Wo wilde, schützenswerte Schönheiten blühen

SCHILLINGEN. Sie ist die kleine, wilde Verwandte der Osterglocke und zugleich eine schützenswerte botanische Kostbarkeit der Hochwald-Region: Am Sonntag, 15. April, dreht sich ab 10 Uhr in Schillingen alles um eine gelbe, derzeit blühende Schönheit. Rund um die Freizeitanlage findet das zweite rheinland-pfälzische Narzissenfest statt.

Auch bei der zweiten Auflage des Fests für die wilde Narzisse haben die Veranstalter - der Verein "Hochwald-Ferienland", die Ortsgemeinde Schillingen und das Forstamt Saarburg - im Vorfeld ein wenig zittern müssen. Doch diesmal unter völlig anderen Vorzeichen als bei der Premiere 2006, die rund 2000 Naturfreunde anlockte. Damals war wegen des harten Winters lange nicht klar, ob sich die kleine, wild wachsende Verwandte der in vielen Gärten beheimateten Osterglocke überhaupt in ihrer ganzen Pracht zeigen würde und sich die Besucher am Anblick leuchtend gelber Narzissenwiesen erfreuen könnten. Botanische Kostbarkeit zeigt sich in ganzer Pracht

Diesmal, so der Keller Bürgermeister Werner Angsten, "hatten wir schon Angst, dass die Narzissen bereits verblüht sein würden. Deshalb hat es sogar Überlegungen gegeben, das Fest vorzuverlegen". Letztlich haben die Organisatoren jedoch am ursprünglich vorgesehenen Termin, dem 15. April, festgehalten, was sich als weise Entscheidung entpuppte. Denn: "Wir können den Besuchern am Sonntag gleich drei Superlative bieten", macht Angsten allen Naturfreunden einen Abstecher nach Schillingen schmackhaft. Die Wettervorhersagen könnten mit Sonne satt und über 25 Grad nicht besser sein, die Narzissen stehen noch in voller Blüte und garniert wird das Programm mit einem kleinen, aber feinen Frühlingsmarkt mit 16 Ständen rund um die Spießbratenhütte am Freizeitzentrum. "Das sind optimale Voraussetzungen, sodass wir mit einer große Besucher-Resonanz rechnen können", sagt Walburga Meyer, die Geschäftsführerin von Hochwald-Ferienland. Zwar bilden der Frühlingsmarkt, die Erlebnisschule "Wald und Wild" für Kinder sowie mehrere Info-Stände einen stimmungsvollen Rahmen, die wichtigste Akteurin des Tages ist aber die Narzisse selbst. Ab 11.30 Uhr starten deshalb von der Freizeitanlage aus insgesamt drei geführte Exkursionen, die unterschiedlich lange dauern, zu den blühenden Wiesen im Ruwertal. Hochwälder Pendant zur Mandelblüte auf Mallorca

"Was die Mandelblüte für Mallorca, das ist die wilde Narzisse für unsere Region", sagt Angsten, der der Attraktivität der Natur im Hochwald eine wichtige touristische Bedeutung beimisst. Zur botanischen Besonderheit macht die schützenswerte Schönheit in erster Linie die Tatsache, dass sie in Deutschland östlich von Hochwald und Hunsrück nicht mehr wächst, wie Hans Reichert vom Naturschutzverband "Pollichia" weiß. Einst waren die wilden Narzissen im Hochwald weit verbreitet, bildeten im Frühjahr ausgedehnte gelbe Teppiche. Doch später wurde die Pflanze stark zurückgedrängt. Dass sich die gelbe Schönheit seit einigen Jahren wieder besser entfalten kann, hängt nicht zuletzt mit dem Ruwer-Randstreifen-Projekt zusammen. "Die Narzisse ist sehr lichtliebend und kann nicht in dunklen Fichtenwäldern gedeihen. Daher war die Entfichtung des Bachtals sehr wichtig", sagt der Schillinger Revierförster Michael Marx. Beim Narzissenfest geht es den Veranstaltern deshalb auch um Aufklärung. "Wir wollen den Menschen nicht nur ein beeindruckendes Naturschauspiel zeigen, sondern sie zugleich dafür sensibilisieren, dass die wilden Narzissen erhalten bleiben. Dazu gehört vor allem der Appell, dass man die Pflanzen nicht ausreißen oder ausgraben sollte", sagt Meyer.

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