Wildkatzen sind wieder auf dem Vormarsch

Birkenfeld/Bonn · Das Nationalparkamt in Birkenfeld begleitet ein europaweites Projekt zur Registrierung der Tiere. Mehr als 600 Genproben wurden gefunden.

 Immer mehr Wildkatzen siedeln sich auch im Nationalpark an. Foto: Landesforsten.rlp.de/Gerard Hänsel

Immer mehr Wildkatzen siedeln sich auch im Nationalpark an. Foto: Landesforsten.rlp.de/Gerard Hänsel

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Birkenfeld/Bonn (hpl) Das Projekt "Wildkatzensprung" im Bundesprogramm Biologische Vielfalt wurde nach sechs Jahren abgeschlossen. Das vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) koordinierte Projekt ist eines der größten Naturschutzprojekte Europas. Das Bundesamt für Naturschutz hat das Projekt mit 3,85 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. "Zum Erhalt der Wildkatze koordinierte der Bund zahlreiche Akteure aus Behörden, Jagd, Forstwirtschaft, Wissenschaft und Ehrenamt. Insbesondere die Unterstützung durch 1200 Freiwillige und durch Wildkatzen-Botschafterinnen und -Botschafter, die u.a. Haarproben mit Hilfe von Lockstöcken sammelten, machten den ,Wildkatzensprung‘ zu einem beispielhaften ,Citizen Science‘-Projekt", sagt Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund.
"Die Hauptlebensräume der Wildkatze, nämlich die naturnahen Wälder, sind oft durch Straßen, landwirtschaftlich genutzte Flächen oder Siedlungen voneinander isoliert. Das führt zu schwer überwindbaren Hindernissen und Gefahren für die Wanderungen der Wildkatze. Diese sind aber nötig, um neue Lebensräume erschließen und sich inzuchtfrei vermehren zu können", sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel. "Um ihr und zugleich vielen anderen gefährdeten Tieren eine langfristige Überlebenschance zu geben, ist daher eine deutschlandweite Vernetzung der Wälder von großer Bedeutung", betont Jessel. "Das Projekt Wildkatzensprung zeigt, dass die Wiedervernetzung von Wäldern machbar ist. Das ist für die Natur und die Artenvielfalt in Deutschland besonders wichtig", so Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium.
"Die im Projekt entwickelte Gendatenbank für die Wildkatze ist für die Wissenschaft einzigartig und wegweisend für weitere Projekte. Die gespeicherten Datensätze werden ständig erweitert und erlauben nicht nur eine Beurteilung des Bestandes bedrohter Arten wie der Wildkatze, sondern auch weiterer Aspekte wie Wanderbewegungen und Raumnutzung dieser Tiere", bemerkt Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, mit deren Forschungsinstitut der BUND eng für die genetischen Analysen zusammenarbeitet. Die Wildkatzendatenbank lieferte dabei wichtige Hinweise, wo die Vernetzung von Wäldern für die Wildkatze besonders sinnvoll ist. In Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Thüringen wurden Wälder beispielhaft durch "grüne Korridore", das heißt Waldverbindungen aus Bäumen und Büschen, wieder miteinander verbunden.
Auch das Nationalparkamt in Birkenfeld begleitet das Projekt. Allerdings ist es nicht beim Bau der "grünen Korridore" beteiligt. "Das würde dem Schutzgedanken eines Nationalparks, in dem sich alles wild entfalten soll, widersprechen", sagt Andrea Kaus-Thiel von der Forschungsabteilung des Nationalparkamts in Birkenfeld. Denn man könne nicht einer speziellen Art im Schutzgebiet die Lebensumstände erleichtern. "Trotzdem sind wir natürlich keine Insel. Grüne Brücken führen auch zum Nationalpark hin", sagt Kaus-Thiel. Ihr Team habe seit Bestehen des Nationalparks über 600 Haarproben mit den Baldrian getränkten Lockstöcken gefunden. "Diese haben wir genetisch analysiert und in die Datenbank eingespeist. Es sieht nicht schlecht aus für die Wildkatze im Nationalpark", bemerkt die Expertin.

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