Wo die Halle bebt und Gourmets genießen

BESCHEID. Kein Zweifel: Mit der altehrwürdigen Dreifaltigkeitskirche aus dem 15. Jahrhundert, der architektonisch charakteristischen Dorfhalle und der Mitte der 80er-Jahre neu gestalteten Ortsdurchfahrt zählt Bescheid zu den Hochwaldgemeinden mit dem attraktivsten Erscheinungsbild. Der 410-Einwohner-Ort hat aber nicht nur optisch einiges zu bieten.

Viel Infrastruktur oder große Wirtschaftskraft kann die idyllische, hoch über dem Dhrontal gelegene Gemeinde Bescheid nicht vorweisen. Seit vor mehr als drei Jahren das Lebensmittelgeschäft im Ort dicht machte, fehlt vor allem älteren Leuten die Möglichkeit, ihre täglichen Einkäufe vor Ort zu erledigen. "Das war ein echter Rückschritt für Bescheid", bekennt auch Ortsbürgermeister Raimund Olinger offen. Die Versorgung der Dorfbevölkerung ist durch "rollende Märkte" zwar nach wie vor gewährleistet. Die meisten Bescheider fahren aber lieber gleich nach Beuren, Hermeskeil oder auch nach Schweich zum Einkaufen. Auch gewerbliche Betriebe und die damit verbundenen Arbeitsplätze gibt es in Bescheid nur wenige - es muss also, vornehmlich nach Trier und Hermeskeil, "gependelt" werden. Von Vorteil ist da ohne Zweifel die gute Verkehrsanbindung des Ortes: Maximal zehn Minuten dauert die Fahrt bis zur Autobahnauffahrt "Mehringer Höhe". Doch für ein Produkt ist das Dorf bekannter Produktionsstandort: Brot aus der Bescheider Mühlenbäckerei ist nicht nur im Hochwald ein Begriff. Und auf dem Gebiet der Gastronomie ragt Bescheid über viele Orte hinaus. Der im Dhrontal gelegene "Forellenhof" ist eine beliebte Adresse, und die "Malerklause" mit Küchenchef Hans-Georg Lorscheider hat sich sogar einen festen Platz in fast allen wichtigen Restaurant-Führern gesichert. Bodenständiger geht es in der Dorfkneipe im früheren Pfarrhaus zu. An Attraktivität gewonnen hat Bescheid auch bei Pferdefreunden. "Die Ponyranch Kunterbunt findet vor allem bei Kindern sehr guten Zuspruch", weiß Ortsbürgermeister Olinger. Sportverein und Musikverein richten abwechselnd die Kirmes aus, die Feuerwehr organisiert Maifeier und Erntedankfest, die Frauengemeinschaft ist für den Weihnachtsmarkt verantwortlich, und alle zusammen stellen jedes Jahr am "Weiberdonnerstag" einen kleinen, aber feinen Karnevalsumzug auf die Beine. Zudem gibt es ein aktive Jugendgruppe. Mit ihren Veranstaltungen "Die Halle bebt" (die nächste ist heute um 20 Uhr) lockt sie immer wieder junge Leute aus der ganzen Umgebung in die Dorfhalle. Vorerst kein weiteres Neubaugebiet geplant

Finanziell steht Bescheid noch vergleichsweise gut da. Dank der Einnahmen aus drei Windrädern, die Ende 2004 an der A1 aufgestellt worden sind, ist der Haushalt des Hochaldorts im Lot. "Das ist ein warmer Segen für uns", sagt Olinger. In diesem Jahr will die Gemeinde mehr als 130 000 Euro ausgeben, vor allem für die Neugestaltung des Kirchenumfelds. Dazu zählt die Umwandlung des alten Friedhofsgeländes zu einer Grünanlage sowie die Sanierung von teilweise eingestürzter Friedhofsmauer und Kirchenvorbau. Das Anfang der 90er-Jahre erschlossene Neubaugebiet ist mittlerweile komplett bebaut, ein neues Baugebiet wird es jedoch wegen fehlender Nachfrage vorerst nicht geben. Die Dörfer sollten sich nicht immer weiter auf Kosten der Ortsmitte ausdehnen, findet Olinger. Der Bescheider Rat will lieber in den Dorfkern investieren und freie Flächen im Zentrum als Bauplätze vermarkten. Gedacht ist auch Aktivitäten zur "Dorferneurung".

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