Weinbau Hoffen auf gute Lese: Kurz vor Abpfiff 3:0 für den Wein

Konz/Saarburg/Leiwen/Kasel · Die Winzer an Mosel, Ruwer und Saar sind zuversichtlich,  dass sie dieses Jahr eine gute Ausbeute haben werden. Während einige Rebsorten schon gelesen werden, ist das Spiel für die Rieslingtrauben noch nicht vorbei.

Der Vollernter des Weinguts Frieden-Berg hat am Mittwoch die Rebsorte Auxerrois am Nitteler St. Rochus-Fels gelesen.

Der Vollernter des Weinguts Frieden-Berg hat am Mittwoch die Rebsorte Auxerrois am Nitteler St. Rochus-Fels gelesen.

Foto: Weingut Frieden-Berg/Max Frieden

Maximilian von Kunow läuft Reihe für Reihe seiner Weinlage Ober­emmeler Hütte ab. Von den Reben pflückt er Traube für Traube, mal unten mal oben. Dabei zählt er: „Eins, zwei, drei ...“. Irgendwann hat der Prädikatswinzer die 100. Traube in den Gefrierbeutel in seiner Hand gefüllt. Dann presst er den Beutel zusammen, ein-, zweimal. „Man sieht: Es spritzt jetzt hier schon raus“, sagt er. Für den Winzer ist das ein Zeichen, dass 2018 „ertragsmäßig ein gutes Jahr wird“. Auch mit dem Reifegrad der Riesling-Trauben ist von Kunow hochzufrieden. Um ihn zu erfassen, füllt er ein bisschen Most in sein Refraktometer. Dann blickt er mit dem Gerät, das aussieht wie ein kleines Fernrohr, in Richtung Sonne. „71 Grad Öchsle Mostgewicht“, sagt er. Die Trauben bräuchten noch ein paar Tage gutes Wetter. Er könne wahrscheinlich ab dem 22. September mit der Lese des Rieslings beginnen – so früh wie noch nie in dem traditionsreichen Weingut von Hövel in Oberemmel. Das Weingut zeichnet laut von Kunow seit 215 Jahren auf, wann die Lese beginnt. „Im September haben wir noch nie angefangen“, sagt er.

Während die Riesling-Lese noch auf sich warten lässt, läuft die maschinelle Lese anderer Rebsorten wie Müller-Thurgau und Auxerrois schon auf Hochtouren im Anbaugebiet Mosel. Das bestätigen zum Beispiel die Obermosel-Winzer Peter Greif aus Tawern-Fellerich und Max Frieden (Weingut Frieden-Berg) aus Nittel. Greif sagt aber auch: „Der Elbling braucht noch etwas. Wir hoffen auf einen sonnigen Herbst.“ Die Weinmanufaktur Kasel hat schon den Frühburgunder gelesen. Der Riesling sei aber erst in zwei oder drei Wochen dran, sagt Gerhard Biwer, Vorsitzender der kleinen Weingenossenschaft aus dem Ruwertal.

So will es auch Nik Weis aus Leiwen (Weingut St. Urbanshof) machen. Er ist zuversichtlich, dass der Wein gut wird und erklärt warum: „Es gab dieses Frühjahr keinen Frost. Die Blüte verlief ohne viel Regen, völlig ungestört. Hagel gab es, aber nur stellenweise und wenig.“ Der anhaltend warme und trockene Sommer hat die Trauben laut den Winzern gut reifen lassen, die Trockenheit hat demnach nur jungen Reben geschadet, deren Wurzeln nicht tief genug in den Boden reichen. „Trotzdem wurde die Trockenheit ja noch ab und zu durch einen leichten Regen unterbrochen, was besser war als gar nichts“, sagt Weis.

Etwas anders sieht das Armin Appel, Vorsitzender des Vereins Saar-Riesling: Die Reifemessung habe zwar hohe Mostgewichte ergeben, die Beeren seien allerdings relativ klein, sagt er. Aufgrund des Trockenstresses dürften die welken Beeren, die aufgrund des fehlenden Wassers nicht gut versorgt worden seien und bitter schmeckten, nicht mitgelesen werden. Ein Problem sei das aber nicht, da seine Trauben ohnehin von Hand gelesen würden.

Nach der kleinen Erntemenge 2017, als Frost und Hagel viele Reben zerstörten, erwarten die Winzer diesmal eine bessere Ausbeute. Dafür spricht auch, dass es nicht nach einem frühen oder schnellen Fäulnisbefall aussieht, „da die Beeren locker an der Traube hängen und viel Luft zum Abtrocknen haben“, sagt Nik Weis.

Max von Kunow misst mit dem Refraktometer den Zuckergehalt beziehungsweise Reifegrad seiner Trauben. 

Max von Kunow misst mit dem Refraktometer den Zuckergehalt beziehungsweise Reifegrad seiner Trauben. 

Foto: TV/Christian Kremer

Doch noch ist nicht alles entschieden. Maximilian von Kunow bemüht eine Fußballmetapher, um das zu erklären: „Wir sind in der 75. Minute und führen 3:0.“ Wenn jetzt noch eine Katastrophe passiert, können wir auch noch 3:4 verlieren. So könnten zum Beispiel noch Hagelschauer oder andere Wetterkapriolen den Winzern die 2018er-Lese vermiesen – auch wenn es unwahrscheinlich ist. Denn die Wetterprognosen für die Region sind dank eines beständigen Hochs sehr gut.

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