Zerfer Polster wird dünner

ZERF. In dieser komfortablen Lage befinden sich nur noch wenige Gemeinden: Den Zerfer Haushalt 2005 kennzeichnen schwarze Zahlen und ein (noch) sanftes Rücklagen-Polster. "Wenn sich aber nichts Wesentliches an der allgemeinen Finanzaustattung der Kommunen ändert, dann sehen wir uns auch in Zerf bald am Ende der schönen Zeiten", sagt der Ortschef.

Kein Zweifel, um das Zahlenwerk, das Manfred Rommelfanger (SPD) seinem Rat im Bürgerhaus vorlegen konnte, werden ihn viele seiner Ortsbürgermeister-Kollegen heftig beneiden: Der Zerfer Haushalt, der nach kurzer Diskussion einstimmig verabschiedet wurde, ist auch im Jahr 2005 ausgeglichen und stabil. Mehr noch: Die 1200-Einwohner-Gemeinde ist nach wie vor schuldenfrei, sie kann ihre geplanten Investitionen ohne Kreditaufnahme finanzieren und verfügt zu Beginn des Jahres noch über eine stattliche allgemeine Rücklage von zirka 1,2 Millionen Euro. Viel mehr Positives gibt es für Rommelfanger aber nicht mehr zu vermelden. "Aus eigener Wirtschaftskraft sind wir nicht mehr in der Lage, die Aufgaben zu erfüllen, die wir uns im Verwaltungshaushalt gestellt haben", kommentiert er die Tatsache, dass aus der Rücklage die "gewaltige Summe" von rund 124 000 Euro entnommen werden musste, um diesen Etat auszugleichen. Woran das in erster Linie liegt, machte Rommelfanger mit Blick auf folgende Fakten deutlich. Von den "riesigen Einnahmen" an Steuern und Zuweisungen (insgesamt rund 760 000 Euro) "bleibt uns nur noch ein spärlicher Rest von etwa 100 000 Euro übrig". Alles andere muss Zerf über die Grundschul-Umlage und die allgemeine Umlage (allein 524 000 Euro) an die Verbandsgemeinde und den Kreis abführen. Für Rommelfanger Anlass genug, grundsätzliche Forderungen zu stellen und eine kommunale Finanzreform anzumahnen. "Die Gemeinden brauchen wieder mehr Spielraum." Das Zerfer Polster wird aber noch dünner: Auch für die Finanzierung der im Vermögenshaushalt vorgesehenen Investitionen muss die Gemeinde auf Rücklagemittel zurückgreifen. Das lässt das Geld auf der hohen Kante um weitere 285 000 Euro schrumpfen. "Es steht zwar im Jahr 2005 nichts ganz Großes an, sondern viel Kleckerkram. Aber diese Projekte sind wichtig für den Erhalt und die Verbesserung der Infrastruktur im Ort", betont der SPD-Mann. Der dickste Brocken, der im Vermögens-Etat eingeplant ist, betrifft den Bereich "Gemeindestraßen". In diesem Unterabschnitt sind insgesamt Investitionen von 81 700 Euro vorgesehen. Für den Straßenbau im "Mühlenflur" gibt die Gemeinde 40 700 Euro aus, als Planungskosten für den beabsichtigten Ausbau der Bahnhofstraße wurden 23 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Weitere größere Ausgabe-Posten sind der Kauf eines neuen Traktors mit Zusatzgeräten für den Bauhof (52 225 Euro), die Baukosten für den Jugendraum im Ortsteil Oberzerf (34 000 Euro), weitere Sanierungsarbeiten an der Ruwertalhalle (24 500 Euro), die Errichtung einer Urnenwand auf dem Friedhof in Oberzerf (15 000 Euro) und die Sanierung des Ehrenmals, die mit 5000 Euro veranschlagt wurde. Den Zerfern wird angesichts dieser eher maßvollen Investitionen zwar auch am Ende des Jahres 2005 ein finanzielles Ruhekissen zur Verfügung stehen. "Aber", gab Raimund Kramp zu bedenken, "die großen Maßnahmen kommen mit Gewerbegebiet, Neubaugebiet und Bahnhofstraße erst noch. Wenn‘s dick kommt, ist die Rücklage in zwei Jahren weg", sagte der Kämmerer der Verbandsgemeinde in der Zerfer Ratssitzung. Auswirkungen auf den Steuerzahler hat die geplante Erneuerung der "Bahnhofstraße", die frühestens im Jahr 2007 im Angriff genommen werden kann und voraussichtlich 1,6 Millionen Euro kosten wird, übrigens schon heute. Um Zuschussmittel des Landes aus dem Investitions-Stock beantragen zu können, kam der Zerfer Rat nicht umhin, die Hebesätze für die Grundsteuer B von 310 auf 320 Prozent und die der Gewerbesteuer von 320 auf 330 Prozent zu erhöhen. "Damit liegen wir im Vergleich mit den meisten anderen Gemeinden aber immer noch sehr günstig", sagte Rommelfanger.

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