Wo noch jeder jeden kennt

MERZKIRCHEN-KÖRRIG. Ortsbürgermeister Martin Lutz ist sich sicher: "Zunehmende Abwanderungszahlen vor allem bei jüngeren Leuten gefährden den Bestand unserer Dörfer." Der Entwicklung müsse man entgegenwirken - beispielsweise mit der Initiative "Leben und Wohnen in einem Dorf".

 Das Erfolgsrezept "Leben und Wohnen in einem Dorf" soll auch im Ortsteil Körrig die Einwohnerzahl steigen lassen. Ortsvorsteher Leo Weinacht (links) und Ortsbürgermeister Martin Lutz präsentieren den Bebauungsplan des Körriger Baugebietes "Großwies".Foto: Hermann Pütz

Das Erfolgsrezept "Leben und Wohnen in einem Dorf" soll auch im Ortsteil Körrig die Einwohnerzahl steigen lassen. Ortsvorsteher Leo Weinacht (links) und Ortsbürgermeister Martin Lutz präsentieren den Bebauungsplan des Körriger Baugebietes "Großwies".Foto: Hermann Pütz

"In Zukunft werden die Menschen dort wohnen, wo sie Arbeit finden", glaubt Lutz. Zudem böten die Städte ein breiteres Angebot an Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, sowie eine bessere Infrastruktur. Hinzu komme schwindendes Interesse - vor allem bei der jüngeren Generation - an der Ausübung der Landwirtschaft, die über Jahrhunderte hinweg das Leben auf dem Land geprägt habe. "Um zu verhindern, dass unsere Dörfer auf lange Sicht aussterben, müssen wir etwas tun", unterstreicht Lutz. Bereits vor vier Jahren entwarf die Ortsgemeinde Merzkirchen ein Konzept, dass in dieser Form nicht neu ist. 2004 schuf die Gemeinde im Ortsteil Merzkirchen ein Neubaugebiet. "Wir fragten uns, wie wir die Baustellen am besten an den Mann bekommen." Eine Möglichkeit sah die Gemeinde in der Initiative "Leben und Wohnen in einem Dorf". Neben einer Werbebroschüre sollte auch eine Art "Industriemesse" die Öffentlichkeit und damit potentielle Neubürger für das Leben im ländlichen Raum gewinnen. "Wir wollten den Leuten zeigen, dass die Lebensbedingungen auf dem Land nicht schlechter sind, als in Industriegegenden", berichtet Lutz. Zahlreiche ortsansässige Betriebe, darunter selbstvermarktende Landwirte und Gastronomen, präsentierten sich und ihre Produkte. "Der Erfolg ist nicht ausgeblieben", berichtet Lutz. "In mindestens zwei Fällen haben sich Leute für eine Baustelle in Merzkirchen entschieden." Inzwischen seien alle Bauplätze veräußert. Eine Neuauflage des Erfolgskonzeptes "Leben und Wohnen in einem Dorf" soll demnächst auch im Merzkirchener Ortsteil Körrig Früchte tragen. Im Neubaugebiet "Großwies" sind noch einige Bauplätze zu haben und auch innerhalb der alten Ortslage stehen mehrere Einzelparzellen zur Verfügung. Um das Interesse bei der Wohnraum suchenden Bevölkerung für das Leben auf dem Land, in diesem Fall im Ortsteil Körrig, zu wecken, veranstaltet die Gemeinde Ende September eine Gewerbeschau auf dem Körriger Dorfplatz nahe der alten Schule. Zahlreiche ortsansässige Betriebe, wie Autowerkstätten, eine Schreinerei, die Raiffeisen-Warenzentrale sowie mehrere Selbstvermarkter aus dem Bereich Obstbau und Landwirtschaft, werden ihre Angebotspalette präsentieren. Auch die örtlichen Vereine, darunter Musikverein, Sportverein und Kirchenchor, sollen den Besucher auf die vielfältigen Möglichkeiten zur Gestaltung der Freizeit hinweisen. Auch die Grund- und Hauptschule Wincheringen sowie der Kindergarten Trassem werden mit von der Partie sein. Zu der zweitägigen Veranstaltung gehört neben einem bunten Rahmenprogramm auch ein Gesprächsforum mit Gästen aus Wirtschaft und Politik, darunter Landrat Richard Groß und Bürgermeister Günther Schartz. "Ob sich unser Konzept auch in Körrig bewährt, wird die Zukunft zeigen", sagt Ortsbürgermeister Martin Lutz. Er sei aber zuversichtlich. "Man muss die Leute eben nur auf die Vorzüge des Lebens in der dörflichen Gemeinschaft hinweisen." Die landschaftlich reizvolle Umgebung mit malerischen Dörfern, die ländliche Idylle, aber auch die enge Dorfgemeinschaft, "wo noch jeder jeden kennt", böten gute Lebensbedingungen. Natürlich sei die Infrastruktur auf dem Land nicht mit der einer Stadt zu vergleichen und auch die Einkaufsmöglichkeiten seien nur begrenzt. "Aber heutzutage haben ohnehin die meisten ein Auto und bis Saarburg oder Trier ist es nur ein Katzensprung."

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