Verkehr Wiltinger müssen bald nicht mehr über die Gleise zum Zug gehen

Wiltingen · Fast 20 Jahre Planung und fünf Monate Bauzeit: Der Saarort bekommt endlich die lange ersehnten neuen Bahnsteige. Damit es losgehen konnte, mussten Eidechsen umgesiedelt werden.

Der Wiltinger Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger steht an dem Tor, das sich nur öffnet, wenn ein Zug kommt. Das Tor fällt künftig weg, denn der Bahnsteig wird sicher gemacht.

Der Wiltinger Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger steht an dem Tor, das sich nur öffnet, wenn ein Zug kommt. Das Tor fällt künftig weg, denn der Bahnsteig wird sicher gemacht.

Foto: TV/Christian Kremer

Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger ist sichtlich froh beim Vor-Ort-Termin. „Ich würde vor Freude ja über den Zaun am Bahnsteig springen“, sagt er lachend. Das habe er früher als Schüler schon gemacht, um als einer der ersten im Zug zur Schule einen Sitzplatz zu ergattern. Denn die Situation am Bahnsteig in Wiltingen ist eine besondere. Wer in den Zug will, muss warten, bis sich ein Tor öffnet, um zum Bahnsteig zu kommen. Sobald der Weg frei ist, geht es weiter über ein Gleis, zum Bahnsteig und in den Zug. Früher hat ein Bahnangestellter das Tor geöffnet. Heute funktioniert das automatisch. Doch ab Oktober ist gar kein Tor mehr nötig. Denn Wiltingen bekommt endlich neue Bahnsteige.

Die vorbereitenden Arbeiten dafür haben diese Woche begonnen. Schon zuvor hat die Deutsche Bahn eine Eidechsenpopulation aus einer alten Mauer umgesiedelt. Die Tiere leben nun ein paar Hundert Meter weiter Richtung Kanzem. Ihre alte Mauer schräg gegenüber dem Bahnhofsgebäude ist weg. Dorthin kommt der neue Bahnsteig, von dem die Bahnkunden künftig Richtung Trier kommen.

Der neue Bahnsteig ist wie der bestehende von der Klosterbergstraße aus zugänglich. Hinter dem Bahnübergang, rechts von den Gleisen, führt eine ehemalige Ladestraßen, über die zwei Gebäude erschlossen sind, an der Stelle vorbei, wo der 150 Meter lange Bahnsteig entstehen soll. Dort sind auch schon Mitarbeiter der von der Bahn beauftragten Firma unterwegs. Auf den Bahnsteig kommen später ein Wetterhäuschen und ein Fahrkartenautomat. Im Umfeld entstehen vier bis fünf Parkplätze. „Für mehr ist kein Platz“, sagt Ortschef Rommelfanger. Außerdem werde die Gemeinde noch das Umfeld mit ein paar Bäumen und einer Grünfläche neu gestalten. Dafür nimmt sie 135 000 Euro in die Hand.

Weitere 356 000 Euro investiert Wiltingen in die Bahnsteige. Damit trägt die Ortsgemeinde den kleinsten Anteil an dem 2,1-Millionen-Euro-Projekt. Den Rest übernehmen das Land (1,4 Millionen Euro) und die Deutsche Bahn (rund 400 000 Euro).

Verkehr: Wiltinger müssen bald nicht mehr über die Gleise zum Zug gehen
Foto: TV/Christian Kremer

Von dem Geld wird in den kommenden Monaten aber nicht nur ein neuer Bahnsteig Richtung Trier gebaut. Sobald dieser fertig ist, wird auch der bestehende Richtung Saarbrücken saniert. Laut der Deutschen Bahn kommt es durch die Bauarbeiten zu keinerlei Beeinträchtigungen des Zugverkehrs. Schienenersatzverkehr muss nach Angaben der Deutschen Bahn nicht eingerichtet werden.

Mit dem Neubau der Bahnsteige in Wiltingen endet eine fast 22-jährige Planungsgeschichte, die beispielhaft für die Probleme von Kommunen mit der Finanzierung von neuen Bahnsteigen und -höfen ist. Das zeigt ein Blick ins Volksfreund-Archiv. Erstmals wurde der Neubau eines Bahnsteigs in Wiltingen 1996 im Verbandsgemeinderat Konz in Erwägung gezogen. 2005 wurden dann die ersten konkreten Pläne vorgestellt – damals noch mit 22 Parkplätzen. Baubeginn könne 2008 sein.

 An dieser Stelle entsteht der Bahnsteig, von dem aus es künftig in Richtung Trier geht.

An dieser Stelle entsteht der Bahnsteig, von dem aus es künftig in Richtung Trier geht.

Foto: TV/Christian Kremer

Doch Pustekuchen: Weil das Projekt sehr teuer war und die Gemeinde keine Fördermöglichkeiten hatte, wurde es hinausgezögert. Schließlich bekommt Wiltingen 2011 grünes Licht aus Mainz: Die Gemeinde ist im Bahnhofmodernisierungsprogramm des Landes und des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr (SPNV) gelandet und gehört damit zu den 75 ausgewählten Kommunen, bei denen der dringlichste Bedarf gesehen wurde. Sieben Jahre nach der Zusage geht es nun endlich los.

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