"Wir sind gespannt auf das Verkehrskonzept der Trierer"
Konz · Das große TV-Interview zum Jahreswechsel: 2011 hat die Verbandsgemeinde Konz vor allem beim Ausbau von Kindergartenplätzen und bei der Entwicklung der Stadt Konz Fortschritte gemacht. 2012 will Bürgermeister Karl-Heinz Frieden die Energiepolitik und den öffentlichen Nahverkehr angehen.
Konz. Mit dem Bürgermeister der Stadt und der Verbandsgemeinde Konz, Karl-Heinz Frieden, sprach unser Redakteur Christian Kremer.
Was waren für Sie im Jahr 2011 die wichtigsten Entwicklungen in der Verbandsgemeinde Konz?
Frieden: Ich glaube, es gab 2011 viele richtungweisende Entscheidungen. Dazu gehört der Beginn der Förderprogramme Soziale Stadt in Konz-Karthaus und Aktives Stadtzentrum in der Innenstadt. Besonders bei der Sozialen Stadt haben sich viele Bürger beteiligt. Und wir haben mit der Aufnahme ins Investitionsprogramm die politische Grundlage für die Umsetzung erster Projekte bei beiden Programmen gelegt. Sofern der Stadtrat zustimmt, ist 2012 mit der Umsetzung zu rechnen.
Viel Geld ist 2011 in die Schulen und Kindergärten geflossen. Sind die Projekte in diesem Bereich abgeschlossen?
Frieden: 2011 haben wir in der Betreuungs- und Bildungspolitik in der Stadt und in der VG einen großen Schritt nach vorne gemacht. Insbesondere die gesetzlich vorgegebenen Kita-Erweiterungen und Neubauten, also die Frage nach der Platzgarantie, haben wir politisch gelöst und weitestgehend baulich umgesetzt.
Nach dem Atomausstieg ist der Einstieg in regenerative Energien bundesweit ein Thema - auch in Konz?
Frieden: Schon vor Fukushima war der erste Schritt in diese Richtung der Bau des Nahwärmenetzes in Konz-Karthaus mit einer Holzhackschnitzelheizung. Hier generieren wir eine Wertschöpfung in den heimischen Wäldern. Das Holz, das dort verbrannt wird, kaufen wir unseren Gemeinden ab. Das ermöglicht ihnen eine ertragreichere Forstwirtschaft, und es werden keine Euro auf die arabische Halbinsel überwiesen. Neben diesem finanziellen Hintergrund ist das Ganze auch CO-neutral und damit gut für unser Klima.
Und wie sieht das in Sachen Windkraft aus? Müssen die Bürger damit rechnen, dass überall neue Anlagen gebaut werden?
Frieden: Wenn man sich umhört, ist da sicherlich eine Goldgräberstimmung ausgebrochen. Aber wir haben hier in den Tallagen an Saar und Mosel nicht die prädestinierten Standorte für Windenergie. Die Windernte hat auch etwas mit der Höhenlage der Standorte zu tun. Für uns ist es sinnvoll, die planerischen Grundlagen über Flächennutzungs- und Bebauungspläne zu erarbeiten. Ich gehe davon aus, dass geeignete Standorte gefunden werden. Dann wollen wir das über die VG-Werke mit den Gemeinden Hand in Hand steuern, so dass nicht private Firmen die Gemeinden in Knebelverträge treiben.
Es kam in den Räten öfter Kritik auf, dass die VG-Werke sich nicht genug mit regenerativen Energien auskennen, um diese Aufgabe zu übernehmen. Werden hier neue Leute eingestellt?
Frieden: Wenn sich mit der Zeit der neue Betriebszweig Energie weiterentwickelt, wird das natürlich auch Rückwirkungen auf die Fachkräfte haben. Einen Einstieg haben wir schon gemacht, indem wir mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums, die Stelle eines Klimaschutzmanagers ausgeschrieben haben. Hier stellt sich natürlich auch die Frage, ob man solche Energiegesellschaften nicht gemeinsam auf der Kreisebene gründen könnte. Wir sind aber auch bereit, diesen Weg als VG zu gehen.
Ein eher enttäuschendes Thema für Sie war, dass der Stadtrat das Anrufsammeltaxi für Roscheid nicht verlängert hat. Gibt es da schon alternative Pläne für die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die Innenstadt?
Frieden: Das Anrufsammeltaxi nach Roscheid hätte man zumindest über die drei Jahre Förderlaufzeit weiterlaufen lassen sollen. Das Risiko der Stadt war durchaus überschaubar. Wir hätten höchstens 50 000 Euro ausgegeben - das wäre aber der Übergang vom AST zum Fahrplanbetrieb gewesen. Dann wäre unser eigentliches Ziel erreicht gewesen. Hier ist zu früh das Scheitern konstatiert worden.
Und Alternativen?
Frieden: Alternativen diskutiere ich seit Jahr und Tag mit der Trie rer Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Klaus Jensen. Weil der Schienenverkehr gesetzlich bevorzugt wird und wir keinen parallelen Busverkehr einrichten dürfen, müssen wir versuchen, einen Bus-Ringverkehr zu organisieren. Das Gleiche passiert auch zwischen Schweich und Trier. Und die Ringverkehrsverbindung führt unweigerlich über Roscheid - das ist mit den Experten der Stadtwerke Trier ausdiskutiert. Die Erkenntnis ist, dass eine Anbindung über die Pellinger Straße, die B 268, und nicht über die B 51 organisiert werden müsste.
Das heißt, der Bus führe über das Tälchen nach Roscheid und dann über die B 51 zurück nach Trier?
Frieden: Im Idealfall fährt der Bus von Trier die Pellinger rauf über eine neue Straßenanbindung nach Roscheid, dann zum Tälchen und über die Konzer Bahnhöfe und die B 51 zurück nach Trier oder andersherum. Die Resonanz in der Stadt Trier auf dieses Thema ist aber verhalten. Ich habe aber große Erwartungen, die sind Oberbürgermeister Jensen bekannt. Er hat mir versprochen, dafür in seinen Gremien zu werben. Nur so können wir mit Trier zusammen einen besseren ÖPNV auf die Beine stellen. Es bleibt aber immer noch offen, dass viele Menschen in Luxemburg arbeiten und täglich dorthin kommen müssen. Wir gespannt auf das von den Trierern angekündigte Verkehrskonzept - bisher kenne ich nur die Worthülse.