Windkraft: Gemeinden wittern Geldsegen

Nachdem die Planungsgemeinschaft Region Trier die Korridore für Windkraftflächen von 25 auf 150 Quadratkilometer erweitert hat, wittern viele Gemeinden das lukrative Geschäft mit den Anlagen. Ungeachtet der neuen Freiräume sind die raumplanerischen Hürden für Windräder weiterhin sehr hoch.

Trier/Hermeskeil. Kein Wunder, dass viele Ortsbürgermeister auf das große Geld hoffen: Bis zu 100 000 Euro Pachteinnahmen spült ein Windrad jährlich in die Gemeindekasse. Keine andere Einnahmequelle als diese vermag heute noch einen Haushalt zu konsolidieren. Deshalb ist nach der Ausweisung neuer potenzieller Windkraftflächen durch die Regionale Planungsgemeinschaft (der TV berichtete) auch landauf, landab eine Goldgräberstimmung zu beobachten, auch im Kreis Trier-Saarburg. "Bisher haben Orte aus den Verbandsgemeinden Trier-Land, Hermeskeil und Ruwer Interesse an Windrädern bekundet", sagt der Leitende Planer Roland Wernig. Er empfiehlt den Gemeinden, mögliche Standorte über ihre Flächennutzungspläne zu definieren. Das sei der "sicherste Weg" und mache gegebenenfalls Bebauungspläne entbehrlich. Eventuell werde es in der zweiten Jahreshälfte ein Anhörungsverfahren geben. Laut Wernig haben die Gemeinden aber noch Zeit, sich zu positionieren. Über die weitere regionalplanerische Behandlung der Windenergienutzung werde erst Ende 2013 entschieden.

Dass kommunale Planungen mitunter auf wackligen Füßen stehen, musste jüngst die Stadt Konz erfahren. Das Oberverwaltungsgericht hob eine Stückzahlbegrenzung von Windrädern bei Oberemmel auf (siehe Extra). Grund genug für die Gemeinde Trierweiler, auf einen Bebauungsplan für das Vorranggebiet "Hungerberg" zu verzichten. Dort gibt es zwei Windkraftfirmen, die kleinere Anlagen "repowern", also durch leistungsfähige, große Räder ersetzen wollen. Dagegen gibt es Widerstand im Ort. "Die Firmen sollen gleich zur Kreisverwaltung gehen und einen Antrag nach dem Emissionsschutzgesetz stellen. Wir wollen uns nicht die Finger verbrennen", sagt Ortsbürgermeister Matthias Daleiden. Die VG-Verwaltung Trier-Land will ein Beteiligungsverfahren bei ihren Gemeinden in die Wege leiten, um Windrad-Standorte zu prüfen. Die Gemeinde Ralingen plant vier Windräder auf einer Fläche, die jetzt noch als Vorranggebiet für Rohstoffnutzung blockiert ist. Da die Firma dort aber keinen Gips abbauen möchte, soll nun der konkurrierende Vorrang "Windenergie" greifen.

In der Verbandsgemeinde Ruwer kann, wenn überhaupt, nur ein Bruchteil der weißen Flächen genutzt werden. "Interesse an Windkraft besteht bei der Hälfte unserer Gemeinden", sagt Bürgermeister Bernhard Busch, "aber gleichzeitig ist Beschlusslage, dass eine ein Kilometer große Schutzzone rund um die Orte eingehalten werden muss".

In der Verbandsgemeinde Kell, wo sich bisher nur zehn Räder auf dem "Dreikopf" drehen, haben Waldweiler, Baldringen, Zerf und Greimerath Interesse an Windkraft, in der Verbandsgemeinde Hermeskeil sind es Reinsfeld, Beuren, Gusenburg und Grimburg.

ExtraDer Fall Oberemmel: Laut einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Koblenz darf ein Unternehmen bei Konz-Oberemmel weitere Windräder aufstellen. Die Stadt Konz darf laut dem Urteil die Zahl der zulässigen Windräder im Bebauungsplan für das Gebiet nicht beschränken, ohne die Standorte der Windräder genau zu benennen. Die Windkraftfirma hatte geklagt, weil die Stadt die Errichtung eines zusätzlichen Windrads mit Hinweis auf den Bebauungsplan verboten hatte. In der Begründung des Urteils verwies das Gericht aber auf den Raumordnungsplan, der das Teilgebiet "Dreikopf" als Vorranggebiet für Windenergienutzung heraushebt. Der Konzer Stadtrat hat nach dem Urteil - mit vier Gegenstimmen - eine generelle Bausperre für das Gebiet verhängt, bis der Bebauungsplan in Abstimmung mit dem Ortsbeirat Ober emmel angepasst wurde. Schon jetzt stehen in dem Gebiet zehn Windräder - verteilt auf die Gemarkungen Konz-Ober emmel, Pellingen, Lampaden und Paschel. Der Ortsbeirat Oberemmel kritisiert den Windpark vor der Haustür mehrheitlich - unter anderem leide das Landschaftsbild darunter. (cmk)

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