Winzer blicken skeptisch auf Abschusszahlen

Konz/Saarburg/Trier · Die Jäger im Kreis Trier-Saarburg haben doppelt so viele Wildschweine wie im Vorjahr erlegt. Während die Jagdbehörde das als großen Erfolg feiert, bleiben die Saarwinzer, die unter Wildschäden zu leiden hatten, skeptisch.

Konz/Saarburg/Trier. Der Aufschrei während der Weinlese im vergangenen Jahr war groß. Die Winzer von Mosel, Saar und Ruwer klagten über Millionenverluste durch Wildfraß. Vor allem Wildschweine haben die Reben weggefressen, aber auch Rehe und Hirsche haben die Hänge heimgesucht. Allein das Wiltinger Weingut Van Volxem hatte laut seinem Besitzer Roman Niewodniczanski Verluste von mehreren Hunderttausend Euro.
Der Bauern- und Winzerverband trug das Thema auch an den Kreistag Trier-Saarburg heran. Dort forderte Niewodniczanski, der auch Mitglied der FDP-Fraktion ist, unter anderem zusätzliche revierübergreifende Jagden und die temporäre gesetzliche Erlaubnis von Nachtzielgeräten.
Seitdem ist fast ein halbes Jahr vergangen. Die Forderungen der Winzer haben zwar nicht zu Gesetzesänderungen geführt, aber der Dialog zwischen Bauern, Winzern, Jägern und der Kreisverwaltung sei intensiviert worden, sagt Thomas Müller, Sprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, die sich als Aufsichtsbehörde um die Jagden kümmert. "Wir erwarten glänzende Abschusszahlen", sagt er auf TV-Anfrage. Von April bis Ende Dezember 2012 seien 4088 Wildschweine, 3583 Rehe und 776 Rothirsche erlegt worden.
In dieser Statistik fehlten noch die Zahlen für das letzte Quartal der Jagdsaison, die immer von April bis zum März des Folgejahres dauere, sagt Müller. "Wir erwarten aber, dass 6000 Wildschweine erlegt worden sind." Das wären doppelt so viele wie im Jahr 2011/12 (3019) und viel mehr als im Spitzenjagdjahr 2010/11, als die Jäger 4537 Wildschweine erlegt hatten. Diese Entwicklung bestätigt auch der Landesjagdverband. Waren es 2011/12 landesweit noch 30 000 erlegte Schweine, sind es jetzt wahrscheinlich mehr als 60 000.
Dass die Jagdbilanz so gut ist, liege vor allem daran, dass nur wenig Nahrung für die Tiere im Wald vorhanden war. Deshalb springen die Schweine besonders auf sogenannte Kirrungen - das sind Köderfutterplätze - an und tappen ins Schussfeld der Jäger.
"Ich begrüße das große Engagement der Jäger sehr, befürchte aber, dass sich die Wildschweinpopulation immer noch zu schnell entwickelt", sagt Niewodniczanski in Bezug auf die hohen Abschusszahlen. Er appelliere deshalb weiter an alle Beteiligten, an dem Thema dranzubleiben.
Jäger und Winzer Christian Ebert vom Weingut Schloss Saarstein in Serrig bestätigt die Wildproblematik in den Weinhängen an der Saar. Er selbst hat in der vergangenen Jagdsaison 22 Wildschweine in seinen Weinbergen erlegt. Er habe kaum Schäden gehabt, sagt Ebert.
Zur Lösung des allgemeinen Problems schlägt er vor, in Weinbauorten Dorfjäger zu engagieren. Diese müssten ortskundige, zuverlässige und erfahrene Jäger und sichere Schützen sein, die sich ausschließlich auf die Weinberge konzentrieren.
Siehe auch Bericht auf Seite 10.
Extra

Auch der Landesjagdverband hat die verschärften Probleme mit Schwarzwild registriert. Günther Diether Klein, Pressesprecher des Landesjagdverbands, hält die Erlaubnis von Nachtzielgeräten aber für den falschen Schritt. "Wir wollen ja keinen Krieg gegen die Natur führen", sagt er. Nachtzielgeräte lösten die Schwarzwildproblematik nicht, sondern verlagerten sie nur zeitlich nach hinten von Mitternacht auf 3 Uhr morgens. Die Wildschweine passten sich schnell an neue Jagdmethoden an, sagt Klein. Das sei auch daran zu erkennen, dass die Tiere eigentlich tagsüber aktiv seien. Dass sie ihre Beutezüge in die Nacht verlegt haben, sei vor allem dem Druck der Menschen geschuldet. cmk

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