Wenn Holz morsch ist, ziehen Käfer ein

Erbeskopf · Wie entwickelt sich der Nationalpark Hunsrück-Hochwald bis 2050? Dieser Frage geht der TV in seiner Sommerserie "Jenseits der Wildkatze" nach. Er stellt darin die Ergebnisse einer Tagung vor, auf der im Juli mehrere Experten über die Zukunft des Schutzgebiets diskutiert haben. Zum Auftakt geht es um Totholz.

Erbeskopf. Es ist Zeit, mit einem Vorurteil aufzuräumen: Nein, Totholz ist weder tot, noch gefährlich. Und ja, wer unter einem Baum mit Totholz steht, kann von einem herunterfallenden Ast erschlagen werden. Deshalb der Rat: Im Wald nach oben schauen und lieber einen Sicherheitsabstand zu einem Totholzstamm einhalten. Dabei ist die Bezeichnung Totholz irreführend. Anders als die Bezeichnung es vermuten lässt, wimmelt es im Totholz nur so vor Leben.
Patricia Balcar von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt (Kreis Kaiserslautern) zählt auf: "1300 Käferarten, 1500 Pilz arten, 30 Vogelarten, 54 Wildbienenarten sowie 16 Fledermausarten sind auf diesen Lebensraum angewiesen." Auch die Wildkatze braucht ein hohes Angebot von Totholz. "Je weniger Strukturen ein Waldgebiet bietet, desto schlechter die Rahmenbedingungen für eine hohe Zahl von Tieren und Pflanzen", sagt Balcar. Diese Beobachtungen hat Balcar auch im Zuge ihrer Untersuchungen der Naturwaldreservate Gottlob, Springenstein und Ruppelstein in der Nähe des Erbeskopfes gemacht.
"Naturwälder sind Hot Spots der Artenvielfalt. Das sind sie auch, weil der Totholzanteil in ihnen deutlich über dem Durchschnitt liegt", erklärt Balcar weiter. Voraussetzung dafür sei, dass Bäume altern dürfen. Die Buche erreicht ein Alter von rund 600 Jahren, gefällt wird sie aber in der Regel, wenn sie zwischen 100 und 150 Jahre alt ist. "Für die Holzwirtschaft ist das ideal, aber für die Tierwelt wird eine Buche überhaupt erst ab diesem Alter interessant", sagt Balcar. Dann erst fängt der Schwarzspecht an, seine Höhlen in den Baum zu meißeln. Erst danach können beispielsweise Eulen, Kauze oder Fledermäuse den Raum für den eigenen Nachwuchs erobern.
Ein typisches Merkmal für den beginnenden Zerfall einer Buche ist der Zunderschwamm. Er verursacht Weißfäule, so dass der Stamm unvermittelt durchbrechen kann. Ist das Holz einmal morsch, ziehen die Vögel aus und die Käfer ein. Die Insekten übernehmen die weitere Zersetzung des Holzes. itz

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