Widerstand gegen Windräder wächst

Hermeskeil · Der Gegenwind wird stärker: In der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil ist nach aktuellem Stand der Bau von mehr als 50 neuen Rädern möglich. Gegen diese Pläne mehren sich nun aber die kritischen Stimmen von Bürgern. Dazu zählt auch ein bekannter Ex-Politiker aus der Hochwaldstadt: der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete und Finanzstaatssekretär Karl Diller.

Hermeskeil. Fast alle Orte in der VG Hermeskeil wollen Windräder und haben auch schon Pachtverträge mit diversen Investoren in der Tasche. Wenn all diese Pläne umgesetzt würden, könnten zu den bestehenden 19 Windrädern über 50 neue Anlagen hinzukommen. Diese Ausgangslage ist schon lange bekannt. Laute Proteste riefen diese Absichten bis vor kurzem nicht hervor.
Inzwischen wird die Windkraftkritik aber deutlicher vernehmbar. In zwei Leserbriefen haben sich Waltraud Clemens und mehrere Hermeskeiler Familien im TV gegen den "Wildwuchs" und die "Zerstörung des Landschaftsbilds" gewandt.
In diesen Chor hat nun mit Karl Diller (SPD) auch ein prominenter Ex-Politiker eingestimmt. "Meine persönliche Betroffenheit will ich gar nicht verschweigen", stellt Diller klar. Er wohnt in der Hermeskeiler Schulstraße und damit unweit vom geplanten Windpark im Stadtwald entfernt.Diller verweist auf den Größenunterschied zwischen den bisherigen Anlagen, die überwiegend eine Nabenhöhe von 85 Metern haben, und den neu geplanten Rädern mit einer Nabenhöhe von 145 Metern. "Was die Leute kennen, sind Zwerge im Vergleich zu den Riesen, die kommen sollen. Deshalb brauchen die Menschen ein genaues Bild von dem, was geplant ist", sagt Diller. Er fordert von der VG, dass sie "jetzt" farbige Satellitenaufnahmen veröffentlicht, auf der mit Punkten die Standorte der geplanten Räder markiert sind. Außerdem spricht er sich wie Clemens dafür aus, dass mit einer Computersimulation die Auswirkungen der Anlagen auf das Landschaftsbild deutlich gemacht werden. Dies alles müsse auf einer weiteren öffentlichen Info-Veranstaltung und im Internet vorgestellt werden.
Im Übrigen kritisiert Diller, dass der Hermeskeiler Rat sich beim Bau von Rädern auf einen Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohnhäusern verständigt hat. Er plädiert für "flexible Mindestabstände" und fordert, "dass man den Beschluss des Keller VG-Rats übernehmen muss". Dort soll als Mindestabstand die zehnfache Nabenhöhe eines Rads gelten - bei einem 145 Meter hohen Mast also 1450 Meter.
Abschließend macht Karl Diller deutlich, dass seiner Meinung nach die Errichtung von neuen Rädern entlang der A 1 von der Raststätte Hochwald bis zu den bestehenden Anlagen bei Bescheid die geringsten Auswirkungen auf das Landschaftsbild hätte.Extra

Der Hermeskeiler Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) betont auf TV-Anfrage, "dass wir alle Eingaben ernst nehmen. Wir haben den bisherigen Prozess aber sehr offen und transparent gestaltet". Bei der bisherigen Planung der künftigen Standorte habe man sich daran orientiert, "wo es schon eine visuelle Vorbelastung gibt". Einige Bereiche - etwa am Rösterkopf oder bei Züsch halte die VG bewusst frei von Rädern. "Wir wissen, dass es eine Gratwanderung ist, die Wünsche und finanziellen Bedürfnisse der Ortsgemeinden zu erfüllen und gleichzeitig das Landschaftsbild so weit wie möglich zu erhalten", so Hülpes. Dillers Forderung nach größeren Abständen zu Häusern lehnt der Rathaus-Chef ab. "Wir sehen 1000 Meter als ausreichend an." Das Land empfehle sogar nur 800 Meter. Eine Computersimulation über die Auswirkungen auf das Landschaftsbild werde man erstellen lassen, so Hülpes. "Kurzfristig macht das aber keinen Sinn. Es sind ja noch sehr viele Kriterien in der Prüfung. Warum sollen wir jetzt schon Standorte visualisieren, bei denen sich später herausstellt, dass sie aus Natur- und Artenschutzgründen gar nicht realisierbar sind?", fragt Hülpes. Erst Anfang 2014 würden die entsprechenden Gutachten vorliegen.ax

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