"Wir sind Marionetten"

HERMESKEIL. Die ehemaligen Arbeitnehmer des Hochwald Fleischwerkes blicken in eine ungewisse Zukunft. An Silvester wurde ihnen die Kündigung durch die Geschäftsleitung persönlich per Fahrer zugestellt.

Aus der Verbandsgemeinde Hermeskeil sind zwölf langjährige Mitarbeiter unter den Betroffenen der Kündigungs-Welle des Fleischwerks. Das Hoffen und Bangen fand an Silvester sein abruptes Ende. Während des ganzen Tages glühten die Telefondrähte der Fleischwerker. "Ist die Post bei dir schon durch?", "Hast du schon die Kündigung erhalten?", lauten die bangen Fragen. Zur gleichen Zeit macht sich die Personalabteilung von Thalfang aus in zwei Autos mit den Kündigungen auf den Weg, um den "Silvester-Knaller", noch bevor die Sektkorken knallen, fristgerecht zuzustellen.Rat- und Planlosigkeit

Was wird nun? Rat- und Planlosigkeit herrscht unter den Fleischwerkern. Jahrzehntelang waren sie in Thalfang beschäftigt, jetzt halten sie das endgültige "Aus" in Händen - die Existenzangst geht um. "Wenn ich das nur geahnt hätte, wir hätten niemals neu gebaut", sagt Anita Scholz aus Hermeskeil. Zwölf Jahre war die 42-Jährige im Thalfanger Fleischwerk beschäftigt, acht Jahre davon als Maschinenführerin. "Wir wollten immer nur unseren Job behalten. Jeder von uns hat so viel für die Firma gegeben", sagt eine sichtlich enttäuschte Anita Scholz. Nachts leidet sie unter Schlafstörungen und hat Albträume. "Zwischen den Feiertagen war es schon heftig, und die Belastungen mit dem Neubau werden ja nicht weniger", meint Ehemann Mario. Die Chance, eine neue Stelle zu finden, schätzt Anita Scholz, eine gelernte Werbegestalterin, als sehr gering ein. Anita Scholz fühlt sich regelrecht ausgenutzt. "Wir waren die Marionetten in einem Kasperle-Theater", vergleicht sie rückblickend. Noch vor einem Jahr habe ihr Personalchef Widauer mitgeteilt, dass sie sich keine Gedanken um ihren Arbeitsplatz machen solle, erinnert sich Scholz. Doch es sollte anders kommen. Kurz vor Weihnachten war das Ende der "Hochwald-Fleischwerke" perfekt. Der Betrieb schloss seine Tore, und alle Arbeitnehmer wurden beurlaubt. Mit den nun erhaltenen Kündigungen ist das Kapitel "Hochwald Fleischwerk" für die gekündigten Arbeitnehmer noch lange nicht erledigt. In Verbindung mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten werden die Fleischwerker vor das Arbeitsgericht gehen. "Wir klagen auf Wiedereinstellung", sagt eine Betroffene. Laut eines Gutachtens der Technischen Beratungsstelle Rheinland-Pfalz (TBS GmbH) in Trier böte sich im Milchwerk die Möglichkeit, einige Mitarbeiter weiter zu beschäftigen. Der Betriebsrat setzt seine Hoffnungen unterdessen auf den "Runden Tisch" am 12. Januar. Die ehemaligen Mitarbeiter müssen bei der Arbeitsagentur vorstellig werden und sich arbeitslos melden.

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