Zement für ein vereintes Europa

FREUDENBURG. Sprachliche Barrieren scheint es zwar zu geben, dennoch haben die Gemeinsamkeiten in den vergangenen 20 Jahren offenbar überwogen: Seit 1986 verbindet die Freudenburger eine enge Partnerschaft (Jumelage) mit der französischen Gemeinde Appoigny in Burgund.

Das Ziel war zweifellos hoch gesteckt. Man wolle "durch die Pflege enger freundschaftlicher Beziehungen zur Verwirklichung einer gemeinsamen Zukunft in einem geeinten Europa beitragen", heißt es in der im April 1986 von Vertretern beider Gemeinden unterzeichneten Urkunde. Immerhin: Die Freundschaft, die sich zunächst auf politischer und später auf privater Ebene entwickelte, hat gehalten - und die Freudenburger sind stolz darauf. Nicht zuletzt deshalb bot das 20-jährige Bestehen der Jumelage einen Anlass, die Freunde aus dem 375 Kilometer entfernten Appoigny in Burgund einzuladen. Hauptproblem ist die Sprachbarriere

Drei Tage lang hielt sich eine rund 30-köpfige Delegation in Deutschland auf. Höhepunkt des Besuchs war eine Feierstunde im Freudenburger Ducsaal. Dort, wo sich gewöhnlich hochkarätige Musiker die Türklinke in die Hand geben, ließen die Vertreter der Partnergemeinden die vergangenen zwei Jahrzehnte Revue passieren. Obwohl die Veranstaltung geprägt war vom Lob auf die Partnerschaft, für deren Erhalt sich auf beiden Seiten eigens gegründete Vereine stark machen, schlug Freudenburgs Ortsbürgermeister Bernd Gödert auch nachdenkliche Töne an. "Es ist ein Gefühl von Stolz, das mich bewegt", betonte er in einer Ansprache. Gleichzeitig stelle er sich die Frage, "ob alles so verlaufen ist, wie wir es uns vorgestellt haben". Die Geschichte der Partnerschaft begann im Jahr 1982, als die damaligen Gemeindeoberhäupter Klaus Kettenhofen auf deutscher Seite und sein französischer Amtskollege Jean Masse bereits privat in Verbindung standen. Zwei Jahre später trafen sich beide Gemeinderäte erstmals, und am 12. April 1986 wurde schließlich die Partnerschaft mit einer Urkunde besiegelt. Die für die "Belebung" zuständigen Freundeskreise hatten zu Beginn keine leichte Aufgabe. Das Hauptproblem war und ist die Sprachbarriere. Regelmäßige Treffen dies- und jenseits der deutsch-französischen Grenze, sowohl auf politischer als auch auf privater Ebene, vermochten es dennoch, dass sich die Beziehungen zwischen den Bürgern beider Kommunen vertieften. "So gesehen, kann ich die Frage, ob alles nach unseren Vorstellungen verlaufen ist, mit einem Ja beantworten", resümierte Bernd Gödert, der dem Vertreter der Gemeinde Appoigny, Daniel Bonnot, eine Gedenkmünze zum 950-jährigen Bestehen Freudenburgs überreichte. Der Beschenkte revanchierte sich mit einem Straßenschild, das auf den 375 Kilometer entfernten Ort im Nachbarland Frankreich und auf das Jubiläum der Partnerschaft hinweist. Zu den Gratulanten gehörte auch Bürgermeister Leo Lauer, der die freundschaftlichen Beziehungen beider Orte als "Zement" für ein vereintes Europa und darüber hinaus als Vorbild für die Jugend bezeichnete. Das Jubiläum soll in absehbarer Zeit auch auf französischer Seite gefeiert werden.

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