Wenn Liliput erzählen könnte…

Eine wahre Schatz-Truhe und Wundertüte an Automobil-Modellen aus einem halben Jahrhundert: Das ist das "Kleinkunst-Museum" von Klaus Rutz, in dessen Wohnung sich die wechselhafte Geschichte der Automobil-Industrie im Liliput-Format widerspiegelt. Ein Eldorado für alle Freunde filigraner Zeugnisse rund um die Mobilität.

 Sammler aus Leidenschaft: Klaus Rutz hat in seinem Haus in Hermeskeil eine Automobil-Ausstellung der besonderen Art zusammengetragen. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Sammler aus Leidenschaft: Klaus Rutz hat in seinem Haus in Hermeskeil eine Automobil-Ausstellung der besonderen Art zusammengetragen. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Hermeskeil. Der Mann hat Ordnung, liebt und lebt Ordnung. Das sieht man auf den ersten Blick. Fein säuberlich nebeneinander gereiht, nichts dem Zufall überlassen, tut sich hinter blank geputzten Scheiben und Vitrinen eine Wunderwelt vielfältigster Fortbewegung auf. Personenwagen, Nutzfahrzeuge, Motorräder, Lokomotiven, Traktoren — hunderte, aberhunderte. Bewundern: ja, aber Zählen, katalogisieren: nein. Was dem geneigten Betrachter sicherlich zur haarsträubenden Strafarbeit gereichen würde, ist für den "Meister der Minis" Herzensangelegenheit. Hier hat alles seinen festen Platz, steht nichts zufällig herum. In stummer Eintracht präsentiert sich eine disziplinierte blecherne Armee, die - könnte sie sprechen — atemberaubende Geschichten aus der Wunderwelt der Mobilität erzählen würde.Da residiert - alles im Maßstab 1:43 oder 1:87 — ein Goggomobil neben einem Renault 4CV, besser bekannt als "Creme-Schnittchen". Da gesellt sich ein Wanderer einträchtig zum Messerschmitt Kabinenroller und zur BMW Isetta, einer kleinen "Knutschkugel" mit Einzylinder-Motörchen. Klaus Rutz weiß zu jedem Exponat eine eigene Geschichte zu erzählen, plaudert über Historie und Histörchen seiner Prachtstücke. "Angefangen hat alles vor mehr als zehn Jahren, mittlerweile bestimmt meine Sammlung auch einen großen Teil des Urlaubs. Wenn man ständig auf dem Neuesten sein will, dann ist es mit dem Besuch von Messen, Ausstellungen oder Tauschbörsen nicht getan", erzählt er. Und so ist in den Ferientagen gemeinsam mit seiner Gattin die Rundreise von einem Autotempel zum nächsten angesagt. Ob das August-Horch-Museum in Zwickau, das "Bianco Rosso" in Aschaffenburg, oder die weltberühmte "collection schlumpf" im französischen Mulhouse: Rutz lebt nicht nur in seiner feinen kleinen Wunderwelt, sondern ist vom Bazillus Automobilbau befallen. Wobei das Wort "Automobil" angesichts der großen Schatzkammer von Motorrädern, Traktoren, Dreirädern, Lokomotiven und anderem beileibe nicht wörtlich zu nehmen ist.Rutz hegt und pflegt seinen privaten Autotempel mit Akribie. Während er ein Exemplar nach dem anderen vorsichtig hervorholt, nimmt er zwischendurch einen abgeschnittenen feinen Rasierpinsel zur Hand, der für die "Kosmetik" der Sammlung zuständig ist. "Die Härchen dürfen nicht zu hart sein, sonst gibt es Kratzer auf dem feinen Lack." Neben dem Rasierpinsel steht ein kleiner Friseurspiegel zur penibelsten Kontrolle bei etwaigen Feinkorrekturen. Da ist kein Stäubchen, keine Fluse zu sehen.Anstecknadeln tummeln sich neben den Exponaten

Neben den wie lebensecht wirkenden Exponaten tummeln sich unzählige Anstecknadeln aller möglichen Autohersteller. Viele darunter von Firmen, die längst ihr unternehmerisches Leben ausgehaucht haben. Stumme Zeugnisse der Geschichte. Daneben jede Menge Fachliteratur. Kataloge, Bücher, dünne Hefte, dicke Wälzer. Wer einen Hang zur (Auto)Mobilität hat, der kann sich in diesem Eldorado nicht satt sehen. Rutz sammelt nicht willkürlich, sondern mit Bedacht und System. "Das nächste Stück wird ein Zündapp Janus sein." Etwas ganz Seltenes in der Szene, ein viersitziges Coupé, das hinten wie vorn fast gleich aussah und das man daher nach dem römischen Gott Janus mit den zwei Gesichtern benannte. Doch dabei - dessen sind wir uns sicher - wird es nicht bleiben.

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