Zerf will 2015 und 2016 über drei Millionen Euro in neue Projekte investieren

Zerf · Neubau- und Gewerbegebiet, Ausbau der Ortsdurchfahrt und Kunstrasenplatz: In Zerf, dem zweitgrößten Dorf in der Verbandsgemeinde Kell, sollen dieses und nächstes Jahr vier Großprojekte angepackt werden, für die die Kommune mehr als drei Millionen Euro ausgeben muss. Die Investitionen haben noch in anderer Hinsicht ihren Preis.

Auf einer großen Baustelle sind die Arbeiten schon in vollem Gange: Am Rand von Zerf ebnen Bagger und schwere Maschinen bereits seit Frühjahr den Weg, damit Privatleute oberhalb der Schulstraße künftig Häuser bauen können. Im Hochwaldort mit seinen aktuell etwa 1530 Einwohnern wird nach mehr als 20 Jahren Pause wieder ein Neubaugebiet erschlossen. 36 Grundstücke mit einem Quadratmeterpreis von 74 Euro wird die Gemeinde dort zum Verkauf anbieten. Bereits im Spätsommer sollen die ersten Häuslebauer mit der Errichtung ihres Eigenheims loslegen können.

Bei diesem Projekt muss die Gemeinde zunächst in Vorleistung gehen. Im vom Rat einstimmig verabschiedeten Doppelhaushalt für die Jahre 2015/16 sind auf der Ausgabenseite 1,35 Millionen Euro für die Erschließung des Neubaugebiets vorgesehen. Dies wird über Kredite finanziert. Durch den im Etat eingeplanten Verkauf von jeweils sieben Grundstücken in diesem und im nächsten Jahr könnten aber rund 600 000 Euro wieder zurück in die Gemeindekasse fließen.

Auch an anderen Stellen von Zerf sollen in naher Zukunft Baumaschinen anrücken. "Unser Etat ist geprägt von Investitionen, ohne die die Gemeinde stagnieren würde. Er enthält aber keine Projekte, die völlig neu wären", betonte Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt (SPD) in seiner Haushaltsrede.

Für die CDU-Fraktion sagte Rainer Hansen: "Unsere Investitionen sind vernünftig. Wir schieben endlich einige Sachen an." VG-Chef Martin Alten (CDU) bewertete es so, dass in Zerf "große Investitionen anstehen, damit sich die Gemeinde weiterentwickeln kann".

Abgesehen vom Neubaugebiet stehen in Zerf noch drei weitere Großprojekte vor der Tür. An eins hängt sich die Gemeinde sozusagen nur dran. Der Bund wird voraussichtlich ab Frühjahr 2016 die Ortsdurchfahrt (B 407) Zerf erneuern. Die Gemeinde muss dann die Kosten für den Bau der Gehwege und der Straßenbeleuchtung stemmen, was sich auf 450.000 Euro addiert. Durch Anliegerbeiträge trägt aber auch bei diesem Vorhaben die Gemeinde nicht alle Ausgaben.

Am Zerfer Kreisel soll zudem ein Gewerbegebiet entstehen, in dem sich unter anderem ein Norma-Markt ansiedeln kann. Wegen dieses Discounters hatte es in der Vergangenheit viele Diskussionen gegeben, die inzwischen aber weitgehend abgeklungen sind. Die Erschließung des Gewerbegebiets schlägt mit 770.000 Euro zu Buche. Allerdings merkte Edith Rommelfanger von der Fraktion Gemeinsam für Zerf (GFZ) kritisch an, "dass das schon eine große Summe für bisher nur zwei Ansiedlungswillige ist". Als Einnahme sind im Etat zunächst 150.000 Euro für den Verkauf des Grundstücks für den Norma-Markt eingeplant.

Außerdem will die Gemeinde noch ihren stark sanierungsbedürftigen Hartplatz in einen Kunstrasenplatz umwandeln, was 535.000 Euro kostet. Für all diese Investitionen muss die Kommune weitere Kredite in Höhe von knapp 1,6 Millionen Euro aufnehmen. Nach einer langen Zeit ohne Schulden würden die Zerfer somit in Zukunft rote Zahlen schreiben.

Allerdings gilt generell: Wenn Gemeinden einen Haushaltsplan aufstellen, liegt die Betonung auf "Plan". Höchst selten werden die in einem Etat enthaltenen Posten tatsächlich eins zu eins umgesetzt. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Kommunalaufsicht - in diesem Fall die Kreisverwaltung Trier-Saarburg - den Haushalt genehmigen muss. Nach Auffassung von Karsten Jung von der Freien Wählerliste (FWL) müssen die Zerfer deshalb damit rechnen, "dass wohl noch an der ein oder anderen Stelle der Rotstift angesetzt wird". Auch Engelhardt wies vorsorglich darauf hin, "dass das ein oder andere Vorhaben eventuell noch verschoben werden muss". Denn neben den vier Großprojekten enthält der Etat auch noch einige kleinere Vorhaben - etwa die Dachsanierung an der Ruwertalhalle (180.000 Euro).Meinung

Zur richtigen Zeit
Zerf gibt seine Zurückhaltung auf: Das lässt sich mit Blick auf die großen Projekte im Hochwaldort zweifelsfrei sagen. Anlass für Kritik muss das aber nicht sein. Die Gemeinde hat jahrelang sehr sparsam gewirtschaftet und ist deshalb schuldenfrei über die Runden gekommen. Auf lange Sicht bedeutet Stillstand bei einem Ort mit der Größe von Zerf aber Rückschritt. So kann die Kommune zum Beispiel schon länger keine eigenen Bauplätze mehr anbieten. Dann ist es nach 20 Jahren Pause auch mal an der Zeit, sich mit einem nicht überdimensionierten Baugebiet für Neubürger attraktiv zu machen. So umstritten der Norma-Markt auch war und ist. Wenn es gutläuft, könnte gerade dessen Ansiedlung im Gewerbegebiet zum Türöffner werden, damit auch andere Firmen ihren Standort nach Zerf verlegen. Der Ausbau der B 407 wird während der Bauphase zwar sicher zur Belastungsprobe für Anlieger und Autofahrer. Letztlich wird dadurch aber das Ortsbild von Zerf aufgewertet. Nur ob angesichts so vieler anderer Vorhaben ein Kunstrasenplatz wirklich sein muss, darüber lässt sich trefflich streiten. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Im laufenden Geschäft wird die Gemeinde Zerf im Haushaltsjahr 2015 wahrscheinlich ein Defizit von 145 210 Euro erwirtschaften. 2016 wird ein Minus von 37 100 Euro erwartet. Um diese Beträge abzudecken, kann die Gemeinde aber noch auf Geld zurückgreifen, das sie auf der hohen Kante liegen hat, wie VG-Kämmerer Raimund Kramp auf TV-Anfrage sagte. Zerf verfügt noch über eine sogenannte Rücklage in Höhe von 600 000 Euro. Der Großteil dieses Betrags resultiert noch aus einer Sonderzahlung des Landes, die Anfang der 1990er Jahre zum Ausgleich für die Schäden im Zerfer Wald nach den Orkanen Vivien und Wibke geflossen ist. ax

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