In diesem Jahr gab es eine Neuheit: das erste Zeugnis der Integrierten Gesamtschule (IGS) Hermeskeil. Damit verbunden war für viele Eltern der rund 800 "Restschüler" die bange Frage: "Wie sieht das Zeugnis unseres Kindes aus?"

Uns wurde unmissverständlich klargestellt: Es gibt kein Zeugnis einer Schule, die nicht mehr existiert. Das widersprach aber der vorherigen Aussage, dass "die Restschulen auslaufen und alles so bleibt, wie es ist". Ich frage mich: War das Gedankenlosigkeit oder bewusstes Irreführen der Betroffenen?

Natürlich gibt es unterschiedliche Ansichten. Ist der eine begeistert darüber, ein IGS-Realschule-plus-Zeugnis zu bekommen, ist der andere entsetzt. Eben je nach zuvor gewählter Schulart. Das hat nichts mit Menschen zweiter Klasse zu tun.

Jahrzehntelang gab es mit Hauptschule, Realschule und Gymnasium drei Schulformen. Jahrzehntelang haben Hauptschüler später Abitur gemacht und Gymnasiasten nach der neunten oder zehnten Klasse ihre Schule verlassen. All das trotz unterschiedlichen Basiswissens. Denn wer glaubt schon, dass Biologie in Klasse sieben an Haupt-, Realschule und Gymnasium inhaltlich gleich unterrichtet wurde? Wozu dann die unterschiedlichen Studiengänge für angehende Lehrer der verschiedenen Schulformen?

Die heutigen umbenannten Schüler der Restschulen jedoch werden alle weiter in ihrer alten Schulform unterrichtet. Sie sind keine IGS-ler und auch keine Realschüler plus - und sie werden es auch nicht durch die Umbenennung ihrer alten Schule.

Als die Einschulung des letzten Jahrgangs der Restschüler in Hermeskeil 2009 stattfand, wurde zumindest in der Erich-Kästner-Realschule verkündet, dass diese Kinder die letzten seien, die den regulären Realschulabschluss erhalten werden - das wird 2015 sein.

Das sollte dann aber auch ersichtlich sein auf einem Zeugnis. Zumindest für die, die Wert darauf legen.

Bei aller Lobby für die IGS: Dürfen die Restschüler als solche behandelt werden?

Iris Leyendecker, Rascheid

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