Wieviel Staub liegt in der Wellener Luft?
Die Beschwerden einiger Wellener zeigen Wirkung: Vor wenigen Tagen sind Apparate aufgestellt worden, die die Staubbelastung durch das Bergwerk im Dorf messen sollen.
Wellen. Sie sind etwa mannshoch, haben einen blauen "Becher" sowie ein Drahtgestell und wirken wie eine moderne Vogeltränke. Diese Geräte, von denen sich jeweils eines auch in der Waldstraße, der Josef-Schnuch-Straße, der Marienstraße und in einer Privatstraße in der Nähe des Bergwerks befindet, sind in Wellen willkommene Gäste. Denn sie sollen die Staubbelastung im Dorf messen, die durch den industriellen Gesteinsabbau der Trierer Kalk-, Dolomit- und Zementwerke (TKDZ) verursacht wird. Bürger beklagen sich bereits seit langem darüber, dass ihr Ort und sie selbst zu sehr unter dem Staub leiden müssen (der TV berichtete). Seit einigen Monaten wird zumindest ein Teil der TKDZ-Sandhalden, die offen im Gelände liegen und vor allem dem Wind ausgesetzt sind, zurück in den Josef-Stollen transportiert. Ein Blick von der luxemburgischen Moselseite jedoch offenbart: Es gibt noch weitere offen gelagerte Sandhügel.
Wie stark nun die Belastung durch das feinkörnige Material ausfällt, sollen die kürzlich aufgebauten Messgeräte zeigen. Das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz beobachtet die Ergebnisse an den vier Messstellen über ein ganzes Jahr hinweg. "Die Gläser werden im Rhythmus von 30 - plus-minus zwei - Tagen von uns gewechselt, so dass am Ende des Messprogramms, bei optimalem Verlauf ohne Ausfälle, zwölf Messwerte pro Messpunkt vorliegen, die dann gemittelt werden", teilt Gerd Plachetka, Pressesprecher des Umwelt-Landesamts, auf TV-Anfrage mit. Die Bürger Wellens dürfen auf die Ergebnisse gespannt sein. Schon von Oktober 1999 bis Oktober 2000 und von April 2003 bis April 2004 sei an diesen Punkten gemessen worden, sagt Plachetka. Bei den Werten der jüngsten Messung habe es an zwei Stellen eine Überschreitung des Grenzwertes gegeben. Als Grundlage dient dabei die TA-Luft, die "Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft". Eine der betroffenen Messungen habe damals in der Waldstraße stattgefunden, sagt TKDZ-Werkleiter Heinz Beck im TV-Gespräch. Damals sei noch der ganze Werksverkehr über die Straße gelaufen. "Das ist jetzt nicht mehr der Fall", erklärt er. Daher rechnet Beck damit, dass der Messwert nun niedriger ausfallen werde.
Die Waldstraße gehört allerdings auch heute noch zu den Knackpunkten im Streit zwischen den TKDZ und den Anwohnern. Wenn es regne, erzählt Anliegerin und Ratsmitglied Margret Schmitt, "läuft der gelbe Staub als gelbe Brühe die Straße hinunter". Das feine Material trockne später, werde durch den Verkehr als Staub wieder aufgewirbelt und lasse sich an Hauswänden und Fenstern nieder. Nun ist Schmitt gespannt auf die Ergebnisse.
Als "gute Nachricht" bewertet auch Harro von Lieres, Sprecher des Vereins "Sauberes Wellen", die Aufstellung der Messgeräte. Die Resultate werden vom Umwelt-Landesamt erhoben - eigentlich recht unüblich, ist doch die Firma TKDZ der Auftraggeber und Kostenträger. Plachetka: "Dass hier eine Ausnahme gemacht wird, lag an der Bitte des Geologischen Landesamtes, im vorliegenden Fall als Messstelle aufzutreten, damit keine Zweifel an der Richtigkeit aufkommen."
Meinung
Schritt zu mehr Gewissheit
Die aufgestellten Staub-Messgeräte in Wellen sind mehr als nur wissenschaftliche Instrumente, sie sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Gewissheit. Dass Wellen mit dem Bergwerk mitten im Ort keinen Schönheitswettbewerb gewinnen kann, dürfte auf der Hand liegen. Viel spannender ist dagegen die Frage: Wie belastend sind die Auswirkungen des Gesteinsabbaus auf die Gemeinde wirklich? Fällt die Antwort im Sinne der Bergwerk-Kritiker oder der -Verfechter aus? Auf jeden Fall sollte sie entweder als Bestätigung oder als Korrektiv der eigenen, subjektiven Einschätzung dienen. a.pipke@volksfreund.de