Wenn Glascontainer zu Müllhalden werden

Konz · Die Glascontainer-Standorte in der Stadt Konz machen den Bauhof-Mitarbeitern Ärger. Immer häufiger werden sie als illegale Müllhalden genutzt. Rund 30 Arbeitsstunden fallen pro Woche für die Reinigung der Plätze an.

 Alte Farbe, gelbe Säcke: Vor den Glascontainern haben die Müllberge nichts zu suchen. TV-Foto: Hannah Schmitt

Alte Farbe, gelbe Säcke: Vor den Glascontainern haben die Müllberge nichts zu suchen. TV-Foto: Hannah Schmitt

Konz. Verschmierte und angebrochene Farbeimer stapeln sich aufeinander, halbgefüllte gelbe Säcke liegen auf dem Boden. Manche Glascontainer sind schon gar nicht mehr zu erreichen, ohne über einen Berg aus Bauschrott, kaputten Möbelteilen oder alter Kleidung zu steigen. "Was da rumliegt, hat nichts mehr mit Altglas zu tun", sagt der Leiter des Konzer Bauhofs, Friedrich Otte. Er und seine Kollegen sind derzeit mehrmals in der Woche unterwegs, um die Glascontainerstellplätze von illegal abgeladenem Müll zu befreien. Denn die ART GmbH ist lediglich für die Leerung der Container zuständig. Die Plätze muss die Stadt sauber halten. Und die werden laut Otte immer häufiger als Müllhalden benutzt.
Nachahmer vermeiden


"In manchen Wochen sammeln die städtischen Mitarbeiter rund sechs Kubikmeter Abfall ein", erzählt Otte. Sechs Kubikmeter, das entspricht 75 Mülltonnen mit einem Fassungsvermögen von 80 Litern. Und diese sechs Kubikmeter gehen ins Geld. "30 Arbeitsstunden pro Woche kostet den Bauhof diese Dienstleistung", sagt Otte. Denn der Müll müsse schnell weggeräumt werden, um Nachahmer zu vermeiden. Da dafür keine zusätzlichen Mitarbeiter eingesetzt werden könne, müssten beispielsweise Grünflächenarbeiten vernachlässigt werden.
Ohne Kosten für die Fahrzeuge und die zurückgelegte Strecke kommen umgerechnet 1100 Euro wöchentlich an Personalkosten auf die Stadt zu. Angesichts dieser Zahl kann Bürgermeister Karl-Heinz Frieden (CDU) nur mit dem Kopf schütteln. Dabei müssten sich die Menschen nur etwas bemühen, denn "bei uns wird alles abgeholt, ohne dass eine Zusatzgebühr fällig wird" (siehe Extra). Doch die Bürger nähmen lieber eine Strafe in Kauf. Das illegale Abladen von Abfall bringt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und Strafen bis zu 5000 Euro mit sich.
Der Stadt Konz geht es jedoch nicht nur um die Kosten, sondern auch um die Umwelt. Altöl, Farbreste und Autobatterien seien immer wieder unter den wilden Abfällen. Giftige Abfälle, die laut Otte eigentlich "etwas für das Problemmüllfahrzeug sind". Hinzu kommen die Beschwerden der Anwohner, weil die zugemüllten Plätze einfach nicht schön aussehen.
Anonyme Standorte


17 Glascontainer-Standorte gibt es in der Stadt Konz. An vier davon sei die Situation besonders schlimm, erläutert Otte. "In dem Moment, wo die Container etwas versteckt liegen, ist die Gefahr besonders groß." Als Problemzonen bezeichnet er die Plätze in der Güterstraße, am Sportplatz in Konz-Niedermennig, am Stadtausgang in Konz-Karthaus sowie an der Roscheider Straße.
Dort fehle die soziale Kontrolle, die innerhalb von Wohngebieten noch gegeben sei, betont Bürgermeister Karl-Heinz Frieden. "Alle brauchen die Glascontainer, aber keiner will sie vor der Haustür haben", bringt Frieden das Problem auf den Punkt, dass die Container oftmals in abgelegenen Ecken zu finden sind.
"Und die Hemmschwelle ist an den anonymen Stellen der Stadt einfach niedriger", stimmt Otte zu.
Eine Lösung für das Problem hat die Stadt derzeit nicht. Überwachungskameras seien juristisch schwer möglich, außerdem wolle die Stadt keinen Überwachungsstaat haben, sagt Frieden. "Uns bleibt deshalb kaum mehr als ein Appell an die Bürger."

Meinung

Kein Versteckspiel mehr

Jede Woche das gleiche Bild. Jede Woche rund 75 Mülltonnen voll mit illegal abgeladenem Abfall an den Glascontainern in Konz, der weggeschafft werden muss. Das verschandelt nicht nur die Stadt, sondern ärgert auch den Bauhof und die Bürger. Und es kostet jede Menge Geld, das der Konzer Steuerzahler letzten Endes bezahlen muss. Es kann nicht sein, dass andere Flächen nicht mehr gepflegt werden, weil den Bauhof-Mitarbeitern die Arbeitszeit dafür fehlt. Und ebenso wenig, dass alle Bürger blechen müssen, weil ein paar schwarze Schafe ihren Abfall an den Glascontainern abladen. Um die Stadt sauber und lebenswert zu halten, muss jeder mithelfen. Und das fängt schon damit an, seinen Müll richtig zu entsorgen. Doch moralische Appelle scheinen immer nur für kurze Zeit zu wirken. Deshalb müssen Stadt und ART GmbH gemeinsam andere, weniger anonyme Stellplätze finden. Niemand will Glascontainer wegen des Lärms direkt vor seiner Haustür haben. Die Stadt darf die Glascontainer aber nicht verstecken. Denn das löst das Problem nicht. hannah.schmitt@volksfreund.de

EXTRA

MüLLABHOLUNG

Abfalltelefon: Andererseits ist es möglich, unter 0651/9491414 beim Abfalltelefon des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) anzurufen, um Abfälle wie alte Matratzen oder Grünabfälle alle zwei Wochen abholen zu lassen. Dieser Service ist in der jährlich an die ART zu zahlenden Abfallgebühr enthalten. Problemmüllfahrzeug (Promüfa): Voraussetzung für die Abholung von Abfällen wie Batterien, Reinigungsmitteln oder Farbe an der Haustür ist eine Anmeldung am Abfalltelefon. Auch kleine Mengen können angemeldet werden, denn das Promüfa ist regelmäßig im Landkreis unterwegs. Die Kosten für die Abholung sind mit Ausnahme von Alt- und Hydrauliköl in der jährlichen Abfallgebühr enthalten. Zudem steht das Promüfa sechs Mal im Jahr zur Annahme der Problemabfälle auf dem Konzer Marktplatz bereit.

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