Wohl oder Wehe hängt vom Wasser ab

Die Beteuerung, dass alles nach Recht und Gesetz abläuft, war nur ein schwacher Trost: Die geplante Verfüllung des Josefsstollens im TKDZ-Bergwerk mit Abfall weckt Ängste in der Bevölkerung, wie eine von den Grünen initiierte Diskussionsrunde mit Experten in Temmels zeigte.

 Kommt er mit dem Antrag durch, Teile des Josefsstollens mit Abfall zu verfüllen? Geschäftsführer Winfried Meseke von den Trierer Kalk-, Dolomit- und Zementwerken unter Tage. TV-Foto: Friedemann Vetter

Kommt er mit dem Antrag durch, Teile des Josefsstollens mit Abfall zu verfüllen? Geschäftsführer Winfried Meseke von den Trierer Kalk-, Dolomit- und Zementwerken unter Tage. TV-Foto: Friedemann Vetter

Temmels/Wellen. (alf) Der Aufklärungsbedarf ist groß: Fragen über Fragen zu den TKDZ-Plänen zum Auffüllen eines Stollens mit Abfall (Fachbegriff "Versatz") gab es kürzlich bereits in einer Bürgerversammlung in Wellen (der TV berichtete). Am Mittwochabend diskutierten nun ebenso engagiert auf Einladung der Grünen etwa 70 Interessierte im Gasthaus "Zur Mosel" in Temmels über das gleiche Thema. Die Anwohner sind besorgt: Die Belastung durch Staub und Lärm sei ohnehin schon hoch, so der Tenor, jetzt könnten weitere Emissionen zu Lasten von Mensch und Umwelt hinzukommen.

Prüfung: Ist ein Versatz sinnvoll?



Die "Phase 1" des Genehmigungsverfahrens werde wohl bald zugunsten des Bergwerkbetreibers entschieden, sagte Harald Ehses, Leiter des Landesamtes für Geologie. Spielraum gebe es für die Bergbaubehörde keinen; sie müsse den Antrag genehmigen, wenn die gesetzlichen Vorgaben erfüllt seien. Geprüft werde, ob ein Versatz möglich oder sinnvoll sei. Hierzu ergänzte Podiumsteilnehmer Professor Gerhard Rettenberger von der FH Trier, dass der Tatbestand der Verwertung von Abfall (im Gegensatz zur Deponierung nach dem Abfallrecht) nur erfüllt sei, wenn der Betreiber eine Notwendigkeit nachweise. Laut TDKZ-Antrag soll der Versatz die Standfestigkeit und die Luftzirkulation im Bergwerk verbessern sowie die Gefahr von Einbrüchen mindern. Ehses bemerkte, dass für "Phase 2" (Wo kann verfüllt werden?) nur trockene Stollen in Frage kommen. Um das zu prüfen, würden Bergamt und Struktur-und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord aufwendige hydrogeologische Gutachten in Auftrag geben. Erst in "Phase 3" sei zu prüfen, welche Stoffe als Versatz genommen werden dürften.

Zu Beginn des von der Bundestagsabgeordneten Ulrike Höfken moderierten Info-Abends hatte die Sprecherin des Grünen-Ortsverbandes Konz, Sabina Quijano, bereits darauf verwiesen, dass bei Bergversatz Abfälle mit Mineralstoffen wie Schlacken und Altsanden vermischt würden - zur benötigten Infrastruktur gehörten Lager, Silos, Hallen und Verladeeinrichtungen. Überwiegend werde dieses Verfahren in Kali- oder Salzbergwerken angewendet; in Rheinland-Pfalz gebe es unter Tage mit Versatz noch keine Erfahrungen. Die Grenzwerte bei der Versatzverordnung würden denjenigen bei Bauschuttdeponien entsprechen, sagte Alfred Weinandy von der SGD Nord. Die Einhaltung der Grenzwerte werde akribisch geprüft, was auch für den Gewässerschutz gelte. Wo fließt Wasser, wo fließt es hin, wie könnte es das Versatzmaterial beeinflussen? Von der Beantwortung dieser Fragen, so kristallisierte sich in der Diskussion heraus, könnte das Wohl oder Wehe des TKDZ-Vorhabens abhängen. "Wasser kommt überall aus dem Berg, egal wo man gräbt" sagte eine Anwohnerin. "Die Wasserseite wird der entscheidende Punkt", formulierte es Rettenberger.

Warum erst nach 34 Jahren?



Josef Kiefer aus Wellen erinnerte an den Grubenbruch von 1974 und wundert sich, "warum man es erst nach 34 Jahren für nötig hält, diese Stelle zu stabilisieren". Ist Versatz überhaupt notwendig? Diese Frage warf auch Jens Thewke von der Bürgerinitiative "Sauberes Wellen" in den Raum. Er mutmaßt, dass hier wirtschaftliche Vorteile eines Einzelnen über die Interessen der Bürger gestellt werden sollen.

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