Wipproller, Trommel und eine beleuchtete Holzburg

Unmengen an Spielzeug, Süßigkeiten, Technik vom iPod übers Handy bis zum Computer oder der Spielekonsole - so sieht bei vielen Kindern der heutige Heiligabend aus. Wie war das früher? Der TV hat mit Senioren aus Stadt und Landkreis gesprochen und sie gebeten, von den schönsten Weihnachtsgeschenken aus ihrer Kindheit zu berichten. Hier ihre Erlebnisse.

"Mein Vater war Metzgergeselle. Und sein Meister hatte mir Weihnachten 1939 eine Holzburg geschenkt. Die konnte man mit einer Batterie beleuchten. Damals war ich sieben Jahre alt, und diese Burg war etwas ganz Besonderes für mich. Wir haben ganz traditionell gefeiert und viele Lieder gesungen - Schallplatten und CDs gab es ja noch nicht. Singen musste sein, aber wir Kinder haben natürlich immer schon mit großen Augen auf die Geschenke geschielt. In diesem Jahr werde ich das Familienfest mit meinem Sohn feiern."
Manfred Kurz (80) aus Saarburg-Krutweiler

"Als ich noch ein Kind war, sind an Weihnachten Verwandte und Nachbarn zu uns nach Hause gekommen, und wir haben alle gemeinsam unterm Christbaum Lieder gesungen. Das schönste Geschenk habe ich Weihnachten 1938 bekommen, da war ich acht Jahre alt. Es waren Schlittschuhe. Vorher gab es ein paar Äpfel, Nüsse und Gebäck, keine größeren Geschenke. Das schönste Fest war für mich 1939. Damals haben acht Soldaten auf der Durchreise bei uns übernachtet. Sie haben bei uns auf Matratzen geschlafen und mit uns Weihnachten gefeiert."
Gerhard Theis (82) aus Kasel

"Ich habe als Kind immer viel gespielt und Spielzeug geschenkt bekommen - Puppen oder einen Kaufladen. Damals gab es keine Plastikpuppen, sie waren aus weißem Leder, hatten einen Porzellankopf und echtes Haar. Wenn ich dann Friseur gespielt habe, brauchten meine Puppen eine neue Perücke. Für die Geschenke haben wir damals nicht viel Geld ausgegeben - wir haben auch gestrickte Socken oder Handschuhe bekommen. Auch dann waren wir glücklich. Man kann jemandem auch eine Freude machen, wenn es nicht so teuer ist."
Gertrud Borg (92) stammt aus Bernstadt (Sachsen), lebte seit 1948 in Trier und wohnt nun in Konz im Seniorenhaus zur Buche.

"So richtig glücklich gemacht hat mich ein Weihnachtsgeschenk, dass ich mit fünf Jahren bekam. Man war in diesem Alter natürlich auch noch fest davon überzeugt, dass das Christkind es gebracht hat. Bei der Bescherung gab es für mich eine Puppe, die ich vor lauter Freude immer wieder hochgeworfen und aufgefangen habe. Später hat meine Mutter dann immer wieder neue Kleider für die Puppe genäht, die dann auch ein Weihnachtsgeschenk waren."
Thea Resch (83) stammt aus Pirmasens und wohnt heute in Hermeskeil.

"Wir waren Bauersleut in Lonzenburg. Die Eltern schickten uns fünf Kinder am ersten Weihnachtstag morgens um 5 Uhr nach Pluwig in die Christmette. Alle zehn Lonzenburger Kinder gingen gemeinsam die drei Kilometer lange Strecke. Es war wunderbar, im Schein einer Laterne durch den Schnee zu stapfen. Die Eltern kamen ebenfalls zu Fuß nach und waren pünktlich um 6 Uhr in der Kirche. Sie hatten in der Zwischenzeit die kleine Bescherung zu Hause vorbereitet, während wir glaubten, sie arbeiteten noch im Stall. Geschenke sind vergänglich, aber von der Erinnerung an unsere weihnachtlichen Kirchgänge zehre ich noch heute."
Rosa "Röschen" Lenz (88), Trier-Weismark

"Ich war die Mittlere von drei Töchtern, und so um 1930 herum bekamen wir alle zusammen einen Wipproller zu Weihnachten. Einfach herrlich! Iffy, Della und ich wurden bewundert in der ganzen Umgebung. Mit dem Wipproller sind wir abwechselnd mitten auf der Straße den Alleenring um die Altstadt rauf- und runtergefahren. Es war völlig ungefährlich, weil damals ganz wenige Autos unterwegs waren. Wir haben uns das Ding schwesterlich geteilt. Streit gab es nie. Viele Jahre später ist mir klar geworden, dass unsere Eltern den Roller im Spielwarengeschäft Roth in der Fleischstraße gekauft haben."
Else Fichter (85), Mutter-Rosa-Altenzentrum Trier

"Wir waren zu Hause fünf Geschwister. Meine beiden Brüder haben immer vor Weihnachten ein Dorf geschnitzt mit vielen Häusern und einer Krippe. Am Weihnachtstag sind wir morgens um sechs in die Mette gegangen. Danach hat die ganze Familie gefrühstückt, es gab gebratene Blutwurst mit Brot. Dann ging\'s ins Hochamt. Mein älterer Bruder Anton hat Orgel gespielt, Nikolaus hat immer vorgesungen, wir waren alle im Chor. Das schönste Geschenk, dass wir Kinder bekommen haben, war ein Grammofon. Das muss in den 1920er Jahren gewesen sein. Ein Nachbar brachte Platten mit, dann haben wir Musik gehört.
Gertrud Gierten ("Oma Traudchen", 97, Langsur-Mesenich)

"Als kleiner Junge habe ich immer dem Moment entgegengefiebert, als meine Eltern an Heiligabend vor dem Zubettgehen die Oberlichter der Fenster öffneten. Schließlich musste das Christkind ja ins Haus hinein! Am nächsten Morgen war die Aufregung bei uns beiden Söhnen sehr groß, als die Eltern gegen 6 Uhr von der Mette zurückkamen. Denn anschließend war Bescherung. Ich war vier oder fünf Jahre, als eine richtige Trommel mein Geschenk war. Und dann ging\'s los. Bis Fastnacht habe ich Radau gemacht und war in der ganzen Nachbarschaft berüchtigt für meine Darbietungen. Das hat irgendwie geprägt. Ich bin ein großer Musikliebhaber geworden - aber nur als Konsument."
Helmut Lutz (80) aus Trier-Euren

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