Wie im medizinischen "Schlaraffenland"

Hermeskeil · Die Initiative eines Hermeskeiler Arztes findet viele Unterstützer. Er sammelt Geld und Geräte für eine Klinik in Tansania. Ein Kollege von dort hat ihn nun besucht und staunte über die Arbeitsbedingungen im Hochwald, von denen er nur träumen könne.

 Varto Seeid, Oberarzt der Chirurgie im St.-Josef-Krankenhaus in Hermeskeil, und sein Kollege Arnold Wella vom Songea Regional Hospital in Tansania freuen sich über die große Spendenbereitschaft in der Region. Seeid hat unter anderem medizinische Geräte für die Klinik in Afrika gesammelt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Varto Seeid, Oberarzt der Chirurgie im St.-Josef-Krankenhaus in Hermeskeil, und sein Kollege Arnold Wella vom Songea Regional Hospital in Tansania freuen sich über die große Spendenbereitschaft in der Region. Seeid hat unter anderem medizinische Geräte für die Klinik in Afrika gesammelt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Hermeskeil Aus 400 Euro zu Beginn der Spendensammlung sind inzwischen etwa 2500 Euro geworden. Und was Dr. Varto Seeid bisher an medizinischen Geräten und Hilfsmitteln zusammengetragen hat, übertrifft alle Erwartungen. Der Oberarzt in der Allgemein- und Unfallchirurgie des St. Josef-Krankenhauses Hermeskeil trifft schon Vorbereitungen, die Sachspenden per Container auf den Weg zu bringen.
Zielort für Geld und Geräte ist das Songea Regional Hospital in Tansania. Der Hermeskeiler Arzt hatte dort im Januar für zehn Tage als Gast-Mediziner hospitiert und rief danach ein Hilfsprojekt für die afrikanische Klinik ins Leben (der TV berichtete).
Nun kam es zum Gegenbesuch von Dr. Arnold Wella, einem der beiden Chirurgen der Klinik in Tansania. 14 Tage lang war der Afrikaner in Hermeskeil. Wie zuvor auch Seeid in Tansania operierte Wella zwar nicht, konnte sich aber als Assistent ein Bild vom Klinikalltag in der Hochwaldstadt machen.
Die Unterschiede in der medizinischen Praxis beider Häuser sind laut Wella groß. In Songea basierten die ärztlichen Entscheidungen meist "auf eigenen medizinischen Untersuchungen". Denn es gebe kaum medizinische Geräte, sodass Ärzte notgedrungen aufgrund ihres Wissens und ihrer Erfahrung diagnostizieren müssten. Geräte, wie sie in Hermeskeil zur Verfügung stehen, kennt Wella nur aus seiner schon Jahre zurückliegenden Zeit am College. Die Klinik in Songea, berichtet er, besitzt nur je ein Röntgen- und Ultraschallgerät.
"Sie haben auch keine Kameras für Magen- oder Darmspiegelungen", bedauert sein deutscher Kollege. Ein gravierender Unterschied sind laut Wella die personellen Verhältnisse. In Hermeskeil kümmerten sich zehn Chirurgen um 50 Patienten. In Songea, einer 490-Betten-Klinik für ein Einzugsgebiet mit 300 000 Menschen, arbeiteten nur zwölf Ärzte, unterstützt von medizinischen Fachkräften und Assistenten. Und nur zwei Chirurgen sind für 150 Patienten zuständig.
Verblüffend am Klinikalltag in Hermeskeil sind für den 35-Jährigen, der erstmals Europa besuchte, die gute Organisation und Effizienz der Kollegen. Er sei erstaunt, wie das ablaufe mit den vielen, auch größeren täglichen Operationen. Während hier jeder Chirurg für seine Fachrichtung zuständig sei, operierten sie in Songea den ganzen Tag über unterschiedlichste Notfälle. Daher sei er froh und dankbar, dass so viele wichtige medizinische Geräte gespendet wurden, sagt Wella. Und, dass Seeid sie möglichst bald nach Afrika schicken wolle.
Natürlich wünsche er sich eine vergleichbare Ausstattung und ähnlich gute Bedingungen wie in Hermeskeil auch für seine Klinik, sagt der Chirurg. "Aber es ist schon in Ordnung", kommentiert er gleichmütig. Wäre immer alles so, wie es sein sollte, und wären alle erwünschten medizinischen Geräte und Hilfsmittel ständig verfügbar, sagt Wella: "Das wäre ja wie in einem unrealistischen Schlaraffenland."
Extra: SPENDEN WEITER WILLKOMMEN


Sach- und Geldspenden, auch für den Transport der Geräte, sind laut Seeid nach wie vor willkommen. Kontakt für Sachspenden: Telefon 06503/81-5543. Geld kann gespendet werden - mit Angabe des Stichworts "Tansania" - auf das Konto des Fördervereins St. Josef-Krankenhaus und Hochwald-Altenzentrum St. Klara, IBAN: DE68585501300004413332, Sparkasse Trier.

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