Windräder höher als der Kölner Dom

Greimerath · In einer Informationsveranstaltung hat die Bürgerinitiative Pro Natur Hochwald in Greimerath vor rund 80 Interessierten das Vorgehen der Investoren beim Bau von Windrädern auf dem Judenkopf bei Losheim- Britten angeprangert. Als große Gefahrenquelle wird der dortige Bergbau angesehen.

Greimerath. Gigantische Räder, bis zu 250 Meter hoch, damit höher als der Kölner Dom (157,38 Meter), sollen den Wind, der über den Judenkopf bei Britten weht, in Strom verwandeln. "Das kann bald Realität werden", sagt Rainer Schmitt.
Der Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) Pro Natur Hochwald in Greimerath ist in großer Sorge. In einer Bürgerversammlung legte er Belege dafür vor, dass die Windräder auf dem Judenkopf trotz eines unsicheren Untergrundes als Folge des früheren Erzabbaus in der Region gebaut werden sollen. Fotos sogenannter Pingen - so heißen Absenkungen durch eingestürzte Stollen - zeigen, wie nah die Fundamente an diese Punkte heranreichen. Auch Bilder aus dem Inneren des Berges gibt es inzwischen. Große "Hallen" mit mehr als 30 Metern Höhe. Schmitt fürchtet, dass sie einstürzen könnten.
Die Bilder sollen auf der Internetseite der BI gezeigt werden(siehe Extra). Befürchtet werden nicht nur die fünf Räder auf saarländischer Seite der Investorengruppe mit den Vereinigten Saar-Elektrizitätswerken (VSE), den Technischen Werken Losheim und der Familie von Boch, sondern auch, dass die Gemeinden Irsch und Serrig (Verbandsgemeinde Saarburg) nachziehen, sobald die ersten Räder stehen.
Die Beschwichtigung der VSE- Sprecherin Marie-Elisabeth Denzer, wonach keine Gefahr besteht (der TV berichtete), kritisiert Schmitt: "Wo sind die geologischen Untersuchungen, die eine Baugenehmigung ermöglichten?", fragt er. Es sei ein Skandal, zu behaupten, da ist nichts. Da werde leichtfertig mit gravierenden Problemen umgegangen, die nicht nur die Investition gefährden, sondern auch Menschen.
"Alle Unterlagen zu dem ehemaligen Bergwerk Louise stehen im Internet", warf Ute Oehling ein. Alfred Michels meint: "Vielleicht sind wir zu leise. Wir sollten uns mal auf die Straße setzen." Mehrfach vermuteten die beiden BI-Vorstände, Rainer und Bernhard Schmitt, dass das gesamte Projekt von der Politik so gewollt ist, und damit alle Planungen und Entscheidungen gedeckt werden.
Dicke Aktenordner mit historischen Bergwerksplänen und Gutachten lagen auf dem Tisch. Rainer Schmitt sagt: "Wir haben den saarländischen Behörden alles geschickt. Keiner kann sagen, er hätte nichts gewusst, wenn was passiert." Eines betonte er am Schluss nochmals: "Wir sind nicht gegen Windkraft. Aber nicht an diesem Standort." doth
Extra

Die Bürgerinitiative Pro Natur Hochwald ist am 14. Februar dieses Jahres gegründet worden. Derzeit gehören ihr 115 Mitglieder an. Seit Mitte März ist sie ein eingetragener Verein. Eine Internetseite mit dem Namen www.pronatur-hochwald.de befindet sich im Aufbau. Ansprechpartner ist Rainer Schmitt, Telefon 06587/992740. dothExtra

Am 29. Mai hat das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz Saarland die Genehmigung für fünf Windkraftanlagen auf dem Judenkopf mit der Anordnung der sofortigen Vollziehung erteilt. Dagegen hat die Ortsgemeinde Greimerath am 14. Juni Widerspruch beim Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz in Saarbrücken eingelegt. Gleichzeitig wurde beantragt, die Genehmigung aufzuheben und die aufschiebende Wirkung wiederherzustellen. Ein Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung wurde beim Verwaltungsgericht Saarlouis gestellt. Außerdem will Greimerath ein Normenkontrollverfahren beim saarländischen Oberverwaltungsgericht einreichen, in dem die Bebauungssatzung überprüft werden soll. doth

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