"Wie traurig! Erinnerungen fliegen davon." - Franzosen äußern sich zum Kasernenabriss in Saarburg

Saarburg · Emotional und nostalgisch haben einige Franzosen auf die Veröffentlichung eines Fotos vom Kasernenabriss in Beurig auf Facebook reagiert. Offensichtlich haben sie ihre Saarburger Zeit beim Militär in guter Erinnerung behalten.

"Wie traurig! Erinnerungen fliegen davon." - Franzosen äußern sich zum Kasernenabriss in Saarburg
Foto: (h_sab )

Es ist ein simples Foto: Ein Bagger reißt das Unteroffizierskasino auf dem Gelände der Kaserne de Lattre in Beurig ab. Doch auf der Facebook-Seite "Du bist Saarburg" hat es eine Flut von Gefühlsäußerungen ausgelöst. 54 Emoticons, davon 15 weinende und vier wütende Gesichter haben Internetnutzer gepostet. Mehr als 30 Menschen haben das Bild kommentiert - überwiegend auf Französisch. Ein paar Kostproben: "Oh, wie ist das traurig zu sehen, wie alle unsere Erinnerungen einfach so davonfliegen, als wären wir niemals da gewesen ", schreibt Cindy Lefebvre Pinte.

Miguel Jordao meint: "Nicht nur ein Bataillon in Deutschland, eine Stadt und eine Bevölkerung, die uns offen empfangen haben. Was für Erinnerungen!". Sylvain Bruneseaux postet: "Verdammt, übel zu sehen, wie all das zusammenstürzt! Aber es wird immer in unseren Herzen bleiben." Stefan Barthelmes, einer der wenigen, die sich auf Deutsch äußern, meint: "Ach ja. Da werden alte Zeiten wieder aufgeweckt. Als man noch in der Lehre war und dort des Öfteren gearbeitet hatte. War 'ne schöne Zeit!"
"Das war schon extrem"


Den Macher der Facebook-Seite, Heinz Berthold Kind, haben diese Reaktionen dann doch auch überrascht. Er sagt: "Es war schon öfter so, dass einige Franzosen reagiert haben, wenn ich Bilder von Saarburg auf Facebook veröffentlicht habe.

Aber das hier war schon extrem. Es ist auffällig, wie positiv die Resonanz auf Saarburg ist. " Kind selbst hat keine Kontakte zu Franzosen. Als er jung war, waren die Kasernen schon da. Die Franzosen mit ihren Familien hätten für ihn einfach zum Stadtbild gehört. Immerhin seien die Hälfte der Saarburger ja Franzosen gewesen, sagt Kind.

Im Mai 2010 hat sich das 16. Jägerbataillon nach 42 Jahren in Saarburg mit einer Militärparade von der Stadt verabschiedet. 1200 Soldaten mit rund 800 Familienangehörige sind damals gegangen. Saarburg war der letzte rheinland-pfälzische Standort des französischen Militärs. Oberst Nicol sagte bei der Abschlussparade: "Das 16. Jägerbataillon sagt nicht Adieu, sondern auf Wiedersehen."

Doch zumindest auf offizieller Seite scheint daraus nicht viel geworden zu sein. Jörg Volk, Präsident der Deutsch-französischen Gesellschaft (DFG) Saarburg, sagt: "Die DFG unterhält keine Kontakte mehr zu Franzosen, die einst in Saarburg stationiert waren. Ich bedauere das. Es gibt nur noch private Kontakte von Freundschaften, die damals entstanden sind." Die Beziehungen aufrecht zu erhalten sei schwierig gewesen, weil die Soldaten der Garnison häufig gewechselt hätten und heute überall verstreut stationiert seien, unter anderem in Bitche und Strasbourg.

Die DFG, die 1982 gegründet wurde, war laut Volk einst eng mit den Franzosen verflochten. So war der DFG-Präsident laut Satzung immer Deutscher und der Vizepräsident Franzose und zwar der jeweilige Kommandant der Garnison, der in den letzten Jahren in Saarburg den Rang eines Colonel/Oberst hatte. Zudem war die Hälfte der Beisitzer Franzosen. Nach dem Abzug der Garnison hat die DFG, deren Aufgabe es ist, die deutsch-französischen Beziehungen auf allen möglichen Gebieten zu vertiefen, dann ihre Satzung geändert.

Generell sagt Volk: "Das Verhältnis zwischen den Saarburgern und den Franzosen war gut. Die Franzosen waren keine Fremden, sie waren Mitbürger." Lediglich am Anfang habe es kleinere Reibereien gegeben.

Haben Sie Fotos von den Saarburger Kasernen, als sie noch genutzt wurden? Oder erinnern Sie sich an besondere Begebenheiten im Zusammenhang mit den einst in Saarburg stationierten französischen Soldaten? Dann schicken Sie uns die Geschichten und Bilder (in möglichst hoher Auflösung) per Mail an saarburg@volksfreund.de oder rufen Sie zwischen 14 und 16 Uhr an unter Telefon 0651/7199-435.
Meinung

"Wie traurig! Erinnerungen fliegen davon." - Franzosen äußern sich zum Kasernenabriss in Saarburg
Foto: (h_sab )

Schade!
Die Geschichte der deutsch-französischen Freundschaft ist erstaunlich. Frankreich war einst Erbfeind und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zur Besatzungsmacht. In Saarburg waren die französischen Soldaten schließlich Mitbürger oder sogar Freunde und Ehepartner. Ein Stück dieser Historie ist mit den Saarburger Kasernen verbunden. Schade, dass viele der Gebäude auf dem Gelände der Kaserne de Lattre nach und nach einfach abgerissen werden, ohne dass dieses Stadtviertel jemals fotografisch oder sonst wie systematisch dokumentiert wurde. Falls sich Nachfahren mal für diese Vergangenheit interessieren, bleiben ihnen, wenn überhaupt, bestenfalls noch ein paar Anekdoten. m.maier@volksfreund.de

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