Winzer geben ihre Saar nicht auf

SAARBURG. Weintrinker müssen umlernen: Wer bisher einen Tropfen aus dem Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer genossen hat, wird künftig nur noch einen "Mosel" trinken. Passiert der Kabinettsbeschluss den Bundestag, wird die Dachmarke "Mosel" ab 1. August 2007 eingeführt. Was Funktionäre und die Winzer an der Saar darüber denken, hat der TV recherchiert.

Eigentlich ist das Thema "ein alter Hut". "Wir diskutieren bereits seit zehn Jahren darüber, die Bezeichnung ,Mosel-Saar-Ruwer' durch einen griffigeren Begriff zu ersetzen", erklärt Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel-Saar-Ruwer, auf TV-Nachfrage. Seit langem gebe es ein "eindeutiges Votum" der Delegierten der Winzer-Verbände für die Bezeichnung "Mosel" als Dachmarke. Immer wieder sei das Thema jedoch aufgeschoben worden. "Zuletzt wegen der vorgezogenen Bundestagswahl im September vergangenen Jahres hatte man dieses Thema wieder auf Eis gelegt." Nach einem Kabinettsbeschluss am Mittwoch vergangener Woche ist nun der erste Schritt für eine Änderung des Weingesetzes gemacht worden (TV vom 10. August). Passiert die Vorlage den Bundestag, soll das geänderte Gesetz zum 1. August 2007 greifen. Statt "Mosel-Saar-Ruwer" wird künftig nur noch "Mosel" als Dachmarke auf dem Etikett erscheinen - auch wenn ein Saar oder ein Ruwer in der Flasche ist. Allerdings besteht die Möglichkeit, die Bezeichnung "Mosel" auf das Rückenetikett aufzudrucken. Knebel: "Viele Winzer haben ohnehin die fünf obligatorischen Angaben wie den Alkoholgehalt auf dem Rückenetikett angebracht." Gegenüber den Kollegen im Anbaugebiet Ruwer haben die Winzer an der Saar einen deutlichen Vorteil. Auf das vordere Etikett dürfen sie den Begriff "Saar Riesling" anbringen - allerdings darf diese Bezeichnung nicht mit Bindestrich und auch nicht in einem Wort geschrieben werden. "Das würde suggerieren, es gebe eine Rebsorte namens Saarriesling", erläutert Knebel. An der Ruwer sei die Angabe Ruwer nicht möglich, weil es den gleichnamigen Stadtteil gibt. Für die neue Etikettierung ist eine Übergangsfrist von zwei Jahren vorgesehen. "Mit diesem Zeitraum sind wir nicht einverstanden, weil viele Winzer ihre Etiketten langfristig vordrucken. Eine Frist von fünf Jahren wäre angemessener." Weinbaupräsident Adolf Schmitt geht sogar noch weiter. "Zehn Jahre wären realistisch. Mit dieser Forderung bin ich an Bundesagrarminister Horst Seehofer herangetreten", informiert Schmitt. An der Saar schätzen die Winzer die Neuregelung durchaus unterschiedlich ein. Florian Lauer vom Weingut Peter Lauer in Ayl bezieht klar Stellung dagegen: "Ich finde die Überlegung begrüßenswert, einen knackigen Begriff für das Gebiet zu finden. Aber mit dieser Lösung wird der Verbraucher in Zukunft gar keinen Überblick mehr haben. Wie soll er denn im Regal unter der Einstufung Mosel noch einen Saarwein finden?"Mehr Argumente dafür als dagegen

Ginge es nach ihm, trüge jedes der drei Anbaugebiete seinen eigenen Namen. Armin Appel, Saarburger Winzer und Vorsitzender des Vereins der Saarweinfreunde, sagt: "Begeistert kann an der Saar wohl keiner sein. Trotzdem meine ich, dass man mit der aktuellen Regelung gut bedient ist. Wir müssen halt mit dem Begriff ,Saar Riesling' künftig auf uns aufmerksam machen und mehr erklären." Dennoch räumt Appel ein: "Es gibt wahrscheinlich mehr Argumente dafür als dagegen." Ohnehin machten sich die Winzer wohl mehr Gedanken über das Thema als die Kunden. Sein Kollege Hanno Zilliken aus Saarburg, dessen Betrieb einen Exportanteil von etwa 75 Prozent hat, erklärt: "Wir sind es gewohnt, dass unsere Weine im Ausland unter Mosel eingeordnet werden und haben uns von jeher als Lieferant einer Spezialität gefühlt. Ich konnte mit der alten Regelung leben, kann es aber auch mit der neuen." Kollegin Andrea Ebert vom Weingut "Schloß Saarstein" in Serrig ist nicht begeistert über die Neuerung. "Ich finde es nicht gut, dass das Weingesetz aus den 70er-Jahren kaputt geschlagen wird und schade, dass die Saar verschwindet." Gleichwohl habe das Winzerehepaar den Vorteil, den Begriff Saar im Namen zu tragen. "Wir werden aber künftig unsere Energien auf den Begriff ,Saar Riesling' setzen." "Nicht so kritisch" sieht Jürgen Weber vom Weingut "Margarethenhof" in Ayl die Situation. "Der neue Name ist gewöhnungsbedürftig, und ich finde es ein bisschen schade, dass er wegfällt. Auf der anderen Seite hieß es auch bislang im Sprachgebrauch ,Wir trinken einen Mosel', wenn Leute einen Saarwein getrunken haben. Bei einfacheren Weinen werden wir künftig die Saar stärker betonen auf dem Etikett. Bei den Prädikaten ist das Herausstreichen der Lage umso wichtiger."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort