"Wir wollen keine Luftschlösser bauen"

GUSTERATH. In der Ortsgemeinde Gusterath wird bei den kommenden Kommunalwahlen erstmals auch eine Freie Wählergruppe (FWG) antreten. Die beiden Initiatoren wollen die Sache gelassen und ohne "großes Tamtam" angehen. Heute will die neue FWG ihre Bewerberliste für die Wahl aufstellen.

Den Anstoß gab der geschlossene Auszug der CDU aus dem Gusterather Ortsgemeinderat im Sommer 2003 (der Trierische Volksfreund berichtete). Seither regierte die SPD ohne die Mitsprache einer anderen politischen Gruppierung über die 2000-Einwohner-Gemeinde. "Auf Dauer kein Zustand", sagten sich Wilfried Forster (55) und Alfred Bläser und beschlossen, eine FWG auf die Beine zu stellen - für Gusterath absolutes Neuland.Bisher zehn weitere Interessierte

Bläser, Verwaltungsbeamter beim Eichamt Trier, und Forster, Lehrer an der Fachhochschule Trier, hatten als Vorsitzende zweier Vereine schon oft innerhalb der Gemeinde zusammengearbeitet. Die Idee mit der FWG war ihnen Anfang dieses Jahres bei einem zufälligen Gespräch über die politischen Verhältnisse im Ort gekommen.Forster: "Wir stellten schnell fest, dass wir die Situation völlig übereinstimmend einschätzen." Bläser und Forster machten sich im Dorf auf die Suche nach weiteren Interessenten, stießen auf Zustimmung, aber auch auf Ablehnung. Inzwischen haben sich zehn weitere Gusterather der FWG angeschlossen. Darunter sind junge Leute, aber auch Rentner und bisher nur eine Frau. Die Gusterather FWG ist ein mitgliedsfreier Zusammenschluss, der nicht wie die meisten anderen freien Wählergruppen als eingetragener Verein auftritt. Demnach gibt es auch keine Satzung und keinen Vorstand - die Initiatoren Bläser und Forster leiten die Gruppe formlos. Jeder Interessierte kann m itwirken, ohne vorher eine Mitgliedschaft erwerben zu müssen.Verzicht auf ein Wahlprogramm

"Wir wollen in unserem Gemeinwesen mitwirken, ähnlich wie bei unserer Vereinsarbeit. Wir wollen keinen Gegenpol bilden, sehen uns aber auch nicht als Handlanger des Ortsbürgermeisters", sagen die beiden Gusterather, nach ihren Zielen befragt. Und gibt es auch eine Art Wahlprogramm der neuen FWG? Die Antwort: "Wir bieten der Gemeinde unsere Kraft an, ohne in Zeiten knapper Kassen Luftschlösser bauen zu wollen." Und Bläser bekräftigt: "Wir sind Realisten. Großartige Programme aufzustellen, das wäre in der heutigen Situation unsinnig." Realistisch und zurückhaltend schätzen sie auch ihre Chancen am Wahltag ein. Auf die Stimmen enttäuschter CDU-Anhänger hoffen sie nicht, denn "die werden bei der Wahl wohl einfach zu Hause bleiben". Wenn wenigstens ein oder zwei FWGler in den Rat kämen, wäre das in ihren Augen schon ein Anfangserfolg. Die FWG lädt für den heutigen Donnerstag, 20 Uhr, alle in Gusterath Wahlberechtigten, die an einer Kandidatur auf der FWG-Liste interessiert sind, zu einer Versammlung ins Bürgerhaus ein.

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