Wenn Weihnachten zur Stress-Falle wird

Saarburg · Ein langes Fest-Wochenende haben wir in diesem Jahr - ein Glücksfall, sollte man meinen. Doch wenn vier Tage lang die Liebsten aufeinander hocken, reicht oft nur ein falsches Wort: Schon tobt ein Familienkrach. Josef Junk von der Lebensberatung Saarburg erklärt, wie man Streitigkeiten an den Feiertagen vermeidet.

 Einfach ein paar Tage lang entspannen? – Josef Junk, Leiter der Lebensberatung Saarburg, rät, sich an Weihnachten nicht zu sehr unter Druck zu setzen. TV-Foto: Anita Lozina

Einfach ein paar Tage lang entspannen? – Josef Junk, Leiter der Lebensberatung Saarburg, rät, sich an Weihnachten nicht zu sehr unter Druck zu setzen. TV-Foto: Anita Lozina

"Weihnachten gilt als das Fest der Liebe und der heilen Familie", sagt der Leiter der Lebensberatung Saarburg, Josef Junk. "Aber das stimmt oft nicht." Im Gegenteil: Aus seiner Erfahrung heraus kommen Streitereien und sogar Trennungen an Heiligabend häufiger vor, als man denkt. Auch das ländliche Saarburg stellt da keine Ausnahme dar.

Überzogene Erwartungshaltung

Das Hauptproblem ist eine völlig überzogene Erwartungshaltung, ist sich Junk sicher. Alles muss perfekt sein: das Essen, die Geschenke, die Freizeitgestaltung. "Das führt aber nur zu Stress; selbst die Kinder werden davon nicht verschont." Wenn aber alle Familienmitglieder einzeln schon angespannt sind, steigt auch die Ungeduld mit den Kindern und den Partnern. Irgendwann reicht nur eine falsche Geste, ein falscher Blick, ein falsches Wort. "Das wirkt dann wie ein Funke im Pulverfass." Die Mitarbeiter der Lebensberatung bereiten getrennte Paare daher bereits früh auf diese Tage vor, denn schnell streiten sich zerstrittene Eltern um die Aufteilung der Feiertage oder der Geschenke. "Wir wollen sie möglichst früh auf diese Fallen vorbereiten." Doch nicht nur bei ohnehin gefährdeten Paaren kann es an Weihnachten zu Problemen kommen. "Auch in eigentlich intakten Beziehungen reicht nur eine kleine Schieflage - und die Situation eskaliert."
Wertvolle Geschenke sind Zeit und Aufmerksamkeit

Es gibt aber auch akute Möglichkeiten, den Stress zu verringern. "Es hilft, realistische Erwartungen an Weihnachten zu stellen", sagt Junk. Die Welt sei eben nicht perfekt, und "wenn ich gestresst bin, muss ich das den anderen auch zugestehen." Außerdem empfiehlt er, einfach ein paar Tage lang gar nichts zu tun.

Kinder sollen ruhig ein paar Stunden nur in ihrem Zimmer verbringen können, statt mit den Eltern oder den neuen Geschenken zu spielen. "Denn oft wird das anfängliche Wohlwollen zum Vorwurf, wenn sie das nicht machen:"

Viel ist aber schon gewonnen, wenn sich die Familien ihre weihnachtlichen Gefühle nicht von Industrie und Werbung vorschreiben lassen. "Wirklich wertvolle Geschenke sind andere: Zeit, Gehör, Aufmerksamkeit - oder ein Lächeln."

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