Großprojekt Spektakulärer Bau-Auftrag: Arbeiter ziehen 250-Meter-Rohr unter der Saar durch (Video)

Konz · Fünf Tonnen schwer ist das Rohr, der sogenannte Düker, den eine Spezialfirma sieben Meter unter der Saar durchgezogen hat. Dafür brauchten sie mehr als drei Stunden. Das Rohr ist für einen besonderen Zweck bestimmt.

200 Meter langes Rohr unter der Saar in Konz für Nahwärme Glasfaser und Strom
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Arbeiter ziehen 250 Meter langes Rohr unter der Saar in Konz durch

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Foto: TV/Christian Kremer

Der Boden neben einem größeren Baugraben in der Brückenstraße beginnt am Donnerstag gegen 17 Uhr zu vibrieren. Der schwere Bohrer, der in den vergangenen Wochen einen Tunnel unter der Saar durchgebohrt hat, soll nun nicht mehr weiterbohren. Diese Arbeit ist erledigt. Diesmal geht es darum, ein 250 Meter langes Rohr durch den Tunnel unter der Saar durchzuziehen. Dieses Rohr aus dem Kunststoff Polyethylen haben die Arbeiter in den vergangenen Tagen zusammengeschweißt. Es reicht vom Bauloch bis zur Bahnhofsstraße durch die komplette Brückenstraße. Weil es dort liegt, haben die Arbeiter für die Anwohner sogar eine Holztreppe gebaut, damit sie nicht über das Rohr klettern müssen.

Einige Schaulustige beobachten die spektakuläre Aktion. Ab und zu schicken die Bauarbeiter einen Radfahrer weg, der sich trotz der Arbeit mit den schweren Baggern, die das fünf Tonnen schwere Rohr aus der Brückenstraße zum Tunneleingang hieven, durchmogeln will. Würde eine der Ketten an dem Baggerarm reißen, wenn sie unter Vollspannung ist, könnte sie wegschnellen und schwere Verletzungen verursachen.

Das passiert jedoch nicht. Die Arbeiter bringen das Rohr innerhalb einer dreiviertel Stunde zum Bohrer. Und der Bohrer, der auf der anderen Seite der Saar, in Könen platziert ist, zieht es langsam durch den Tunnel. Nach rund dreieinhalb Stunden liegt das komplette Rohr sieben Meter in sicherer Tiefe unter der Saar, bereit, um weitere Leitungen aufzunehmen.

Alltäglich ist solch ein großes Bohrprojekt mit so einem riesigen Rohr auch für Bauleiter Christian Heck nicht. Er ist Gesellschafter des von der Verbandsgemeinde Konz beauftragten Ingenieurbüros Garth aus Bernkastel-Kues und erklärt, wie die Arbeiter, Spezialisten für Horizontalbohrungen, vorgegangen sind. „Wir haben ein Loch unter der Saar mit einem Horizontalspülbohrverfahren durchgebohrt“, schildert er das Vorgehen. Auf Könener Seite stehe eine Bohrmaschine mit 100 Tonnen Zugkraft. Vor vier Wochen habe die Firma mit der ersten Bohrung – der Pilotbohrung – begonnen. In der Folge sei das Loch ausgeweitet worden. Dazu seien fünf Bohrgänge nötig gewesen. Vergleichbar ist das laut dem Ingenieur mit einem Bohrloch in der Wand, das vergrößert, in dem man zunächst einen kleinen und dann einen größeren Bohrer auf die Maschine setzt.

Nachdem das Loch horizontal sieben Meter unter der Saar-Sohle fertig war, hat die Firma 60 Kubikmeter Bentonit in den Tunnel eingebracht, das die Firma zuvor in Gruben im Boden auf der Könener Seite gesammelt hatte. „Das ist ein Tonmineral mit Wasser“, sagt Heck. Dieses Gemisch wird genutzt, um zu verhindern, dass das Bohrloch in Teilen zusammenbricht, weil der Boden nicht so stabil ist. Wahrscheinlich ist das in Konz nicht. „Im Großteil befinden wir uns hier in einem festen Sandsteinfels“, erläutert der Bauleiter.

Die Gefahr, dass der Tunnel unter der Saar einbricht und mit Wasser vollläuft, besteht laut dem Experten nicht. „Da wurden im Vorfeld umfangreiche geologische Untersuchungen gemacht.“ Weil beispielsweise auf der Könener Seite einzelne große Quarzitblöcke entdeckt worden seien, sei die Firma mit dem Projekt 40 Meter vom Saarufer weggerutscht gewandert.

Das Schutzrohr aus Kunststoff, das nun unter der Saar liegt, hat einen Außendurchmesser von 560 Millimeter. Die Wand des Rohrs ist 56 Millimeter stark. Es ist dazu da, ein weiteres viergliedriges Rohrbündel zu schützen, das am Freitag eingezogen wurde. Zwei Rohre sind gedämmt für Nahwärmeleitungen. Zwei Rohre sind für Strom und Glasfaserkabel gedacht. „Normalerweise würde man bei einer Horizontalbohrung direkt solch ein Rohrbündel einziehen, aber das Nahwärmerohr ist zu empfindlich an der Oberfläche, das würde kaputt reißen“, erklärt Heck.

Mithilfe des 750.000 Euro teuren Projekts ist die Konzer Verwaltung künftig in der Lage, ihre Gebäude am Marktplatz mit Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen, die im Klärwerk an der Saarmündung produziert werden. Das Glasfaserkabel brauchen die Verbandsgemeindewerke für die interne Kommunikation von der Zentrale im Konzer Zentrum mit ihren 120 Anlagen, die in der VG verteilt liegen.

Bürgermeister Joachim Weber kommentiert das Projekt für den TV folgendermaßen: „Es ist zum einen eine wichtige Infrastrukturmaßnahme für Konz und zum zweiten ist es eine wichtige energetische Maßnahme.“ Durch das Rohr bekomme das Rathaus eine autarke Wärme und Stromversorgung. „Das ist ein Projekt, das zukunftsweisend ist, weil wir uns unabhängig machen. Gerade in der jetzigen Zeit ist das ein wichtiges Signal.“

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