Zerfer pochen auf ihre Windkraftpläne

Zerf · Im Zerfer Rat herrscht weiter Einigkeit: Die Gemeinde verfolgt nach wie vor das Ziel, dass sich auf ihrem Gebiet bis zu zehn Windräder drehen sollen. Weil die dafür vorgesehenen Flächen nahe der Landesstraße 142 in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück liegen, ist dieser Standort umstritten. Die Zerfer wollen dehalb erreichen, dass dieses Areal aus der Kernzone herausgenommen wird. Dieser Antrag wird nun nach Mainz geschickt.

Zerf. "Bis Ende des Jahres muss etwas geschehen, damit endlich die Belange berücksichtigt werden, die wir schon so lange kundtun." Das sagt Dieter Engelhardt (SPD), Ortsbürgermeister von Zerf, im Hinblick auf das Thema Windkraft und die damit verbundenen Dauerdiskussionen über die Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) in der Verbandsgemeinde (VG) Kell.
Auch Zerf gehört zu den windkraftwilligen Gemeinden in der VG. Für ihre Pläne hat sie Verträge mit der im Westerwald beheimateten Betreiberfirma Schütz geschlossen. Vorgesehen ist der Bau von bis zu zehn Rädern auf dem Rücken des Schwarzwälder Hochwalds in der Nähe der L 142 Richtung Weiskirchen. Die 3,2 Megawatt-Anlagen hätten eine Gesamtgröße von 200 Metern.
Doch es gibt mehrere Probleme. Der Zerfer Wald gehört zwar neben Kell/B 407, Keller Gebrüch, Teufelskopf bei Waldweiler und Manderner Rodung zu den fünf Standorten, die derzeit noch im laufenden Verfahren der VG im Rennen sind. Aber in diesen Planungen auf VG-Ebene ist für die Zerfer Fläche nur ein schmaler Geländestreifen vorgesehen. Um zehn Räder zu bauen, wäre aber eine Erweiterung der Fläche nötig. Diesen Antrag aus Zerf hatte der VG-Rat im Februar 2014 abgelehnt. In dieser Sitzung gab es auf Initiative der CDU-Fraktion noch einen zweiten Mehrheitsbeschluss, der den Zerfer Standort betraf. Das Gremium sprach sich gegen Windräder in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück aus.
Am Montagabend hat der Zerfer Rat einstimmig beschlossen, dass er einen neuen Anlauf unternehmen wird. Der Antrag auf Erweiterung der Flächen an der L 142 wird erneut dem VG-Rat vorgelegt, in dem seit der Kommunalwahl SPD und FWG eine Mehrheit haben. VG-Chef Martin Alten (CDU) betonte, dass es Ende November eine Windkraftsitzung des VG-Rats geben wird, bei der dann auch über den neuerlichen Zerfer Antrag diskutiert und entschieden werden soll.
Alten richtete zum wiederholten Mal einen Appell an alle Beteiligten, dass es gemeinsames Ziel sein müsse, sich auf einen FNP zu einigen und dafür auch Kompromissberereitschaft zu zeigen. Denn ohne FNP drohe ein Wildwuchs an Windrädern. "Dann könnten Leute auf die Idee kommen, Anlagen auf Flächen zu bauen, an die heute noch keiner denkt", sagte Alten.
Die Zerfer Politiker machten aber fraktionsübergreifend ihre Erwartungshaltung deutlich, dass ihr geplanter Park an der L 142 zum Zug kommen soll.
Neben der Erweiterung der Flächen will die Gemeinde Zerf zudem erreichen, dass das für den Windpark vorgesehene Gebiet aus der Naturpark-Kernzone ausgeklammert wird. Darin liegt das Areal an der L 142 seit 1980, was durch eine Rechtsverordnung des Landes festgelegt ist. Aus Sicht der Zerfer könne aber nicht davon die Rede sein, dass auf ihrer Fläche noch "Erholung in der Stille" möglich ist, wie es in der Definition der Kernzonen formuliert ist. Es werde dort intensive Forstwirtschaft betrieben und auch die Straße sei ganz in der Nähe, argumentierte Engelhardt.
Der Rat einigte sich deshalb darauf, einen Antrag nach Mainz zu schicken und zu fordern, dass die Zerfer Fläche aus der Kernzone raus soll.
Wie das Land mit diesem Vorstoß umgehen wird, ist aber noch völlig offen. axExtra

In der Ratsdebatte über den geplanten Windkraft-Standort Zerf betonte Michael Finkler von der Bürgerunion offene Kommunalpolitik (BOK), "dass es für mich völlig unverständlich wäre, wenn unsere Fläche, die die windhöffigste in der VG ist, aus der Planung herausgenommen würde. Das kann dann keine vernünftige, sondern nur eine politische Entscheidung sein." Außerdem verwiesen Karsten Jung (Freie Liste) und Günter Dexheimer (SPD) darauf, dass die saarländische Gemeinde Weiskirchen mit ihren im Bau befindlichen Rädern am Schimmelkopf auf demselben Höhenzug schon Fakten schaffe. Das Landschaftsbild sei damit ohnehin schon beeinträchtigt. Für Ortschef Dieter Engelhardt liegt es auf der Hand, Windräder dort zu bauen, "wo schon eine Vorbelastung da ist". Er stellte klar, dass die Zerfer nicht an ihren Windkraftplänen rütteln lassen. In Richtung VG und deren Bürgermeister Martin Alten sagte Engelhardt: "Es wäre sinniger und einfacher, wenn wir das im Einklang machen, als uns darum zu streiten und es gerichtlich regeln zu lassen." ax

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort