lacher, für andere wiederum braucht der Zuschauer schon ein dickeres Fell. "Gekauftes Glück" ist schlichtweg authentisch. Alles, was die Zuschauer auf der Leinwand sehen, ist tatsächlich passiert. "Aus vielem wurde eine Geschichte", sagt Achim Wendel. "Auf jeden Fall regt der Film zum Nachdenken an. Genauso ist es auf Parties", sagt Sholeh Fatollahzdeh (14). "Der Film zeigt, wie es ist." Der Film ist auf Videokassette bei Achim Wendel erhältlich. Interessierte können sich unter achimwendel@web.de an den Regisseur wenden.

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