Zerf will Energie aus Windkraft

Der Rat der Ortsgemeinde Zerf hat sich über die künftige Nutzung von Windenergie informiert. Der Regionalplanmanager der Firma Juwi aus Wörrstadt, Michael Lüer, präsentierte dem Gremium einen möglichen Standort für bis zu sechs Windräder.

 Windräder sollen bald auch in Zerf stehen, das ist auf jeden Fall der Wunsch des Gemeinderates. TV-Foto: Archiv/ Friedemann Vetter

Windräder sollen bald auch in Zerf stehen, das ist auf jeden Fall der Wunsch des Gemeinderates. TV-Foto: Archiv/ Friedemann Vetter

Zerf. "Die hundertprozentige Abdeckung des Bedarfs durch erneuerbare Energie ist möglich". Diesen Satz schickte Michael Lüer von der Firma Juwi in Wörrstadt seinem Vortrag voraus. Der Ortsgemeinderat Zerf hatte den Fachmann eingeladen, um zu erfahren, wie groß die Chancen einer effektiven "Windernte" in Zerf sind.

Juwi könne die gesamte Projektentwicklung übernehmen, von der Beratung über die technische bis hin zur kaufmännischen Betriebsführung, bot der Diplom-Geograf an und wies auf die große Referenzanlage in der Morbacher Energielandschaft hin, wo Juwi 14 Windräder, eine Biogas- und Holzpelletieranlage betreibt.

Bis zu sechs Windräder mit 135 Meter Nabenhöhe



Lüer sieht in der Windkraft die effektivste Form der Stromgewinnung, noch vor Solar- und Biogasanlagen. Außerdem könnten solche Anlagen langfristig zur Stabilisierung der Strompreise beitragen, ist er überzeugt.

Auf einem rund 48 Hektar großen Waldstück zwischen Zerf und Greimerath könnten auf einer Fläche von nur 5000 Quadratmetern bis zu sechs Windräder mit 135 Metern Nabenhöhe gebaut werden, die bis zu 50 Millionen Kilowattstunden Strom in Jahr erzeugen. "Zerf würde zum Stromexpor teur und attraktiv für neues Gewerbe", macht Lüer die Anlage schmackhaft. Schall- und Schattenwurfauflagen würden eingehalten. Die Anlage würde außerdem gut einen Kilometer von den nächsten Häusern weg stehen, weder die Kernzone des Naturparks Saar- Hunsrück tangieren, noch FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitate).

Wegen des Naturschutzes sei jedoch ein ornithologisches Gutachten nötig.

Die Türme könnten außerdem für die Verbesserung des Mobilfunknetzes und der DSL- Versorgung genutzt werden.

Bei drei Windrädern, so rechnete der Experte vor, könnten rund 60 000 Euro in die Zerfer Gemeindekasse fließen. Hinzu kommen Gewerbesteuereinnahmen von anfangs 15 000 Euro mit stark steigender Tendenz nach Abschreibung der Anlagen.

Sitzungsleiter Dieter Engelhardt sieht zunächst internen Diskussionsbedarf. "Die gesamte Bevölkerung sollte in ein solches Projekt eingebunden werden", so der Erste Beigeordnete. Der immer noch erkrankte Ortsbürgermeister Manfred Rommelfanger (SPD) drängt, wie sein Amtskollege und Parteifreund Manfred Rauber aus Waldweiler, auf eine baldige Diskussion im Verbandsgemeinderat. "Der regionale Raumordnungsplan muss punktuell für neue Anlagen geöffnet werden", so Rommelfanger.

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kell, Werner Angsten, sagt: "Eine intensive Diskussion muss kommen, vor allem auch darüber, wie künftig Einnahmen aus Windkraft gleichmäßiger unter den 13 Ortsgemeinden aufgeteilt werden könnten."

Der CDU-Gemeindeverbandsvorsitzende Sascha Kohlmann sieht die Diskussion ebenfalls als wichtig an, gibt jedoch zu bedenken: "Wenn der Fachmann von einer bestimmten Firma kommt, ist das keine unabhängige Information mehr."

Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wählergemeinschaft (FWG) im Verbandsgemeinderat, Erwin Rommelfanger, hat kein Problem mit Windrädern: "Man sieht überall so viele davon, die fest zum Landschaftsbild gehören."

Die SPD im Verbandsgemeinderat will beantragen, dass die Windkraft als Tagesordnungspunkt in der nächsten Sitzung behandelt wird. Extra Bislang gibt es acht Windräder in der Verbandsgemeinde Kell am See. Fünf stehen auf der Gemarkung Lampaden auf dem "Dreikopf", ein großes und ein kleineres bei Obersehr und ein privates Windrad an der Hunsrückhöhenstraße bei Kell. Zerf, Waldweiler und Baldringen streben die Nutzung der Windenergie an. Die Gemeinde Weiskirchen jenseits der Landesgrenze will ebenfalls Windenergie nutzen. Das Projekt ist jedoch umstritten. (doth)

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