Natur Er kennt sich aus mit dem Russischen Bären

Hermeskeil · Werner Becker aus Hermeskeil ist Experte für heimische Orchideen, Schmetterlinge und Insekten. Dabei hat er beruflich mit diesen Dingen gar nichts zu tun gehabt.

 Werner Becker zeigt Fotos einer Orchidee, die sich bei ihm im Garten wohlfühlt, und eines in der Nähe fotografierten seltenen Schmetterlings. Der Russische Bär, auch Spanische Flagge genannt, ist europaweit geschützt.  

Werner Becker zeigt Fotos einer Orchidee, die sich bei ihm im Garten wohlfühlt, und eines in der Nähe fotografierten seltenen Schmetterlings. Der Russische Bär, auch Spanische Flagge genannt, ist europaweit geschützt.  

Foto: Ursula Schmieder

  Schon in der Schule war seine Leidenschaft offensichtlich. Für seine Mitschüler war Werner Becker der „Natur-Flappes“, der auch mal Rehe an die Tafel zeichnete. Heute interessieren ihn eher Schmetterlinge und Spinnen – und wilde Orchideen, die er zudem lieber fotografiert. Denn Becker ist Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Heimische Orchideen (AHO) Rheinland-Pfalz/Saarland (siehe Info) und seit 1985 Leiter der damals gegründeten Regionalgruppe Trier. Dass er sich derart spezialisieren würde, war zu seiner Schulzeit kaum absehbar. Und auch nicht für den späteren Steuerberater, der nach einem Herzinfarkt seines Vaters für dessen Kanzlei persönliche Wünsche zurückstellte. Doch die Natur erwies sich als „optimaler Ausgleich für diesen Job“. Ohne sein Hobby hätte er „das nicht gebacken bekommen“, ist Becker (71) überzeugt. Schließlich gab es da nicht nur den Beruf, sondern auch die Familie des dreifachen Vaters.

Freizeit war knapp –  doch er verstand es, sie zu nutzen. So etwa, indem er morgens um fünf Uhr zu Exkursionen „in die Botanik“ rings um Trier, wo er damals lebte, aufbrach. Inzwischen ist das anders. Seit er vor sechs Jahren in Rente ging, beginnt das Naturerlebnis für ihn gleich vor der Haustür in Hermeskeil, wo er seit 2005 lebt.

Am Teich im naturnahen Vorgarten mit vielen Orchideen, im Garten und auf der angrenzenden Ausgleichsfläche entdeckte er schon mehrmals „Rote-Liste-Arten“. Erst dieser Tage flatterte dort ein Russischer Bär, auch Spanische Flagge genannt, ein europaweit geschützter seltener Schmetterling.

Zwischen April und  September ist Becker in der ganzen Region unterwegs. Dann sucht er nach Orchideen, deren Standorte ihm oft aufmerksame Wanderer melden. Circa  70 Arten sind in Deutschland bekannt – 51 davon in Rheinland-Pfalz. Wird Becker fündig, und entdeckt er vielleicht noch „extrem seltene Arten“, ist das auch für ihn immer wieder ein Erlebnis.

Denn Orchideen und ihre Partner, im Boden wachsende Pilze, reagieren sehr sensibel auf äußere Einflüsse. Sind sie einmal verschwunden, tauchen sie kaum mehr wieder auf. Andererseits ist es aber auch schon gelungen, Pflanzen umzusiedeln. Als nahe Welschbillig eine Straße begradigt werden sollte, verpflanzte der AHO blühende Purpur-Knabenkraut-Orchideen an einen neuen Standort. Möglich war das, weil der Verband, wie vor Straßenbauprojekten üblich, um eine Stellungnahme gebeten wurde und ihm auch Zeit eingeräumt wurde, die Vorkommen zu sichern. Becker würde sich das ähnlich auch für Baumaßnahmen wie im Wald wünschen. Denn gerade dort entdeckt er schon mal verloren geglaubte Arten.

Seine Faszination für Orchideen entdeckte er in der Südeifel. Förster Peter Göbel, Mitte der 1970er Jahre der „Eifeler Orchideen-Papst“, zeigte ihm Vorkommen. Später tauschte er sich mit anderen Experten aus, mit Günter Müller aus Körperich sowie Peter Kohns und Paul Schneider aus Wasserliesch. Dort gibt es eines der bedeutendsten regionalen Orchideenvorkommen. Becker bedauert nur, dass infolge geänderter Biotop-Pflege von 36 Arten im Jahr 2000 nur noch 19 zu finden sind. Im Hochwald gibt es Vorkommen nahe Neuhütten-Muhl sowie in Hermeskeil am früheren Truppenübungsplatz und in Bachtälern wie von Wadrill, Löster- oder Dörrenbach.

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