"Wir wollen uns keine Rabattschlachten liefern"

Saarburg · Kleine, inhabergeführte Betriebe mit familiärer Atmosphäre und individueller Beratung: Damit will der Saarburger Gewerbeverband punkten, um sich gegen Einkaufszentren in Luxemburg und Trier zu behaupten. Rabattschlachten will er sich nicht leisten.

Der Gewerbeverband Saarburg (SGV) startet mit dem verkaufsoffenen Sonntag am 11. November ins Weihnachtsgeschäft. Der Nussknacker-Sonntag liegt in diesem Jahr besonders früh. SGV-Vorsitzender Heinz-Berthold Kind sprach mit unserem Reporter Tobias Thieme über die langen Bauphasen in der Innenstadt, die Konkurrenz aus Nachbarstädten, das neue Führungsteam des Verbandes und das Weihnachtsgeschäft in Krisenzeiten.

Die Saarburger Gewerbetreibenden und ihre Kunden haben ein hartes Jahr mit vielen Baustellen hinter sich. Wie ist es aus Sicht der Händler gelaufen?
Heinz-Berthold Kind: Nach fünf Jahren überwiegt die Freude darüber, dass es vorbei ist. Es war schon eine sehr lange Bauzeit. Und klar, es hat sich in der Kasse bemerkbar gemacht. Allerdings war es eine gerechte Baustelle. Jeder hat sie mal vor der Nase gehabt.

Die Geschäfte waren fast durchgehend erreichbar. Was waren die Hauptprobleme für die Händler?
Kind: Die Geschäfte waren immer zugänglich. Ich glaube, dass viele Kunden generell abgeschreckt waren von der Baustelle. Deswegen sind sie gar nicht erst in die Stadt gekommen.

Der Saarburger Einzelhandel hatte nicht nur mit Baustellen zu tun. Mit Trier liegt eine Großstadt vor der Haustür und Luxemburg rüstet mit Einkaufszentren auf. Wie wollen die Saarburger Händler punkten?
Kind: Wir merken die Konkurrenz. Aber wir wollen uns keine Rabattschlachten liefern. Da ziehen wir den Kürzeren …

… Auf besonders niedrige Preise kann der Kunde also nicht hoffen. Wie geht es dann?
Kind: Wir versuchen, besondere Aktionen zu machen, wie den Goldenen Oktober oder den Nussknacker-Sonntag. Wir verkaufen unser Stadtbild und bieten den Leuten ein besonderes Programm. Das sollen Erlebnistage sein. Wir sind ein kleiner, feiner Ort mit vielen Fachgeschäften. Wer individuelle Beratung und Kundennähe will, kommt nach Saarburg. Was uns noch fehlt, sind ein paar Magnetbetriebe in der Innenstadt, etwa ein Herrenausstatter.
Welche Unterstützung wünschen Sie sich von der Stadt Saarburg?
Kind: Im Prinzip läuft die Zusammenarbeit gut. Bei der Gestaltung des Fruchtmarktes wollen wir natürlich mitreden - auch wenn sich nicht alle Wünsche erfüllen lassen. Wir wollen möglichst viel ebene Fläche, die man als Parkplatz oder Veranstaltungsfläche nutzen kann. In Sachen Christkindl-Markt muss was passieren. Wir brauchen dringend mehr Elektroanschlüsse. Außerdem wollen wir den Markt in Richtung Pferdemarkt erweitern. 2012 bleibt noch alles beim Alten. Für 2013 sind wir mit der Stadt im Gespräch.

Im Frühjahr hat der SGV einen neuen Vorstand gewählt. Damals waren nicht genug Kandidaten bereit, zu kandidieren. Wie läuft die Vorstandsarbeit heute?
Kind: Das neue Team hat sich eingespielt. Mit Anne Parusel und Klaus-Werner Diewald haben wir ja noch Verstärkung bekommen. Mehr Engagement einiger Saarburger Geschäftsleute wäre gut. Aber mit elf Vorstandsmitgliedern kommen wir zurecht. Es ist trotzdem noch Platz für zwei weitere.

Das Weihnachtsgeschäft beginnt spätestens am kommenden Sonntag. Haben die Leute in Euro-Krisenzeiten Lust, Geld auszugeben?
Kind: Grundsätzlich glaube ich, dass die Leute schon etwas vorsichtiger geworden sind, was große Ausgaben betrifft. Aber Weihnachten ist immer noch ein Fest, für das man ein gewisses Budget hat. Da mach ich mir wenig Sorgen. thie
Extra

Der gebürtige Saarburger Heinz-Berthold Kind (52) hat seine Ausbildung im elterlichen Betrieb (Fa. Heinrich Kind) gemacht und anschließend an der Fachhochschule Trier Versorgungstechnik studiert. Nach dem Diplom 1987 kehrte Kind in den Familienbetrieb zurück, den er 1992 selbst übernahm. Kind ist seit März 2009 Vorsitzender des Saarburger Gewerbeverbandes (SGV). thie

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