Wohncontainer für Flüchtlinge in Kell

Kell am See · 60 bis 70 Asylbewerber sollen in der Ortsgemeinde Kell in sogenannten mobilen Wohneinheiten untergebracht werden. Diesen Anteil hat der Kreis als Kontingent für das fast 2000 Einwohner zählende Dorf errechnet. Ein möglicher Standort wurde in der jüngsten Sitzung ausdrücklich nicht genannt. Es ist eine Bürgerversammlung zu diesem Thema geplant.

Kell am See. Der Keller Ortsbürgermeister Markus Lehnen (CDU) ist sich der Problematik bewusst: "Machen wir uns nichts vor, der Flüchtlingsstrom wird stärker werden." Kell müsse auf Wunsch des Kreises Asylbewerber aufnehmen. Das werde man auch tun, aber nicht, ohne die Bürger umfassend zu informieren, um Vorbehalte abzubauen.
In die jüngste Sitzung des Ortsgemeinderates war Detlef Schmitz von der Kreisverwaltung gekommen. Er kalkuliert: "Rheinland-Pfalz rechnet 2015 mit 15000 Asylbewerbern. 3,6 Prozent kommen in den Kreis Trier-Saarburg." Für Kell bedeute das 60 bis 70 Menschen, die hier untergebracht, verpflegt und betreut werden müssen. Bislang konnten wegen Wohnraummangels im Ort Kell keine Flüchtlinge einziehen. Schmitz sieht zwar die Anlaufschwierigkeiten, wie beispielsweise Sprachkurse und viele Behördengänge, aber auch Chancen: "Da sind Leute mit guter Qualifikation dabei, die wir auf unserem Arbeitsmarkt dringend brauchen."
Kein Ghetto soll entstehen


Ortschef Lehnen denkt schon einen Schritt weiter: "Wir werden diese Menschen, sofern sie als Asylsuchende anerkannt sind, in Mietwohnungen in die Dorfbevölkerung integrieren." Auf keinen Fall solle ein Ghetto entstehen. CDU-Fraktionsvorsitzender Johannes Reitz sagt: "Es ist unsere heilige Pflicht, diesen Menschen zu helfen, die auf ihrer Flucht so viele Gefahren überstanden haben." Wenn Bedenken ausgeräumt seien, könne das ganze Dorf von den Neubürgern profitieren: "Das Leben in Kell wird bunter."
Horst Zimmert von der Freien Wählergemeinschaft Jäger sieht gerade die Deutschen aus der Geschichte heraus in der Verantwortung: "Ich wünsche mir eine Willkommenskultur."
CDU-Mann Dittmar Lauer erinnert an die Nachkriegszeit: "Ich war damals zwölf Jahre alt, und weiß noch sehr gut, wie die Vertriebenen in Kell ankamen."
Damals seien das 140 Menschen gewesen und damit 15 Prozent der Dorfbevölkerung, jetzt werden es gerade mal vier Prozent. Lauer forderte den Bau von Wohnungen. Wie in Konz oder Schweich sollen auch in Kell sogenannte mobile Wohneinheiten zur Aufnahme von Flüchtlingen aufgestellt werden. Die Kosten dafür bezahlt der Kreis.
Der Standort steht noch nicht fest. Darüber will der Bauausschuss diskutieren. Mit drei bis vier Monaten Vorlaufzeit rechnet Detlev Schmitz, bis die Wohneinheiten, die ausdrücklich nicht "Container" genannt wurden, ausgeschrieben, aufgebaut und an die Infrastruktur angeschlossen sind.
Der Keller Ortsgemeinderat fasste den formellen Beschluss, dem Antrag des Kreises auf Unterbringung von Flüchtlingen stattzugeben. In der Verbandsgemeinde Kell am See leben aktuell etwa 40 Asylbewerber. Sie verteilen sich auf die vier Orte Lampaden, Waldweiler, Zerf und Greimerath. doth

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