Wildwuchs auf Friedhof empört Bürger

Konz-Karthaus · Das Unkraut sprießt bei den sommerlichen Temperaturen - auch auf dem Gräberfeld St. Johann in Konz-Karthaus. Zuletzt war der untere Abschnitt teils nur schwer zugänglich. Der TV hat nachgehakt, warum lange nichts passiert ist.

 Vorher und nachher: Der untere Teil des Karthäuser Friedhofs St. Johann glich bis vor kurzem einem Dschungel. Wenige Tage nach der TV-Anfrage hat sich hier einiges geändert. TV-Fotos (2): Nathalie Hartl

Vorher und nachher: Der untere Teil des Karthäuser Friedhofs St. Johann glich bis vor kurzem einem Dschungel. Wenige Tage nach der TV-Anfrage hat sich hier einiges geändert. TV-Fotos (2): Nathalie Hartl

Foto: (h_ko )

Konz-Karthaus Wer auf der Domänenstraße an Karthaus vorbeifährt, kann bereits von der Fahrbahn aus ein säulenartiges Kriegerdenkmal erkennen. Dahinter liegt der Friedhof St. Johann, auf dem sich einschließlich der Urnengräber circa 400 Grabstätten befinden. Diese sind entlang des Hügels auf einzelnen Terrassen angelegt. Entlang der Ruhestätten verlaufen schmale Wege, auf denen sich Löwenzahn, Brennnesseln und verschiedenste Unkräuter schnell ausbreiten. Besonders der untere Teil des Friedhofs ist bis vor kurzem von den ungeliebten Pflanzen überwuchert gewesen. Gräber, die in diesem Abschnitt liegen, waren nicht zugänglich, ohne durch die sprießende Flora zu stapfen. Der TV hat bei der Verwaltung nachgefragt, wie es so weit kommen konnte und damit eine Veränderung angestoßen.


Das Problem Zwei TV-Leser hatten die Redaktion auf den Karthäuser Friedhof aufmerksam gemacht. Er sei "in einem erbärmlichen Zustand", hieß es in einer Mail. "Hier kann kein Mensch seine Ruhe finden." Auch Wolfgang Müller aus dem Konzer Stadtteil Roscheid störte sich an der Situation. "Der Naturpark Saar-Hunsrück beginnt in Karthaus", sagte er in Anspielung auf den dichten Bewuchs im unteren, "desolaten" Friedhofsteil. Knapp einen Meter seien manche Sträucher bereits in die Höhe geschossen gewesen.
Wer dem ungewollten Grün auf den Wegen an den Kragen gehen soll, ist genau festgelegt. "Die Herrichtung, Unterhaltung und Veränderung der gärtnerischen Anlagen außerhalb der Grabstätten obliegen ausschließlich der Friedhofsverwaltung", heißt es in der Friedhofssatzung der Stadt Konz. Unbegreiflich ist für die beiden Leser, warum lange nichts passiert ist.


Die Hintergründe Die Stadt Konz hat vier verschiedene Fachbetriebe nach Ausschreibung mit der Pflege der Friedhöfe betraut. Viele Aufgaben würden laut Karl-Heinz Frieden, Bürgermeister der Stadt und Verbandsgemeinde (VG) Konz, außer Haus vergeben, weil je nach Saison mehr oder weniger Arbeiten anfallen. Während im Winter weniger Personal benötigt wird, gibt es im Sommer umso mehr Aufgaben, die erfüllt werden müssen. Dafür sei man vom Personal her nicht aufgestellt.
Mit der Firma, die unter anderem für den Friedhof St. Johann in Karthaus zuständig ist, gab es laut Verwaltung Probleme. Der zu erwartende Aufwand für die Wegepflege sei "offenbar absolut unterschätzt" worden. "Nach einem Totalverbot des Herbizid-Einsatzes, ausgesprochen durch das Land Rheinland-Pfalz", dürften nur noch "thermische oder mechanische Unkrautbeseitigungsmethoden zum Einsatz kommen". Herbizide sind Unkrautvernichtungsmittel wie zum Beispiel Glyphosat, die zwar effektiv, aber in ihrer Wirkung auf Mensch und Umwelt auch umstritten sind. Thermische, also auf Hitze basierende, sowie mechanische Methoden wie das klassische Unkrautjäten mit Hacke und Schaufel sind dagegen mit mehr Mühe verbunden. "Beide Methoden gehen mit einem exorbitanten Arbeitsaufwand einher, der von den Kommunen kaum noch zu stemmen ist", teilt die Konzer Verwaltung mit. "Leidtragend ist letztendlich der Bürger, denn diese Mehrkosten fließen in den Gebührenhaushalt ein und werden anteilig an die Friedhofsnutzer weitergeleitet."


Die Lösung Nach der TV-Anfrage Ende vergangener Woche an die Verwaltung entfernte die zuständige Firma das Unkraut schließlich. Laut Bürgermeister Frieden wurde auf das Unternehmen Druck ausgeübt. Die Friedhöfe sauber zu halten, sei Frieden wichtig: "Es geht hier um Pietät." Leser Wolfgang Müller, der sich über den Zustand des Friedhofs beschwert hatte, ist zufrieden: "Es sieht wieder hervorragend aus." Die Verwaltung müsse nun dahinter bleiben.Meinung

Keiner sollte umsonst Gebühren zahlen
Friedhöfe sind für viele Angehörige ein wichtiger Anlaufpunkt, um sich mit dem Tod eines geliebten Menschen auseinanderzusetzen. Gerade weil sie einen Ort darstellen, an dem es für diese Personen viel um Emotionen geht, ist es wichtig, sie zu pflegen. In der deutschen Friedhofskultur hat es sich - andes als in vielen anderen Ländern - etabliert, grüne, parkähnliche Flächen anzulegen. Diese sind natürlich pflegeintensiv. Ist man nicht hinterher, sprießen die Unkräuter hervor. Auch die Verwaltung weiß, dass vor allem in den Sommermonaten einiges auf den acht Friedhöfen zu tun ist, und hat Firmen für die anfallenden Arbeiten engagiert. Wenn auf diese kein Verlass ist, sollte die Verwaltung über Konsequenzen nachdenken. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob die beauftragte Firma ordentlich arbeitet oder ob der Friedhof St. Johann wieder zum Dschungel mutiert. Sollte dies der Fall sein, wäre es angebracht, den Auftrag neu zu vergeben. Schließlich sollen die Friedhofsnutzer nicht umsonst Gebühren zahlen. n.hartl@volksfreund.deExtra: FRIEDHOFS- UND GRABPFLEGE IN KONZ

Wildwuchs auf Friedhof empört Bürger
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Die Stadt Konz verfügt einschließlich ihrer Stadtteile über acht Friedhöfe. Die Pflege dieser Ruhestätten ist zwischen vier Fachbetrieben aufgeteilt. Sie kümmern sich um den Heckenschnitt, das Mähen der Rasenflächen und die Wege. Um die einzelnen Gräber müssen sich die jeweiligen Bürger kümmern. Kommt ein Bürger dieser Verpflichtung nicht nach, "kann die Friedhofsverwaltung die Grabstätte nach ihrem Ermessen auf seine Kosten herrichten lassen", heißt es in der Konzer Friedhofssatzung.

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